Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06
immer weiter nach Norden ausbreiten. Je
nach dem, wie Faraday mit ihrer Bepflanzung vorankommt. Ich kann die Geisterkreaturen erst schlagen,
wenn die Edle alle Schößlinge eingesetzt hat. Und vorher
möchte ich auch gar nicht gegen sie marschieren. Erst
wenn das große Tauen die Eisdachalpen erreicht hat, reite ich nach Norden. Dann befinden die Skrälinge sich im
Nachteil, während alle Vorteile auf unserer Seite sind.
Verdammt, Freunde, diesmal will ich siegen!«
Er lachte, und seine gute Laune wirkte ansteckend.
Die Befehlshaber lachten mit ihm; nur Belial wandte sich
schon kurz darauf ab. Mutter, gebt, daß er recht behalten
wird, betete er in Gedanken. Helft uns, daß die Schönheit
und die Hoffnung diesmal gewinnen und ewig währen.
Der Leutnant hob den Kopf wieder und lächelte seinem
Freund zu. Hoffentlich erwartet unsere Sache die Wahrheit und keine neue Lüge.
Oberhalb von Jervois verschlechterte sich das Wetter
zunehmend. Sie ritten durch frostigen Nordwind, der
Schnee und Eis mit sich führte. Doch obwohl Gorgraels
Macht hier in Ichtar noch ungebrochen zu sein schien,
mehrten sich auch in dieser Region die Zeichen für das
bald einsetzende Tauwetter. Als die Armee dann in die
Urqharthügel gelangte, ließ der Sturmwind endlich nach,
und auf den Höhen selbst fand sich kaum noch Schnee.
Nach wenigen Tagen erkannten sie schon den blauen
Nebel, der Sigholt und den Lebenssee schützend umgab.
Nur noch wenige Stunden Ritt, bis sie Geborgenheit und
Ruhe erwarteten.
»Und Eure Gemahlinnen«, lächelte Aschure Belial
und Magariz an, während sie am Nachmittag über einen
schmalen Paß zogen. »Ihr beide werdet von Eurem sorglosen Junggesellenleben Abschied nehmen und Euch
wieder in die ehelichen Pflichten fügen müssen. Vermutlich hattet Ihr es deswegen neulich so eilig, nach Norden
zu reiten und Gorgraels Eisfestung zu erstürmen.«
Belial zwinkerte dem Fürsten zu und lachte. »Ich kann
es gar nicht abwarten, Kassna wiederzusehen. Wir alle
drei«, er nickte in Richtung von Axis und Magariz, »sahen uns gezwungen, unsere Gemahlinnen wenige Wochen nach der Vermählung zu verlassen, um nach Norden zu reiten. Nur dem Sternenmann winkte ein gnädiges
Schicksal, durfte er die Lasten eines Ehemanns doch ein
wenig eher wieder auf seine Schultern nehmen als wir
anderen.«
Alle lachten, doch währenddessen suchte der Krieger
Aschures Blick: Habt Ihr den Fürsten schon eingeweiht?
Nein, dieses Recht und Vergnügen steht allein seiner
Gemahlin Rivkah zu.
Axis wandte sich ab, und die Zauberin betrachtete ihn
mit einem besorgten Blick. Er hatte alles andere als freudig die Nachricht von der Schwangerschaft seiner Mutter
zur Kenntnis genommen.
Die Späher, die vorausritten, stießen am Spätnachmittag
auf die blaue Dunstwand. Axis lächelte Aschure zu und
wandte sich an seine Befehlshaber: »Nun, meine Freunde, was meint Ihr: Verbringen wir noch eine Nacht im
Freien und reiten morgen früh ein, oder …«
»Wir begeben uns sofort nach Sigholt!« ließ der Fürst
ihn gar nicht erst ausreden. Sein Gesicht strahlte vor Vorfreude. »Ein warmes Bett käme mir heute nacht gerade
recht!«
Euch wird es noch heißer, als Ihr Euch das jetzt vorstellen könnt, dachte der Krieger und sah dann die beiden
anderen fragend an.
Belial lachte über Magariz’ Eifer, bemühte sich dann
aber gar nicht erst zu verbergen, wieviel ihm selbst auch
an einer raschen Ankunft in der Festung lag: »Würdet Ihr
etwa eine Nacht unter freiem Himmel verbringen wollen,
Axis, wenn Aschure nur wenige Meilen entfernt in einer
festen Unterkunft wartete? Ich glaube nicht. Deswegen
sage ich, wir reiten weiter.«
Der Häuptling nickte ebenfalls. »Sa’Kuja hat mir von
dieser magischen Burg berichtet, Sternenmann. Ich freue
mich schon auf ihre Brücke, habe ich ihr doch viel zu
sagen.«
»Dann erwartet uns ein Nachtritt und eine Begrüßung
unter dem Sternenhimmel. Arne, begebt Euch zu den
Einheiten, und teilt ihnen mit, daß wir den Marsch fortsetzen und uns an seinem Ende Wärme, eine tüchtige
Mahlzeit und Schutz vor den Winden erwarten.«
Kaum befanden sie sich innerhalb der Nebelkuppel,
hörten Böen und Kälte auf. Nicht lange danach hatte die
ganze Armee das verzauberte Land erreicht. Der Krieger
trieb seinen Hengst an, ritt den anderen ein Stück voraus
und genoß die Berührung der Magie an seiner Haut.
»Axis!« rief Aschure und lenkte ihr Roß neben das
seine. »Wollt Ihr nun, da wir
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