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Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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kennen gelernt zu haben. Ihr Hauptgott, Kallafutonga, zerstört in seinem Zorne die, Frucht des Landes und säet die Krankheiten und den Tod aus. Auf den verschiedenen Inseln herrschen zwar nicht die nämlichen religiösen Vorstellungen, doch nimmt man überall eine Unsterblichkeit der Seele an. Wenn sie ihren Gottheiten endlich kein Opfer an Früchten oder anderen Bodenerzeugnissen darbringen, so opfern sie ihnen dafür leider sogar Menschen.
    Am 17. Juli verlor Cook die Tonga-Inseln aus dem Gesichte und am 8. August gelangte die Expedition, nach anhaltend stürmischem Wetter, durch das die »Discovery« nicht unerhebliche Lavarien erlitt, nach einer von den Urbewohnern »Tabuaï« genannten Insel.
    Alle Ueberredungskünste der Engländer, die Eingebornen zum Besteigen der Schiffe zu bestimmen, blieben erfolglos. Letztere verließen niemals ihre Canots und luden vielmehr die Feremden ein, zu ihnen herabzukommen. Da die Zeit aber drängte und Cook weiteren Proviants jetzt nicht mehr bedurfte, hielt er sich nicht länger bei dieser Insel auf, welche ihm fruchtbar erschien und nach Aussage der Bewohner an Schweinen und Geflügel Ueberfluß besaß. Die großen, starken und lebhaften, von Angesicht aber roh und wild aussehenden Eingebornen sprachen das Idiom der Tahitier, so daß man sich leicht mit ihnen verständigen konnte.
    Wenige Tage später erhoben sich die grünenden Berggipfel Tahitis über den Horizont und die Fahrzeuge hielten bald darauf vor der Halbinsel Taïrabu an, wo Maï seitens seiner Landsleute nur ein sehr kühler Empfang zu Theil wurde. Selbst sein Schwager, der Häuptling Outi, wollte ihn kaum wiedererkennen; als Maï ihm jedoch die mit heimgebrachten Schätze zeigte und vor Allem jene rothen Federn, die bei der vorigen Reise Cook’s in so hohem Ansehen standen, änderte Outi schnell sein Benehmen, behandelte Maï mit großer Zärtlichkeit und bot ihm den Austausch ihrer Namen an. Maï ließ sich von dieser plötzlichen, Freundlichkeit nur zu schnell fesseln und sich, bevor Cook noch dazwischen treten konnte, fast aller seiner Schätze berauben. Die Schiffe führten selbst rothe Federn in reichlicher Menge, wofür denn auch viele Früchte, Schweine und Geflügel zu erhalten waren. Dennoch segelte Cook bald nach der Bai von Matavaï weiter, wo König O-Too sofort aus seiner Residenz herbeieilte, um seinen alten Freund zu besuchen. Auch hier wurde Maï von seinen Landsleuten sehr verächtlich behandelt, und obwohl er sich dem Könige zu Füßen warf und ihm ein Büschel rother Federn und drei Stück Goldstoff anbot, würdigte dieser ihn kaum eines Blickes. Sowie in Taïabu zog man indeß bald andere Saiten auf, als Maï’s Reichthum bekannt wurde; Letzterer aber bewegte sich mit Vorliebe in der Gesellschaft von nichtswürdigen Schlauköpfen, die sich seinen Mißmuth zunutze machten und ihn dabei auszuplündern wußten, weshalb es ihm auch nicht gelang, auf O-Too und die anderen Häuptlinge einen für die Beförderung der Civilisation erwünschten Einfluß zu gewinnen.
    Schon lange hatte Cook zwar davon gehört, daß auf Tahiti auch noch Menschenopfer gebräuchlich seien, dem Gerüchte aber immer keinen Glauben geschenkt. Jetzt sollte ihn eine Ceremonie, der er in Atahuru beiwohnte, eines Anderen belehren. Um den Atoua, oder die Gottheit, einem gegen die Insel Eimeo geplanten Kriegszuge günstig zu stimmen, wurde ein Mann von niedriger Herkunft in Gegenwart des Königs mit der Keule erschlagen. Die Haare und ein Auge des Schlachtopfers legte man darauf diesem vor, als letzte Symbole der Anthropophagie, welche ehemals auf der Inselgruppe herrschte. Gegen Ende der barbarischen Ceremonie, welche auf ein Volk mit so sanften Sitten einen um so häßlicheren Flecken wirst, flog eine Taucherente durch das Laubwerk in der Nähe. »Das ist der Atoua!« rief O-Too ganz entzückt über das glückliche Vorzeichen.
    Am nächsten Tage nahm die Ceremonie mit einem Sühnopfer von Schweinen ihren Fortgang. Ganz nach Art der römischen Haruspices, bemühten sich die Priester aus den letzten Zuckungen der Opferthiere den Ausgang der Expedition zu enträthseln.
    Cook, der der ganzen Ceremonie schweigend beiwohnte, konnte nach deren Beendigung doch das Entsetzen nicht verhehlen, das sie ihm eingeflößt hatte. Maï war dabei sein beredter und unerschrockener Dolmetscher. Towha konnte seinen Zorn darüber kaum bemeistern. »Hätte der König in England einen Menschen hingemordet, sagte der junge Tahitier, wie er es eben

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