Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
Wege gingen. Hatten die Kolonisten ihnen schon beträchtliche Verluste an Menschen und Thieren zugefügt, so machten sich die Tamboukis nachher deren kritische Lage zunutze, überfielen das Land und verwüsteten es nach allen Seiten; endlich setzten ihnen auch die Buschmänner sehr ernstlich zu, so daß die Kaffern, bei ihrem Mangel an Feuerwaffen von verschiedenen Seiten bedrängt, den Widerstand aufgaben und nach Norden hin auswichen.
Der erhaltenen Auskunft nach schien es unnütz, in dieser Gegend weiter vorzudringen, die je weiter je mehr bergig wurde, und Le Vaillant kehrte also um. Er besuchte noch die Schneeberge, die unfruchtbaren Ebenen von Karru nebst den Ufern des Büffel-Flusses und kehrte am 2. April 1783 nach dem Cap zurück.
Die Ergebnisse dieser langen Fahrt waren recht ansehnlich. Le Vaillant brachte genaue Kunde mit von den Gonaquas, einem ziemlich großen Volke, das nicht mit den eigentlichen Hottentotten zu verwechseln ist, und das allen äußeren Zeichen nach einer Mischung der Kaffern mit jenen seinen Ursprung verdankt. Die von Le Vaillant über die Hottentotten gesammelten Nachrichten stimmen allenthalben mit denen Sparrman’s überein.
»Die Kaffern, welche Le Vaillant zu sehen Gelegenheit fand, sagt Walckenaer, sind gewöhnlich größer als die Hottentotten und selbst als die Gonaquas. Ihr Gesicht ist im unteren Theile weder so eingezogen, noch hat es die so unangenehmen, stark hervortretenden Backenknochen, welche schon bei den Gonaquas schwächer erscheinen. Die ganze Gesichtsbildung ist nicht so breit und flach und die Lippen sind minder wulstig als die ihrer Nachbarn, der Neger von Mozambique; sie haben im Gegentheil ein mehr rundes Antlitz, hervorspringende, weniger breite Nase und einen mit den schönsten Zähnen besetzten Mund… Ihre Hautfarbe ist schön schwarzbraun, und wenn man von diesem Unterschied absieht, sagt Le Vaillant, würde manches Kaffernweib selbst an der Seite einer Europäerin noch für hübsch gelten.«
Sechzehn Monate Aufenthalt im Innern hatten dazu hingereicht, daß Le Vaillant die Bewohner der Capstadt kaum wieder erkannte. Bei seiner Abreise bewunderte er noch die züchtige Zurückhaltung der holländischen Frauen, jetzt dachten diese scheinbar an nichts Anderes mehr als an Vergnügungen und Putz. Straußfedern waren so in Mode, daß man solche aus Europa und Asien hieher mußte kommen lassen, der ganze Vorrath unseres Reisenden an diesen Schmuckfedern war im Handumdrehen vergriffen. Die Anzahl der von ihm mit jeder sich darbietenden Gelegenheit vorausgesandten Vögel betrug tausendachtzig Exemplare, und Boer’s Haus, in dem sie einstweilen aufbewahrt wurden, verwandelte sich dadurch in ein wirkliches naturhistorisches Museum.
Le Vaillant’s Reise erzielte zu schöne Erfolge, als daß er nicht hätte wünschen sollen, dieselbe zu wiederholen. Trotz der Rückkehr seines Gesellschafters Boer’s nach Europa gelang es ihm mit Hilfe zahlreicher Freunde doch, das Material zu einer neuen Expedition zusammen zu bringen. Am 15. Juni 1783 brach er an der Spitze einer aus neunzehn Personen bestehenden Karawane von Neuem auf. Er nahm dabei dreizehn Hunde, einen Bock nebst zehn Ziegen, drei Pferde, drei Milchkühe, sechsunddreißig Zugochsen, vierzehn solche zum Auswechseln und zwei zum Tragen der Bagage seiner hottentottischen Diener mit.
Wir können dem Reisenden natürlich nicht auf seinen Jagdzügen folgen, sondern beschränken uns auf die Mittheilung, daß es Le Vaillant glückte, eine Sammlung prächtiger Vögel zu erwerben, daß er nach Europa die erste Giraffe mitbrachte und bei seiner Fahrt das ganze ungeheure Gebiet unter dem Wendekreise des Steinbocks bis zum vierzehnten Grade östlicher Länge durchstreifte. Im Jahre 1784 nach dem Cap zurückgekehrt, schiffte er sich nun nach Europa ein und kam in den ersten Tagen des folgenden Jahres in Paris an.
Das erste wilde Volk, dem Le Vaillant bei seiner zweiten Reise begegnete, waren die Kleinen Namaquas, ein wenig zahlreicher Stamm, der schon deshalb dem Untergange preisgegeben scheint, zumal da er nur ein sehr unfruchtbares Gebiet bewohnte und den fortwährenden Angriffen der Buschmänner ausgesetzt war. Obwohl die Kleinen Namaquas noch von ziemlich ansehnlicher Erscheinung sind, stehen sie doch niedriger als die Kaffern und Gonaquas, von deren Lebensweise die ihrige sich sonst wenig unterscheidet.
Die Caminuquas oder Comeinaquas, von denen Le Vaillant dann Einiges erzählt, zeichnen sich durch ihre
Weitere Kostenlose Bücher