Die Grauen Herrscher
Asteroidengürtel Tressilias ausgesetzt wurden. Der dritte Planet dieses Systems war die Basis des boskonischen Gebietsleiters, für den sich der Freie Lens-Träger jetzt interessierte, und Bill Williams brauchte einen guten Grund, um sich von Borova nach Tressilia III auf den Weg zu machen.
Der Lockruf des Reichtums war wie immer sehr stark. Die Schürfer machten wie üblich auf Euphrosyne Station, um sich zu entspannen, doch kaum hörten sie von dem neuen Dorado, zogen sie hastig wieder davon. Ein derartiges Fieber brachte von Zeit zu Zeit die Welt der Schürfer durcheinander, und Strongheart und seine Genossen waren nicht übermäßig besorgt. Die Burschen kamen schon zurück. In der Zwischenzeit ließ sich eine Menge verdienen, indem man die Proviantpreise drastisch erhöhte.
»Wollen Sie sich auch auf die Beine machen, Bill?« fragte Strongheart.
»Darauf können Sie Gift nehmen!« erwiderte Kinnison. »Wenn es dort gutes Metall gibt, bin ich zur Stelle und finde es!« Er wußte, daß diese Feststellung nicht übertrieben war; in Hunderten von Asteroidengürteln kannte man ihn inzwischen als den wilden Bill Williams von Aldebaran II, der überall zur Stelle war, wo es etwas zu schürfen gab, und der normalerweise nicht mit leeren Händen ging.
»Bill, verschwenden Sie keine Zeit, wenn es sich nicht lohnt«, sagte der Händler. »Kommen Sie zurück, wenn Sie sich ein paar Sauftouren verdient haben.«
»Darauf können Sie sich verlassen, mein Freund«, sagte der Lens-Träger und hob sein Glas. »Sie haben einen prima Laden hier, und wo es mir gefällt, da lasse ich mich immer wieder sehen.«
Wenige Tage später tauchte der wilde Bill Williams im Asteroidengürtel Tressilias auf und machte hier sein Glück. Niemand wußte, daß sein Fund der Teil eines wertvollen Meteors war, den er schon vor längerer Zeit entdeckt und zwischenzeitlich versteckt hatte. Jedenfalls vermied es Kinnison, bereits am ersten Tag darauf zu stoßen. Es wäre ein wenig zu auffällig gewesen, wenn der wilde Bill so schnell Erfolg gehabt hätte.
Um in Tressilia erfolgreich operieren zu können, brauchte er einen besonders spektakulären Fund, den er nicht dem Zufall überlassen konnte, denn Edmund Crowninshield – der Mann, auf den er es abgesehen hatte – betrieb kein einfaches Vergnügungszentrum wie ›Schürfers Ruh‹. Zu seinen Gästen gehörten die oberen Zehntausend des Systems, und Meteor-Schürfer und anderer Abschaum hatten bei ihm keinen Zutritt.
Eine ausgezeichnete Basis für seine Annäherung bildete die Hilfe, die er bei der Rettung des borovischen Linienschiffes geleistet hatte. Diesen Vorfall machte er sich jetzt zunutze. Das Ereignis hatte in der Galaxis großes Aufsehen erregt, und es war überall bekannt, daß sich der wilde Bill Williams als Gentleman benehmen konnte. Wenn dieser Mann jetzt einen wirklich guten Fund machte – was wäre natürlicher, als daß er den lauten und billigen Vergnügungszentren den Rücken kehrte und sich mehr für das glatte Parkett der teuren Vergnügungspaläste interessierte, zu denen auch das Crown-On-Shield gehörte?
Kinnison ›fand‹ also seinen Meteor, der so groß und wertvoll war, daß ihn jeder Schürfer direkt zu einer Patrouillenstation gebracht hätte, und als er schließlich mehr Geld auf dem Bankkonto hatte, als sich der gute William Williams jemals erträumt hatte, zögerte er sichtbar, sich auf eine seiner berühmten Sauftouren zu begeben. Er zögerte, hielt sich mit Anstrengung zurück, überlegte – und kam schließlich zu einem Entschluß.
Einmal in seinem Leben hatte er sich wie ein Gentleman verhalten – er wollte es noch einmal sein. Er ließ sich die Haare schneiden und jeden Morgen rasieren. Er ließ den Schmutz von seinen rauhen Händen entfernen und seine Nägel polieren, bis sie schimmerten. Er kleidete sich nach aldebaranischer Mode völlig neu ein, zog in das teuerste Hotel am Ort und wurde bald in den besten Lokalen gesehen. Er trank mäßig – für seine Verhältnisse –, dabei konzentrierte er sich jedoch auf ausgesuchte Drinks. So war er zwar selten völlig nüchtern, aber richtig betrunken war er auch nicht. Er machte langsam die Runde in den besseren Lokalen der Stadt – wobei es nur eine Ausnahme für ihn gab, das Crown-On-Shield. Dieses Etablissement mied er nicht nur, er sprach auch nicht darüber und ließ sich in keine Diskussion ein. Es war, als ob das Lokal für ihn nicht existierte.
Gelegentlich führte er eine bezaubernde junge
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