Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
dieser verlassenen Länder überzeugte Cook, »daß sich wohl auch in der Nähe des Poles noch Länderstrecken befinden mußten, wo sich der größte Theil des auf dem endlosen Ocean treibenden Eises bilden mochte«. Eine geistvolle Bemerkung, welche die Forschungsreisen des 19. Jahrhunderts nach allen Seiten bestätigen sollten.
Nach wiederholter, ebenso fruchtloser Aufsuchung von Bouvet’s Cap Circoncision beschloß Cook nun, zum Cap der Guten Hoffnung zurückzukehren, wo er am 22. März 1775 eintraf.
Auch die »Aventure« hatte hier geankert und Kapitän Furneaux einen Brief zurückgelassen, der die Vorkommnisse von Neuseeland schilderte.
Am 13. November 1773 im Königin Charlotte-Kanal angelangt, hatte Furneaux Wasser und Holz einnehmen lassen und nachher unter Führung des Lieutenant Rowe ein Boot abgeschickt, um eßbare Pflanzen zu sammeln. Da er ihn weder am Abend, noch am nächsten Morgen zurückkehren sah, ließ Furneaux, ohne Ahnung von dem inzwischen Vorgefallenen, ihn aufsuchen und berichtet darüber Folgendes:
Nach mancher fruchtlosen Bemühung bemerkte der die Schaluppe commandirende Officier, als er am Strande, nahe der »Kräuter-Bucht« landete, einige verdächtige Anzeichen. Hier lagen nämlich Trümmer des Bootes und mehrere Schuhe, deren einer dem vermißten Officier gehört hatte. Gleichzeitig fand ein Matrose ein Stück frisches Fleisch, das man für Hundefleisch hielt, da die Gewohnheit der Menschenfresserei von dieser Bevölkerung noch nicht bekannt war.
»Wir öffneten später, sagt Kapitän Furneaux, etwa zwanzig am Ufer stehende und mit Stricken verschnürte Körbe. Die einen enthielten geröstetes Fleisch, die anderen Farrenwurzeln, welche den Eingebornen als Brot dienen. Bei weiterer Nachsuchung fanden wir auch eine Hand, in der wir die Thomas Hill’s, an den nach Art der Tahitier darauf tätowirten Buchstaben T. H., wieder erkannten.«
In einiger Entfernung bemerkte der Officier vier Piroguen und eine Menge Eingeborne um prasselnde Flammen versammelt. Die Engländer gaben auf dieselben Feuer und jagten damit die Neuseeländer in die Flucht, bis auf zwei, welche nur sehr kaltblütig zurückwichen. Einer derselben wurde noch nachträglich verwundet und die Matrosen gingen nun nach jener Stelle.
»Hier trat uns ein wahrhaft entsetzliches Bild vor die Augen; Köpfe, Herzen und Lungen mehrerer unserer Leute lagen im Sande umher und daneben bissen sich Hunde um die Eingeweide der Ermordeten.« Der Officier hatte zu wenig Mannschaft – nur zehn Mann – um für dieses scheußliche Blutbad Rache zu nehmen. Uebrigens schlug auch das Wetter um, die Wilden rotteten sich in großer Menge zusammen, und er mußte sich beeilen, die »Aventure« wieder zu erreichen.
»Ich glaube immerhin nicht, sagt Kapitän Furneaux, daß diese Schlächterei von Seiten der Wilden vorher geplant war; denn an demselben Morgen, da Rowe das Schiff verließ, begegnete er zwei Piroguen, welche in unserer Nähe an’s Land gingen und stets in derselben Bucht liegen blieben. Das Blutbad wurde wahrscheinlich durch eine auf der Stelle ausgefochtene Streitigkeit hervorgerufen; vielleicht hatten unsere Leute auch jede vernünftige Vorsichtsmaßregel außer Acht gelassen, und die Gelegenheit verführte die Indianer. Die Neuseeländer traten überhaupt weniger scheu auf, als sie gesehen hatten, daß auch ein Flintenschuß nicht immer Schaden bringe, und daß man die Waffe erst laden müsse, bevor sie wieder zu gebrauchen sei.«
Bei diesem traurigen Vorfalle verlor die »Aventure« zehn ihrer besten Matrosen. Furneaux hatte Neuseeland am 23. December 1773 verlassen, das Cap Horn umschifft, am Cap der Guten Hoffnung gerastet und war am 14. Juli 1774 nach England zurückgekehrt.
Cook verließ nach Einnahme der nöthigen Nahrungsmittel und vollendeter Ausbesserung seines Schiffes die False-Bucht am 27. Mai, ging bei St. Helena, Ascension, Fernando de Noroncha und bei Fayal, einer der Azoren, an’s Land, und lief am 29. Juli 1775 endlich in Plymouth ein. Er hatte während dieser langen Reise von drei Jahren und achtzehn Tagen nur den Verlust von vier Mann zu beklagen, ohne freilich die zehn Matrosen zu zählen, die auf Neuseeland ermordet wurden.
Niemals bisher lieferte eine Expedition eine so reichliche Ernte an Entdeckungen, an hydrographischen, physikalischen und ethnographischen Beobachtungen.
Viele dunkle Punkte in den Berichten früherer Reisender waren durch die gelehrten und scharfsinnigen Untersuchungen Cook’s
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