Die große Volksverarsche
aus der umweltfreundlichen Mehrwegglasflasche.
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Jede Einwegflasche mit Pfandpflicht ist mit dem Symbol der Deutschen Pfandsystem GmbH gekennzeichnet:
Eine Flasche mit dem Mehrweg-Symbol oder dem Schriftzug »Mehrweg« ist garantiert eine Mehrwegflasche. 3
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So geht Verpackungsindustrie heute:
Wegwerfartikel mit ökologischem Touch
»Dass in Deutschland jährlich mehr als 100.000 Tonnen Kunststoff allein für Plastiktüten verschwendet werden, ist ein Skandal«, so der Geschäftsführer der Deutschen Umwelt Hilfe (DUH) Jürgen Resch. Ganz zu schweigen von dem sonstigen Plastikverpackungswahnsinn um uns herum. Haben Sie schon mal versucht, im Supermarkt plastikfrei einzukaufen? Gleich am Gemüsestand geht’s los: Dem verzehrfertigen, in Plastik abgepackten Salat aus dem offenen Kühlfach – man kann der Energie förmlich zusehen beim Verpuffen – entgehe ich, indem ich mich für einen ganzen Salatkopf entscheide. Die Möhren im Plastiksack müssen ebenfalls nicht sein, es gibt sie schließlich auch lose. Aber wie soll ich das Kilo loser Möhren transportieren? Einfach in den Einkaufswagen und dem Kassierer dann aufs Band legen? Na, der wird sich freuen beim Abwiegen ... Also doch den kleinen
weißen Plastikbeutel am Gemüsestand? Okay, dann eben keine Möhren. Stattdessen steuere ich auf die Bio-Gurken zu. Die aber stecken in einem straffen Plastikmantel. Auch die Bio-Tomaten und die Bio-Äpfel sind mit Kunststoff umhüllt. So was Hirnrissiges ... Inzwischen kenne ich aber wenigstens die Begründung: Mithilfe der Plastikverpackung möchte man vermeiden, dass pfiffige Kunden sich die teurere Bio-Ware erschummeln; könnte ja einer auf die Idee kommen, eine Bio-Gurke als Billiggurke aufs Kassenband zu legen ...
Weiter geht’s zur Käsetheke: »Bitte 200 Gramm Appenzeller und ein Stück Brie.« Die Dame hinter der Theke greift freundlich lächelnd zu bereits vorportionierten, in Folie gehüllten Stückchen. »Oh, bitte ohne Folie.« Nicht mehr ganz so freundlich lächelnd werden mir zwei Käsestücke abgeschnitten. Und nun? Auf pure Folie verzichtet sie, aber das mit hauchdünner Folie kaschierte Einschlagpapier muss dann doch wohl sein, da ich ihr gerade keinen mitgebrachten Glasbehälter zur Verfügung stellen kann. Dass solche Verbundmaterialien wie das sogenannte Käsepapier nicht recycelt werden können, weiß ich leider noch nicht und lasse die Verkäuferin gewähren. Tatsächlich wäre es besser gewesen, ich hätte die schlichte durchsichtige Folie gewählt, denn die lässt sich, wenn sie in der Gelben Tonne gelandet ist, immerhin problemlos recyceln.
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Je dunkler, bunter oder kombinierter ein Kunststoff, desto geringer die Recyclingmöglichkeiten.
So werden von den in der Gelben Tonne landenden Kunststoffverpackungen im Schnitt nur 40 Prozent recycelt. Schwarzer Kunststoff wie bei Einwegkräuter- und Einwegblumentöpfen ist zum Beispiel gar nicht zu recyceln, sondern muss aussortiert und verbrannt werden. Auch Kunststoffzusätze wie Antistatika, Stabilisatoren und Gleitmittel schränken die Wiederverwertbarkeit stark ein.
Da ich bei meinem Probeeinkauf von all dem noch keine Ahnung habe, werden meine beiden Käsestücke in das »Käsepapier« eingewickelt, bevor mein Einkaufszettel mich zum Kühlregal mit den abgepackten Molkereiprodukten führt. Die Menge an verschiedenen Joghurtsorten und -marken – der Großteil davon in Plastikbechern – haut mich jedes Mal um. Dass man aus vielerlei Gründen die Finger von Müllermilch-Produkten lassen soll, war mir dank diverser Internetpublikationen bereits bekannt. Doch diesmal ist die Krönung eine »strategische Partnerschaft« zwischen dem internationalen Konzernriesen Danone und einer der größten Naturschutzorganisationen der Welt, dem WWF. Der vermeintlich große Umweltcoup: ein Joghurtbecher, der zu 98 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen, genauer, aus maisbasierter Polymilchsäure (PLA) besteht. Allerdings sind nicht sämtliche Joghurtbecher der Firma Danone aus PLA, sondern nur die ACTIVIA-Becher. Nun könnte man denken: Besser als nichts. Aber das stimmt leider nicht. Denn nicht nur, dass nachwachsende Rohstoffe, ob Mais, Weizen oder Zuckerrohr, durch großflächigen Massenanbau, Überdüngung, Pestizid- und Herbizideinsatz sowie teils extrem weite Transportwege negative Umweltauswirkungen nach sich ziehen; der eigentliche Klopper ist, dass das sogenannte Bioplastik ein gravierendes Recyclingproblem hat.
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