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Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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großer Feierlichkeit und führte sie durch eine Kette von Kriegern mit der Keule auf der Schulter vor drei Häuptlinge, deren Ohren mit rothen Federn geschmückt waren, wo sie zwanzig Frauen nach einer sehr langsamen schwermüthigen Melodie tanzen sahen, die ihrer Ankunft keinerlei Aufmerksamkeit schenkten. Hier trennte man die Officiere von einander, und diese bemerkten, daß die Eingebornen sich alle Mühe gaben, ihre Taschen zu entleeren, so daß sie schon für ihre Sicherheit zu fürchten begannen, als Maï ihre Wiedervereinigung durchsetzte. Den ganzen Tag über wurden sie zurückgehalten und genöthigt, ihre Kleidung abzulegen, damit die Eingebornen sich durch den Augenschein von der Farbe ihrer Haut überzeugen könnten; doch kam die Nacht ohne schlimmeren Zwischenfall heran und die Besucher kehrten nach ihrer Schaluppe zurück, wohin man Cocosnüsse, Bananen und andere Früchte in Menge nachbrachte. Vielleicht verdankten die Engländer ihr Heil nur Maï’s Beschreibung der furchtbaren Wirkung ihrer Feuerwaffen und einem vor den Augen der Eingebornen angestellten Experimente, bei dem jener eine Cartouche abbrannte.
    Unter der Menschenmenge am Strande hatte Maï auch drei Landsleute angetroffen. In der Anzahl von zwanzig Mann auf einer Pirogue abgefahren, um sich nach Ulitea zu begeben, waren diese Tahitier durch sturmische Winde aus ihrer Richtung verschlagen worden. Da eine solche Ueberfahrt gewöhnlich nicht lange dauert, hatten jene auch keine Lebensmittel mitgenommen. Anstrengung und Hunger hatten schon sechzehn getödtet, als die Pirogue mit den vier letzten, ebenfalls halbtodten Insassen kenterte. Die Schiffbrüchigen vermochten jedoch noch den Rand des Bootes zu erfassen und sich über dem Wasser zu halten, bis sie durch herbeieilende Bewohner von Wateroo aufgenommen wurden. Vor zwölf Jahren schon hatte jener Unfall sie an diese Küste geworfen, die eine Entfernung von zweihundert Meilen von ihrer heimatlichen Insel trennte. Jetzt waren sie schon durch Familienbande und die freundschaftlichsten Beziehungen mit dem fremden Volke verknüpft, dessen Sitten und Sprachen mit den ihrigen vollkommen übereinstimmten. Sie lehnten es auch ab, wieder nach Tahiti zurückzukehren.
    »Diese Erfahrung, sagt Cook, erklärte es, besser als alle aufgestellten Theorien, wie sich alle von einander abgesonderten Theile der Erde und speciell die Inseln des Pacifischen Oceans haben bevölkern können, mindestens diejenigen, welche entfernt von einem Festlande und auch weit von einander liegen.«
    Genannte Insel Wateroo ist übrigens unter 20°1 ‘ der Breite und 201°45’ östlicher Länge von Greenwich zu suchen.
    Bald erreichten die beiden Schiffe eine Nachbarinsel, Namens Wenooa, an welcher Gore an’s Ufer ging, um Futter zu holen. Sie war unbewohnt, obwohl sich Ueberreste von Hütten und Grabmälern vorfanden.
    Am 5. April kam Cook in Sicht der Insel Harvey, die er während seiner zweiten Reise im Jahre 1773 entdeckt hatte. Damals erschien ihm dieselbe gänzlich verlassen. Desto mehr nahm es ihn wunder, mehrere Piroguen vom Ufer abstoßen und auf das Schiff zukommen zu sehen. Die Eingebornen konnten sich jedoch nicht entschließen, an Bord zu kommen. Ihr wildes Aussehen und drohendes Auftreten verrieth indeß eher alles Andere als freundschaftliche Gesinnungen. Das Idiom derselben näherte sich der Sprache in Tahiti noch mehr als auf irgend einer anderen vorher besuchten Insel.
    Lieutenant King, der zur Aufsuchung eines Wasserplatzes ausgesendet worden war, konnte keinen solchen finden. Uebrigens machten die mit Spießen und Keulen bewaffneten Urbewohner Miene, jeden weiteren Landungsversuch mit Gewalt zurückzuweisen.
    Da Cook nun Wasser und Futter nothwendig brauchte, beschloß er, nach den Inseln der Freunde zu segeln, wo er Erfrischungen für die Mannschaft und Futter für die Thiere bestimmt zu finden hoffte.
    Uebrigens war die Jahreszeit schon zu weit vorgeschritten und die Entfernung von hier nach dem Pole noch zu beträchtlich, um in der nördlichen Halbkugel noch etwas Nennenswerthes ausrichten zu können. Durch widrige Winde gehindert, Middelbourg oder Eoa anzulaufen, wie er anfangs beabsichtigte, wandte sich der Commandant nun nach der Insel Palmerston, bei der er am 14. April anlangte, und wo er neben Löffelkraut und Cocosbäumen auch Vögel in Ueberfluß antraf. Genannte Insel besteht eigentlich nur aus der Vereinigung neun niedriger Eilande, welche als die Riffspitzen einer und derselben Korallenbank

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