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Die Grauen Herrscher

Die Grauen Herrscher

Titel: Die Grauen Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward E. Smith
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...«
    »... behandle ich sie auch wie einen Zwilnik, basta.«
    »Mr. Williams, bitte! Dieses Wort ist hier verpönt.«
    »O wirklich? Stimmt – ich habe es in letzter Zeit recht selten gehört. Bitte entschuldigen Sie, wenn ich es im unpassenden Augenblick geäußert habe.«
    Das war schon besser. Crowninshield atmete auf. Offenbar kam er endlich voran. Der große Aldebaranier hatte keine Ahnung, wie Thionit aussah, und er hatte eine instinktive Furcht davor. Interessant.
    »Dann wäre nur noch die ungewöhnliche Frage zu klären, warum Sie hier in einem ruhigen Hotel Waffen getragen haben ...«
    »Wer sagt, daß ich bewaffnet war?« fragte Kinnison.
    »Nun ... ich ... wir hatten angenommen ...«, sagte der Hotelbesitzer verblüfft.
    Der Besucher schlug seinen Umhang zurück und öffnete sein Jackett, unter dem ein gekräuseltes Seidenhemd zum Vorschein kam, durch das die braune Haut hindurchschimmerte. Er trat an seinen Indurit-Koffer, schloß ihn auf und brachte einen DeLameter-Doppelhalfter zum Vorschein, den er langsam umlegte. Dann zog er das Jackett wieder über, bewegte ein paarmal die Schultern, um die Waffen in die richtige Position zu bringen, und wandte sich wieder an den Hotelbesitzer.
    »Ich trage diese Waffen zum erstenmal, seit ich dieses Haus betreten habe«, sagte er ruhig. »Da ich nun schon in dem Ruf stehe, bewaffnet zu sein, will ich Ihnen mein Wort geben, daß ich meine letzten Minuten in diesem Hotel nicht unbewaffnet verbringen werde. Mit Ihrer gütigen Erlaubnis möchte ich jetzt gehen.«
    »O nein – das ist absolut unmöglich, wirklich!« Crowninshield kam in Bewegung. »Das wäre eine Katastrophe für unser Haus. Es würde Mißverständnisse geben, planetarische Vorurteile würden geschürt – Sie verstehen. Bitte geben Sie uns Gelegenheit, unseren Fehler wiedergutzumachen ...«
    Schließlich ließ sich Kinnison zum Bleiben überreden. Mit aldebaranischer Beharrlichkeit bestand er jedoch darauf, seine Waffen weiterhin zu tragen, und begründete diese Haltung ganz offen: »Ein aldebaranischer Gentleman hält sein Wort, auch wenn er es leichtsinnig oder unter erschwerenden Umständen gegeben hat. Ich habe gesagt, daß ich die Waffen während meines restlichen Aufenthaltes tragen würde – also werde ich das auch tun. Ich werde mich jederzeit gern entfernen, wenn Sie es wünschen, aber ich werde bewaffnet sein, solange ich mich im Crown-On-Shield aufhalte.«
    Und dieses Versprechen hielt er ein. Er zog die Waffen nicht, auch nicht zur Demonstration; immerhin war er ein Gentleman. Trotzdem waren sich die Zwilniks jederzeit der unangenehmen Tatsache bewußt, daß seine gefährlichen DeLameter stets griff- und schußbereit waren. Die Tatsache, daß sie selbst Waffen trugen, war in diesem Zusammenhang wenig beruhigend.
    Als die Tage vergingen, begann sich Kinnison sichtbar zu entspannen. Sein Getränkekonsum wuchs langsam und stetig, und seine Bentlam-Dosierungen nahmen zu. Niemandem schien es aufzufallen, daß sich diese Entwicklung beschleunigte, als eine gewisse Zwilnik-Zusammenkunft heranrückte, und daß seine Betrunkenheit am Tage der Konferenz plötzlich einen lautstarken Gipfel erreichte. Niemand wurde aufmerksam, als er vierundzwanzig Einheiten Bentlam verlangte – und erhielt –, die nach Wissen seines Gastgebers während seiner Schürfzeit das Maximum gewesen waren. Man gab ihm das Bentlam, zog ihn aus, legte ihn vorsichtig auf einer weichen Matratze mit seidenen Laken schlafen und – vergaß ihn.
    Vor dem Treffen wurden alle denkbaren Sicherheitsvorkehrungen gegen unerwünschte Zeugen getroffen, doch niemand mißtraute dem reichen, betrunkenen Bill Williams. Warum auch?
    Und so kam es, daß der Freie Lens-Träger auch an diesem Treffen teilnahm, das natürlich länger dauerte als die Zusammenkunft auf Euphrosyne, da hier immerhin die Geschäfte mehrerer Planeten besprochen wurden. Entsprechend umfangreicher war das schriftliche Material, das Kinnison zu bewältigen hatte, doch er wurde rechtzeitig fertig, da er ein schneller Leser war und ihm in Worsel ein ausgezeichneter Helfer zur Verfügung stand. Als die Boskonier auseinandergingen, war Kinnison sehr zufrieden. Er hatte ein weiteres Glied der Kette gesprengt – er war Boskone einen Schritt näher gekommen.
    Kinnison konnte kaum wieder richtig gehen, als er auch schon seinen Gastgeber aufsuchte – ein Muster an Scham und Zerknirschung, doch noch immer jeder Zoll ein aldebaranischer Gentleman. Er hatte einen Entschluß

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