Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
Erde zu suchen sei, einige Secunden im Kreise über demselben umher (ich selbst bin wiederholt Augenzeuge davon gewesen), setzt sich dann ruhig hin und erwartet, verborgen und schweigend, was nun geschehen werde, in der Hoffnung einen Theil der Beute zu erlangen.«
Am 12. April 1776 nach dem Cap zurückgekehrt, vernahm Sparrman, daß man neuerdings im Norden des Cantons Sneeuwberg einen größeren See, den einzigen in der Kolonie, aufgefunden habe. Bald darauf schiffte sich der Reisende mit zahlreichen, von ihm zusammengebrachten naturwissenschaftlichen Sammlungen nach Europa ein.
Während desselben Zeitraumes, von 1772 bis 1775, unternahm der Schwede Thunberg, dem Sparrman am Cap begegnete, im Innern Afrikas drei, bald aufeinander folgende Reisen. So wenig wie die Sparrman’s verdienen dieselben freilich die Bezeichnung als Entdeckungsfahrten, denn man verdankt Thunberg nach keiner Seite eine Erweiterung der geographischen Kenntnisse. Er sammelte nur eine ansehnliche Menge von Beobachtungen über die Vogelarten des Caplandes, und man schuldet ihm interessante Aufschlüsse über die einzelnen Völkerschaften, welche sich in dieses große, an Fruchtbarkeit die allgemeine Annahme weit übertreffende Gebiet theilen.
Thunberg’s Fußspuren folgte unmittelbar ein englischer Officier, der Lieutenant William Paterson, der als Hauptzweck die Einsammlung von Pflanzen und naturhistorischen Gegenständen im Auge hatte. Er drang nördlich bis etwa über den Orange-Fluß vor, östlich bis in’s Land der Kaffern, ein gutes Stück jenseits des Fisch-Stromes. Von ihm rührt auch die Beschreibung der Giraffen her, ebenso wie man in seinem Berichte werthvolle Bemerkungen über die Naturgeschichte, die Bodenbildung des Landes und über dessen Bewohner findet.
Merkwürdiger Weise bleibt die Zahl derjenigen Europäer, welche zum Zwecke geographischer Entdeckungen nach Afrika gingen, weit hinter der jener Reisenden zurück, deren Hauptzweck die Bereicherung der Naturwissenschaften im engeren Sinne bildete. An die erwähnten drei Männer, Sparrman, Thunberg und Paterson, schließt sich nun zunächst der Ornitholog Le Vaillant an.
Geboren zu Paramaribo in Holländisch-Guyana von französischen Eltern, welche einen Vogelhandel betrieben, kam Le Vaillant mit diesen nach Europa zurück und lernte in zarter Jugend schon Holland, Deutschland, Lothringen, sowie die Vogesen kennen, bevor er Paris sah. Leicht begreiflicher Weise entwickelte diese kosmopolitische Existenz in ihm zeitig den Trieb zum Wandern.
Ein Hottentotte. [Facsimile. Alter Kupferstich.] (S. 428.)
Seine Leidenschaft für die Vögel bestimmte ihn, durch die Betrachtung öffentlicher und privater Sammlungen noch mehr bekräftigt, zu dem Verlangen, die Wissenschaft durch Beschreibung und Vorführung bisher unbekannter Arten weiter zu bereichern. Welches Land versprach ihm nach dieser Seite aber die reichste Ernte? Die Nachbargebiete des Caps waren zwar durch zwei Botaniker und durch einen Gelehrten, der sich mit dem Studium der vierfüßigen Thiere beschäftigte, besucht worden, Niemand hatte sie dagegen hinsichtlich ihres Vogelreichthums durchforscht.
Am 29. März 1781 kam La Vaillant, der schauerlichen Katastrophe, bei welcher sein Schiff in die Luft sprang, glücklich entgangen, am Cap ohne weitere Hilfsmittel an als die Kleider auf dem Leibe, zehn Ducaten in der Tasche und seine Flinte in der Hand.
Manche Andere wären hierdurch wohl außer Fassung gebracht worden. Le Vaillant gab die Hoffnung nicht auf, sich aus dieser verzweifelten Lage zu ziehen. Im Vertrauen auf seine Geschicklichkeit in der Handhabung des Gewehres wie des Bogens, auf seine Kraft und Gewandtheit, wie auf die Uebung. Thierhäute zu präpariren und Vogelbälge höchst naturgetreu auszustopfen, ging er eifrig an die Arbeit und stand auch bald mit den reichsten Liebhabern und Sammlern am Cap im Verkehr. Einer derselben, der Fiscal Boers, lieferte ihm alles Nothwendige, um erfolgreich reisen zu können, wie z.B. Wagen, Ochsen, Mundvorräthe, Tauschartikel, Pferde, ja selbst die Diener und Führer, welche ihn begleiten sollten.
Bevor »Meister Kees« nicht sein Urtheil abgegeben hatte. (S. 434.)
Die Art der Nachforschungen, welche Le Vaillant auszuführen beabsichtigte, beeinflußte seine Reisedispositionen. Statt besuchte Orte und größere Ansiedelungen aufzusuchen, bestrebte er sich, gebahnte Wege und von Europäern schon besuchte Bezirke möglichst zu meiden, da er nur außerhalb
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