Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
dauerten etwa drei Stunden lang, während welcher Zeit wir zwölf Tänze sahen. Darunter waren einige mit Tänzerinnen, in deren Mitte dann eine Anzahl Männer trat, die einen Kreis innerhalb jener schlossen. Vierundzwanzig andere Männer führten einen dritten Tanz unter den wunderbarsten, mit rauschendem Beifall aufgenommenen Armbewegungen auf, wie wir sie noch niemals gesehen hatten. Einmal ward auch das Orchester abgelöst.
Ein Fest auf den Freundschaftsinseln. (S. 231.)
Finaon erschien an der Spitze von fünfzig Tänzern auf dem Schauplatze in prächtigem Schmucke; seine Kleidung bestand dabei aus Leinwand und einem langen Stück Gaze, während er um den Hals eine Menge kleiner Figuren trug.«
Menschenopfer auf Otahiti. [Facsimile. Alter Kupferstich.]
Als es Cook nach dreimonatlicher Rast an diesem reizenden Platz an der Zeit schien, weiter zu segeln, vertheilte er einige vom Cap aus mitgenommene Thiere und ließ durch Maï, neben einer Anweisung für die Zucht derselben, erklären, welchen Nutzen dieselben gewähren könnten. Vor der Abreise besuchte er noch einen »Fiatooka« oder Friedhof, der dem König gehörte und aus drei geräumigen Gebäuden bestand, die am Rande eines oben eingeebneten Hügels aufgeführt waren. Die Wände dieser Bauwerke, sowie die sie tragenden künstlichen Hügel selbst hatte man mit hübschen Kieseln bedeckt, das Ganze aber durchflache, auf der hohen Kante stehende Steine abgeschlossen.
»Eines dieser Häuser stand an einer Seite offen und darin befanden sich – ein bisher nicht gehabter Anblick – zwei roh bearbeitete hölzerne Büsten, die eine nahe dem Eingange, die andere etwas weiter im Inneren. Bis an die Pforte begleiteten uns zwar die Eingebornen, keiner wagte aber die Schwelle zu überschreiten. Auf unsere Frage nach der Bedeutung dieser Büsten erhielten wir die Aufklärung, daß dieselben nicht etwa Gottheiten darstellten, sondern nur zur Erinnerung der in dem Fiatooka begrabenen Häuptlinge errichtet seien.«
Von Tonga-Tabu am 10. Juli abgesegelt, begab sich Cook nach der kleinen Insel Eoa, wo ihn sein alter Freund Taï-One mit gewohnter Herzlichkeit empfing. Der Commandant vernahm von ihm, daß alle die verschiedenen, den Archipel bildenden Inseln dem Beherrscher von Tonga-Tabu gehörten, welche sie als das »Land der Häuptlinge« bezeichneten. Unter Pulaho’s Herrschaft stehen folglich nicht weniger als hundertdreiundfünfzig Inseln. Die bedeutendsten derselben sind Vavao und Hamao. Die Viti-oder Fidschi-Inseln, welche ebenfalls hierzu gerechnet werden, waren von einem sehr kriegerischen und an Intelligenz den der Inseln der Freunde weit überragenden Stamme bewohnt.
Von den zahlreichen und interessanten Beobachtungen sowohl des Kapitäns als des Naturforschers Anderson übergehen wir nur diejenigen, welche sich auf die Sanftmuth und Friedfertigkeit der Urbewohner beziehen. Wenn Cook bei seinen wiederholten Besuchen dieses Archipels den Empfang seitens der Eingebornen nur zu rühmen hatte, so kommt das daher, daß er von der heimlichen Absicht Finaou’s und anderer Häuptlinge, die ihn bei dem nächtlichen Feste in Hapace umbringen und sich der Schiffe bemächtigen wollten, niemals eine Ahnung hatte. Seine Nachfolger konnten eben nicht dasselbe Loblied anstimmen, und wenn man nicht von der Wahrheitsliebe des berühmten Seehelden allzu fest überzeugt wäre, würde man eher zu der Annahme neigen, daß er diesem Archipel den Namen der Inseln der Freunde nur per Antiphrasin gegeben habe.
Bei dem Tode eines nahen Angehörigen pflegen die Bewohner von Tonga sich mit den Fäusten gegen die Wangen zu schlagen und mit Haifischzähnen zu verwunden, was die häufigen Geschwulste und Narben, die man bei ihnen im Gesichte findet, hinlänglich erklärt. Schweben sie selbst in Todesgefahr, so opfern sie ein oder zwei Glieder des kleinen Fingers, um die Gottheit zu versöhnen, und Cook sah unter je zehn Eingebornen nicht Einen, der ohne eine solche Verstümmelung gewesen wäre.
»Das Wort ›Tabu‹, sagt er, das im Leben dieser Volksstämme eine so bedeutsame Rolle spielt, hat einen sehr umfassenden Sinn…. Wenn das Berühren irgend eines Gegenstandes verboten ist, so sagen sie, er sei ›Tabu‹. Sie theilten uns auch mit, daß das Haus jedes seiner Unterthanen, welches der König einmal betrete, dadurch ›Tabu‹ werde und von dem Inhaber fernerhin nicht bewohnt werden dürfe.«
Was ihre Religion betrifft, so glaubte Cook dieselbe ziemlich gut
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