Die groeßten Faelschungen der Geschichte
die religiöse Toleranz.
Während der Französischen Revolution gab es zweifellos Persönlichkeiten, die von den besten Absichten beseelt waren: Lafayette formulierte nach amerikanischem Vorbild die Menschenrechte und setzte sich persönlich dafür ein, dass Ludwig XVI. an Leib und Leben keinen Schaden nahm (was ihm eine Zeit lang sogar gelang). Auch Desmoulins war zeitweise gewiss von den besten Absichten beseelt; er distanzierte sich später von den Mordgesellen seines eigenen Clubs. In den Reihen der Girondisten, aber auch in den Reihen der Jakobiner befanden sich nicht nur sadistische Massenmörder, sondern je und je auch ehrenwerte Gesellen, einige wenige waren sogar unbestechlich. Es war ihnen ein echtes Anliegen, dem Volk zu helfen und in Frankreich für eine höhere Gerechtigkeit zu sorgen. Es existierten konstruktive Persönlichkeiten, die den Verlauf der Französischen Revolution immer wieder in eine vernünftige Richtung voranzutreiben suchten und denen alle Schlächtereien zuwider waren.
Auf der anderen Seite gab es vollständig destruktive Persönlichkeiten, wie den Hetzer Marat, den Heuchler Robespierre, den Killer Saint-Just und den Terrorspezialisten Fouché – alles Gestalten, von denen man sich nur mit Schaudern abwenden kann. Für ihre Taten gibt es keinerlei Rechtfertigung. Sie besudelten die Revolution mit dem Blut vieler Unschuldiger, wenn sie es auch scheinbar im Namen des Volkes taten, was eine Lüge war. In Wahrheit suchten sie nur mit allen Mitteln ihren Machtbereich auszuweiten oder die eigene Macht zu zementieren. Sie realisierten nicht, dass sie längst Sklaven ihres eigenen Machthungers geworden waren. Danton zählt selbstverständlich ebenfalls zu den destruktiven Persönlichkeiten, wenn er sich auch gesellig und gemütlich gab und zweifellos mehr Verstand besaß als etwa der kaltblütige Mördergeselle Robespierre.
Es gab während der Französischen Revolution also destruktive und konstruktive Figuren, eine Erkenntnis, die auf einmal viele Fragen löst.
Wenn destruktive Figuren während einer Revolution das Zepter in die Hand nehmen, sind Morde und Blutbäder die Folge. Klebt an den Händen der Revolutionäre Blut, verliert eine Revolution sofort ihre moralische Integrität, so richtig das Ziel auch sein mag. Der Zweck heiligt nie die Mittel. „Der Zweck heiligt die Mittel“ ist ein verbrecherischer Satz; denn immer gilt: Die Mittel entheiligen den Zweck, speziell wenn gemordet, wenn gegen die Menschenwürde, gegen die Selbstbestimmung und das Recht auf Leben verstoßen wird.
Da Revolutionen per definitionem blutig sind, verraten praktisch all ihre Befürworter, dass sie Politverbrecher sind, die ein Menschenleben wenig schert. Sie nehmen Mord und Totschlag, Krieg und Elend in Kauf, scheinbar um Verbesserungen im politischen Raum herbeizuführen. In Wahrheit aber dienen sie nur ihrem eigenen Ego, sie befriedigen ihren Machthunger; und Macht ist ein verführerischer Saft, der bislang jeden trunken machte, der von ihm kostete. Nebenbei füllen sie sich fast immer gleichzeitig den eigenen Geldbeutel bis obenhin. Mord und Totschlag sind während Revolutionen unvermeidlich.
Und vergessen wir nicht, dass die Französische Revolution ihr Ziel nicht erreichte: Napoleon, das größte Ungeheuer, das je französischen Boden betrat, ergriff die Macht und schwindelte sich auf den Kaiserthron; er errichtete eine Tyrannei, die schlimmer als jedes Königtum war. Die Französische Revolution scheiterte.
Was blieb, waren die neuen politischen Forderungen, der Ruf nach Freiheit, Gleichheit vor dem Gesetz, Gerechtigkeit und Wohlstand. Diese Werte überlebten selbst einen Napoleon und besaßen eine größere Beständigkeit als alle Kanonenkugeln und Gewehre zusammen – ein Beweis dafür, wie ungeheuer mächtig Ideen sind und wie schwächlich im Grunde genommen die brutale Gewalt.
Wenn wir uns also bemühen, zwischen destruktiven und konstruktiven Persönlichkeiten vor und während der Französischen Revolution zu unterscheiden, kommen wir zu einem differenzierteren Urteil über diese wichtigste aller Revolutionen. Wir sehen sie plötzlich in ihre Teile auseinanderfallen, wir sehen, dass wir den einzelnen Figuren auf diesem
Spielfeld unterschiedliche Wertungen beimessen müssen. Diese Betrachtungsweise löst das letzte Rätsel der Französischen Revolution, es löst die Frage, ob sie moralisch oder unmoralisch war. Was war das Ergebnis?
Die Französische Revolution war nichts als der Versuch,
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