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Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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zu betrachten sein dürften.
    Am 28. April erreichten die Engländer die Insel Komango, deren Bewohner Cocosnüsse, Bananen und andere Nahrungsmittel in großer Menge herbeischafften. Dann segelten sie nach Annamooka, das gleichfalls dem Archipel der Freunde angehört.
    Cook erhielt am 6. Mai den Besuch eines Häuptlings von Tonga-Tabu, Finaon mit Namen, der sich für den König aller Inseln der Freunde ausgab.
    »Ich empfing von dieser hohen Persönlichkeit, sagt er, zwei Fische als Geschenk, welche mir seine Diener brachten, und beschloß, des Nachmittags meinen Gegenbesuch bei ihm abzustatten. Er kam mir entgegen, sobald er mich am Lande sah. Sein Alter schätze ich auf etwa dreißig Jahre, er war groß, aber schwächlich; auch habe ich nirgends auf diesen Inseln eine Physiognomie gesehen, die einem europäischen Gesicht mehr geglichen hätte, als die seine.«
    Als alle Hilfsmittel, welche die Insel zu bieten vermochte, erschöpft waren, besuchte Cook eine Gruppe Eilande, Hapace genannt, wo er, auf die Anordnung Finaon’s hin, einen recht freundlichen Empfang fand und sich mit Schweinen, Wasser, Früchten und Wurzeln reichlich versorgen konnte. Eingeborne Krieger veranstalteten zur Belustigung der Engländer wiederholte, durch den Gebrauch der Keule und durch Faustkämpfe auffallende Spiele.
    »Am meisten verwunderte es uns, heißt es in dem Berichte, zwei hochgewachsene Frauen auftreten zu sehen, welche sich ohneweiters und mit gleicher Gewandtheit wie die Männer mit den Fäusten zu Leibe gingen. Doch währte der Wettkampf nur eine halbe Minute, als die eine Amazone sich schon für besiegt erklärte. Die Siegerin ward von der Versammlung mit denselben Beifallsbezeugungen geehrt, wie die Männer, welche ihre Rivalen durch Geschick oder Kraft überwunden hatten.«
    Festlichkeiten und Spiele waren aber hiermit noch nicht zu Ende. Gegen hundertfünfzig Theilnehmer führten beim Klange zweier Trommeln, oder vielmehr ausgehöhlter Baumstämme, den noch ein Sängerchor begleitete, einen Massentanz auf. Als Erwiderung ließ Cook seine Marinesoldaten im Feuer exerciren und zum Schluß einen Kanonenschuß abgeben, der die Eingebornen ganz unglaublich in Verwunderung setzte. Um in diesem Wechselspiel von Belustigungen nicht nachzustehen, gaben die Insulaner zunächst noch ein Concert und dann einen Tanz zum Besten, bei dem zwanzig mit Guirlanden aus China-Rosen geschmückte Weiber mitwirkten. Diesem großen Ballet folgte noch ein anderes von fünfzehn Männern. Wir würden indeß gar kein Ende finden, wollten wir das ganze Programm dieses enthusiastischen Empfanges im Einzelnen schildern, das den Tonga-Archipel seines Namens der Inseln der Freunde würdig zeigte.
    Am 23. Mai meldete Finaou, der vorgebliche König des gesammten Archipels, Cook seine Abreise nach der Nachbarinsel Varaoo. Er mochte dazu wohl gute Gründe haben, denn es war ihm Nachricht von der bevorstehenden Ankunft des wirklichen Souveräns, der sich Futtahaie oder Pulaho nannte, zu Ohren gekommen.
    Pulaho war ungewöhnlich dick und glich bei seiner geringen Körpergröße fast einer Tonne. Wenn bei diesen Insulanern die Rangstellung in gleichem Verhältnisse zum Körperumfange stand, so mochte das wohl der mächtigste Häuptling unter allen sein, welche die Engländer bisher getroffen hatten. Intelligent, ernst und gesetzt, besichtigte er das Schiff mit Allem, was ihm Neues vor Augen trat, höchst eingehend, stellte sehr verständige Fragen und erkundigte sich auch nach der Ursache des Erscheinens der, Fahrzeuge. Seine Höflinge wollten ihn durchaus nicht in das Zwischendeck hinabsteigen lassen, da er »Tabu« (Gefeit) und es nicht gestattet sei, über seinem geheiligten Haupte zu wandeln. Cook ließ darauf durch seinen Dolmetscher Ma (antworten, er werde verbieten, daß Jemand den Platz über seinem Zimmer betrete, worauf Pulaho mit dem Kapitän speiste. Er aß nur wenig, trank fast gar nicht und lud Cook ein, mit an’s Land zu kommen. Die von Seiten aller Insulaner gegenüber Pulaho erwiesene Ehrerbietung überzeugte den Commandanten, daß er es nun wirklich mit dem König zu thun habe.
    Am 29. Mai ging Cook indessen wieder unter Segel und kehrte nach Annamooka, später nach Tonga-Tabu zurück, wo ihm zu Ehren ein Fest oder »Heiva« veranstaltet wurde, das alles früher Gesehene weit hinter sich zurückließ.
    »Gegen Abend, sagt er, genossen wir den Anblick eines ›Bomaï‹, d. h. man führte nächtliche Tänze vor der Wohnung Finaou’s auf. Diese

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