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Die Graefin der Woelfe

Die Graefin der Woelfe

Titel: Die Graefin der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Falk
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aufspringen und ihren Vater umarmen, doch bevor sie sich gestattete, ihr Herz überfluten zu lassen, drängte sie die wunderbaren Gefühle mit Macht zurück. Ohne ihren Vater anzuschauen, verlangte sie: »Vater, Ihr müsst dem Grafen von Großmutter erzählen und von allem anderen auch. Ihr müsst ihm erklären, auf was er sich einlassen würde. Ihr dürft nichts beschönigen und nichts verschweigen. Versprecht mir bitte, ihm nicht die Freundschaft zu kündigen, wenn er mich dann nicht mehr heiraten möchte.« Jetzt war es mit ihrer mühevoll erkämpften Haltung vorbei. Heiß rannen ihr Tränen aus den Augen, sie schluchzte auf und barg das Gesicht in den Händen.
    Ihr Vater richtete Worte an sie, die sie nicht verstand, nicht hören wollte. Schließlich nahm er ihr die Hände vom Gesicht, fasste sie unters Kinn und zwang sie, ihm in die Augen zu blicken. »Mein Kind, hör mir zu. Noch ehe der Graf auch nur die Gelegenheit hatte, um deine Hand anzuhalten, habe ich ihm alles erzählt. Alles, Amalia. Ich habe nichts verschwiegen. Wenn er sich am gestrigen Abend in deine Schönheit und dein bezauberndes Wesen verliebt hat, so ist er seit meiner Schilderung von deiner Herzensgüte und deiner wunderbaren Fähigkeit nachgerade überwältigt. Er ist ein freier, offener Geist, er denkt darüber ebenso wie ich und wie ich mir von Herzen wünschte, dass auch du darüber denken würdest. Ich bat ihn, den Tagesanbruch abzuwarten, ehe er eine Entscheidung trifft, und das tat er auch. Kaum hörte man das geschäftige Treiben der Mägde, stand er vor meiner Tür. Er berichtete, kein Auge geschlossen, nur am Fenster gestanden und dem Sonnenaufgang zugeschaut zu haben. Zur Stunde ergeht er sich in den Feldern. Er erwartet deine Antwort wie einen Schicksalsschlag.«
    Amalia blieb still, sie jubelte nicht. Heiße Tränen lösten sich von ihren Wimpern. Ganz langsam entzog sie ihrem Vater die Hand und legte für einen Moment die Stirn an seine. »Danke«, murmelte sie, »danke für alles.« Noch ein paar Atemzüge blieb sie so stehen, alterslos und schwer. Dann brach die Jugend wieder aus ihr hinaus. Sie drehte sich im Kreis, drückte die gute Marijke ans Herz und jubelte ihrem Vater zu. »Ja, ich will. Geht, Vater, und sagt meinem Verlobten, dass ich ihn heiraten will.«
     
    *
     
    Nach einer kurzen Verlobungszeit sollte eine stille Hochzeit gefeiert werden. Amalia erwachte am Tag des Festes bereits vor Sonnenaufgang. Sie setzte sich ans Fenster und blickte in den grauen Morgen. Aufmerksam spürte sie ihren Empfindungen nach. Das Herz fühlte sich schwer an in ihrer Brust, es zog sie in mindestens zwei Richtungen. Da war eine sprudelnde Freude in ihrem Körper, ein aufregendes, neues Gefühl. Gleichzeitig packte etwas anderes an ihr Herz, hielt es mit eisernem Griff gefangen. Amalia glaubte, sich vor Schmerz zusammenkrümmen zu müssen. Ihr Blick ging in Richtung Osten, wo der Kirschbaum vor Jakobus’ Haus stand.
    Auch wenn sie den Baum von ihrer Kammer aus nicht sehen konnte, wusste sie doch, dass er dort war. Er war immer dort gewesen, ihr Leben lang. Nun hing er voller Kirschen.
    »Es ist das erste Jahr, dass ich keine davon pflücken werde.« Sie seufzte. Die Feststellung irritierte sie. Sollte das der Grund sein, warum ihr Herz bei aller Freude und Sehnsucht über die Hochzeit in sich zusammenfiel? Jakobus und sein Kirschbaum?
    In den vergangenen Wochen waren sich der Graf und sie immer nähergekommen. Längst bezauberte sie nicht mehr nur sein blendendes Aussehen und sein charmantes Wesen. Etwas anderes war hinzugekommen. Etwas, das sie verwirrte, ängstigte und bezauberte. Wann immer sie in Wenzels wasserblaue Augen blickte, konnte sie keinen klaren Gedanken mehr fassen. Etwas in ihrem Unterleib zog sich quälend zusammen. Sie befürchtete, krank zu sein, und hatte Marijke nach dem Schmerz gefragt. Die war jedoch nur rot geworden und hatte etwas gemurmelt, das klang wie: »Das legt sich schon wieder.«
    Gleichwohl fürchtete sich Amalia vor der Hochzeit. Davor, ihr Elternhaus für immer zu verlassen, ohne Vater und ohne Jakobus leben zu müssen. Ob er bereits aufgestanden war? Sich schon um die Pferde kümmerte, mit denen sie in wenigen Stunden nach Falkenfried aufbrechen würden? Sicherlich hatte er viel zu tun. Gewiss war auch er traurig. Was sollte sie nur ohne ihn anfangen? Was hätte sie ohne ihn getan, damals?
    Ein Gefühl der Verlassenheit überwältigte sie.
     
    *
     
    Jakobus war vor Sonnenaufgang in seinen Stiefeln

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