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Die Graefin der Woelfe

Die Graefin der Woelfe

Titel: Die Graefin der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Falk
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Zehenspitzen stellen und konnte dennoch nicht genug sehen. Aber er hörte alles. Als der Priester das geweihte Wasser über Amalias Kopf laufen ließ, fing das Mädchen an zu krähen. Ein Ton, kräftig und gesund, süßer als ein Engelschor. Augenblicklich stiegen ihm Tränen in die Augen, für die er sich heute nicht mehr schämen würde. Auch jetzt, an Amalias Hochzeit, verschwamm ihm der Blick. Mit Stolz erinnerte er sich an den Schwur, den er am Tage von Amalias Taufe geleistet hatte. Einen Schwur, dem heiligen Josef geweiht, dem Zimmermann unter den Heiligen. Es war der einzige heilige Eid, den er jemals geschworen hatte.
    »Ich werde dich beschützen. Solange ich lebe, wird dir kein Leid geschehen.«
    Jakobus drehte seine Mütze in der Hand. Er hatte seinen Eid gehalten und der Fürst gab ihm die Gelegenheit, es auch weiterhin zu tun.
     
    Nach der heiligen Messe gab es für alle ein ausgedehntes Frühstück. Die Bediensteten saßen an einer großen Tafel mitten im Hof. Sie war bepackt mit dampfenden Schüsseln, in denen eine ordentliche Menge Fleisch und Fisch auf die hungrigen Mägen wartete. Jeder, der nicht damit beschäftigt war, die hohen Herrschaften zu bedienen, setzte sich nieder, trank von dem guten Bier und aß, so viel er konnte. Jakobus nahm sich Zeit, sich von jedem zu verabschieden.
    Der junge Karel saß mit hängendem Kopf am Tisch. Jakobus setzte sich neben ihn und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Es ist gut, wie es ist. Such dir ein Mädchen und wenn du willst, heirate sie. Werde glücklich, der Fürst wird dir helfen. Er wird dir niemals vergessen, was du für Amalia getan hast. Ich hätte keinen besseren als dich mit dieser Aufgabe betrauen können.«
    Karel strahlte, griff seinen Krug Bier, und ehe er noch anhob zu trinken, entlockte ihm offenbar die Erinnerung ein breites Grinsen. Er leerte den Krug und wischte sich mit der Hand über den Mund. »Wenn ich an das aufgeblasene Gesicht von diesem Maximilian denke, als ich mit dem sechsten Glockenschlag an das Tor der Stadtresidenz klopfte … Ich bin geritten wie der Teufel, doch in der letzten Nacht musste ich vor den geschlossenen Toren Wiens ausharren. Erst am nächsten Morgen konnte ich weiterreiten. Die ganze Stadt roch nach frischem Speck und gutem Bier und ich hatte Hunger, Leute. Ihr könnt es euch nicht vorstellen, aber ich durfte keine Zeit verlieren. Ich hätte es mir niemals verziehen, wenn ich zu spät gewesen wäre – und dann war da dieser Torwächter.«
    Einige der Knechte, die um Karel herumsaßen, rollten die Augen. »Komm schon, Karel, wir kennen die Heldentat schon«, rief einer, doch Karel ließ sich nicht unterbrechen.
    »Wer da, hat dieser Maximilian gebrüllt, und als ich ihm sagte, dass ich eine Nachricht für den Fürsten habe, wollte er mich zurückschicken wie einen Hund. Ich solle später wiederkommen, hat er gemeint. Aber nicht mit mir. Will er die Verantwortung übernehmen für das, was dann geschieht, habe ich gefragt. Da hat es der Fettwanst mit der Angst zu tun bekommen.« Zufrieden blickte sich Karel in der Runde um.
    Die glänzenden Augen einiger Mägde hingen an seinen Lippen. Jeder wusste, dass Karel dazu beigetragen hatte, Amalia das Leben zu retten. Alle hatten sich große Sorgen um das Mädchen gemacht. Seit Wochen war die Prinzessin nirgends mehr zu sehen gewesen.
    Dann waren die seltsamen Reiter gekommen, mitten in der Nacht. Sie hatten ihre Pferde solcherart zu Schande geritten, dass sich Jakobus’ Unbehagen ins Unermessliche steigerte. Er war auf und ab gelaufen wie ein Hirtenhund, der einen Wolf wittert.
    Noch vor Sonnenaufgang war er zum Brunnen gegangen und hatte auf Wanja gewartet.
    Diesmal ging es ihm nicht um die üppigen Reize der Magd. Er schickte sie augenblicklich zu Marijke, die wenig später in ihrem weißen Nachtgewand in der Küche erschien.
    Die Zofe wirkte blass, wie ein Gespenst sah sie aus. Was sie ihm dann erzählte, war ungeheuerlich, schlimmer als alles, was er sich ausgemalt hatte.
    Es gab keine Zeit zu verlieren und er schickte den jungen Karel, der wie die meisten Stallburschen eine heimliche Schwäche für Amalia hatte, augenblicklich zu Fürst Alexej nach Wien. Genau drei Tage war der Junge geritten, nahezu ohne Pause und auch der Rückweg hatte nicht länger gedauert. Nach seiner Rückkehr hatte Karel zwei Tage und Nächte durchgeschlafen.
    »Mach dir keine Sorgen, Junge.« Jakobus klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter, »so etwas wie damals wird nie

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