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Die Graefin der Woelfe

Die Graefin der Woelfe

Titel: Die Graefin der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Falk
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an den Schultern und wirbelte sie im Kreis herum.
    Marijke ließ es sich gefallen, bis sie außer Atem mit beiden Händen abwehrte. »Aber Prinzessin, warum sind Sie denn so fröhlich?«
    Das Gesicht der Prinzessin erblühte in tiefem Rot. Normalerweise hielt sie ihre Gedanken gern bei sich, doch der Wein machte sie gesprächig. »Hast du seine Augen gesehen? Oh mein Gott, was hat er schöne Augen. Und sein Haar, hast du das gesehen, Marijke?« Die Worte sprudelten nur so aus ihr hervor. »Er trägt keine Perücke, sein Haar ist vollkommen schwarz und ohne eine einzige graue Strähne. Was glaubst du, wie alt er ist?«
    Das wusste Marijke ganz genau. Während des Festes hatte sie die Gelegenheit genutzt, die Bediensteten des Grafen eingehend über ihren Herren auszufragen. Bisher war sie der Ansicht gewesen, dass Amalia ein Ehegatte aus besserem Hause zustehen würde. Allerdings war das, was sie in den vergangenen Stunden über den Grafen gehört hatte, sehr dazu angetan, sie mit dieser Hochzeit zu versöhnen.
    »Zehn Lenze dürfte er mehr zählen als Sie.« Geschwind kleidete sie die Prinzessin um und geleitete sie zu Bett. Anschließend zog sie sich einen Stuhl herbei und berichtete, was sie vom Kammerdiener des Grafen gehört hatte.
    »Wenzel von Falkenstein lebt auf der Burg Falkenfried, die das Dörfchen Zwinzau überragt, und ist ein leidenschaftlicher Jäger. Darüber hinaus wird er von den Bediensteten als Mann guter Manieren und mit einem feinen Gemüt geschildert.«
    Alles, was über ihn herumgetragen wurde, wies ihn als guten Ehemann aus. Mit Freude beobachtete sie, wie sich Amalias Gesicht während der Erzählung entspannte. Sie zupfte ihrer Prinzessin eine Haarsträhne zurecht, und als sie sich über das zarte Antlitz beugte, um ihr einen Gutenachtkuss zu geben, war das Mädchen eingeschlafen.
    Das Kind würde heiraten und sie würde mit ihr an einen fremden Ort ziehen. Marijkes Herz krampfte sich zusammen. Was würde geschehen, wenn Amalia sie nicht mehr brauchte?
     
    *
     
    Am Morgen erwachte Amalia früh und mit ihr die alten Zweifel, zu denen sich weitere, bisher unbekannte hinzugesellten. Sie stand auf und betrachtete sich kritisch vor dem Spiegel. Sie war viel zu groß. Zu ihrer Entlastung konnte sie zwar eine schlanke Taille vorweisen, doch ihre Hände waren riesig und ihre Nase entschieden zu schief. Das störrische Haar wirkte glanzlos und von einer undefinierbaren Farbe, kein Vergleich zur seidenweichen Pracht ihrer Mutter. Amalia schnitt ihrem Spiegelbild eine Grimasse. Sicherlich war sie dem Grafen nicht hübsch genug, und er zog bereits mit seinem Gefolge zu einem anderen Hof, wo er eine wesentlich schönere Braut finden würde. Ein vorsichtiger Blick aus dem Fenster brachte nur teilweise Beruhigendes, es waren zumindest weder Reiter noch Kutschen zu sehen.
    Amalia blinzelte in das helle Tageslicht. Ein Gedanke stach in ihr Gemüt, klar und leuchtend wie die aufgehende Sonne. Sie presste die Lippen zusammen. Was sollte die Träumerei? Niemals würde sie heiraten, weder ihn noch einen anderen, keiner würde sie nehmen wollen. Selbst wenn der Graf an ihrer unvollkommenen Gestalt Gefallen fände, so würde er doch, wenn er erführe, was damals geschehen war, sofort wieder verschwinden.
    Ein zaghaftes Klopfen kündigte Marijkes Ankunft an. Hastig wischte sich Amalia über die Augen.
     
    Sie saßen gemeinsam beim Frühstück, als der Fürst gemeldet wurde. Er trat ein und ein feines Lächeln umspielte seine Mundwinkel. »Dies hier ist einer der schönsten und schwersten Momente im Leben eines Vaters«, begann er mit belegter Stimme.
    Amalias Herz klopfte heftig. Sie wagte kaum, ihren Vater anzusehen.
    »Graf Wenzel ist mir in den vergangenen Jahren ein guter Freund geworden. Ich habe ihn bei Hofe kennengelernt. Der Kaiser vertraut sehr auf sein Urteil, außerdem ist er ein hervorragender Jäger und ein amüsanter Gesprächspartner.«
    Amalia nickte.
    »Wie du weißt, hat deine Mutter mir die Auswahl deines zukünftigen Gatten übertragen. Ich suche seit geraumer Weile nach einem passenden Kandidaten.«
    Amalia konnte kaum noch ruhig auf ihrem Platz sitzen bleiben. »Sprecht weiter, Vater. Was wollt Ihr mir erzählen?«
    »Nun, kurz und gut«, fuhr er endlich fort. »Der Graf hat um deine Hand angehalten. Ich habe ihm gesagt, dass ich eine Entscheidung nicht ohne dein Einverständnis treffen werde.«
    Den letzten Satz hatte sie kaum mehr gehört. Stolz und Freude raubten ihr den Atem. Sie wollte

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