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Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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derselben neue, den Gelehrten noch unbekannte Vogelarten zu finden hoffen durfte. Hieraus folgt schon, daß Le Vaillant der Natur fast stets ihre innersten Geheimnisse ablauschte und mit Eingebornen in Berührung kam, deren Sitten und Lebensweise durch Contact mit den Weißen noch nicht verändert waren. Die Nachrichten, welche wir ihm verdanken, spiegeln auch das Leben in der Wildniß weit treuer wieder als die seiner Vorgänger und Nachfolger. Nur darin allein handelte Le Vaillant nicht recht, daß er die Zusammenstellung seiner Reisebeobachtungen einem jungen Manne anvertraute, der sie ziemlich willkürlich entstellte. Weit entfernt von der gewissenhaften Rücksicht neuerer Bearbeiter fremder Werke, übertrieb der junge Mann alle Vorkommnisse und verlieh, sich auf die Geschicklichkeit des Reisenden verlassend, die auch das fast Unglaubliche möglich erscheinen ließ, dem Berichte über diesen Forschungszug einen ihm sehr schädlichen Beigeschmack von eitler Prahlerei.
    Nach dreimonatlichem Aufenthalt am Cap und in dessen Umgebungen brach Le Vaillant am 18. December 1781 zu seiner ersten Reise nach Osten in das Kaffernland auf. Sein Zug und Gefolge bestand aus dreißig Ochsen, zwanzig als gewöhnliche Bespannung von zwei Wagen, zehn zum Wechseln und zum etwaigen Ersatz für Verluste, aus drei Pferden, neun Hunden und fünf Hottentotten.
    Zuerst durchstreifte Le Vaillant die holländischen Hottentottengebiete, von denen man durch Sparrman’s Reisen hinlängliche Kenntniß hat; daselbst traf er unzählige Heerden von Zebras, Antilopen und Straußen und gelangte endlich nach Zwellendam, wo er noch mehr Ochsen zu einem dritten Wagen und einen Hahn kaufte, der während der ganzen Fahrt den Dienst als Morgenrufer versah. Auch ein anderes Thier gewährte ihm wesentlichen Nutzen. Es war das ein Affe, den er zu dem ebenso nützlichen wie ehrenhaften Posten eines Vorschmeckers erhoben hatte. Fand man dann eine, auch den Hottentotten noch nicht gekannte Frucht oder Wurzel, so durfte sie Niemand essen, bevor »Meister Kees« nicht sein Urtheil darüber abgegeben hatte.
    Kees diente gleichzeitig als Wache, und seine durch die Gewohnheit und den fortwährenden Kampf um’s Dasein geübten Sinne übertrafen beiweitem die der gewiegtesten Rothhäute. Er meldete schon vor den Hunden die Annäherung einer Gefahr. Schlich eine Schlange in der Nachbarschaft umher oder verbarg sich eine Affenbande in den nächsten Dickichten, so verrieth das Entsetzen Kees’ und sein jämmerliches Geschrei bald die Natur der Friedensstörer. Von Zwellendam, das er am 12. Januar 1782 verließ, zog Le Vaillant in mäßiger Entfernung vom Meere nach Osten weiter. Am Ufer des Colombier-Stromes (des Duywen-Hoek) schlug er dann zuerst ein Lager auf und unternahm mehrere ergiebige Jagdzüge in den wildreichen Umgebungen. Dann gelangte er nach Mossel-Bai, wo das heisere Bellen der Hyänen seine Ochsen nicht wenig erschreckte.
    Weiterhin erreichte er das Land der Houtniquas, ein Name, der in der Hottentottensprache »mit Honig beladene Männer« bezeichnet. In diesem Gebiete kann man keinen Schritt thun, ohne auf Bienenschwärme zu treffen. Die Blumen sprießen unter dem Fuße des Reisenden; die Luft ist von ihrem Dufte erfüllt; ihre wechselnden Farben machen diese Gegend zu einem reizenden Ruheplatze. Einige Diener des Reisenden schienen nicht übel Lust zu haben, hier zurückzubleiben. Le Vaillant beeilte, um diese Versuchung zu besiegen, die Weiterreise. Das ganze Land ist bis zur Küste hin bevölkert von Kolonisten, welche Viehzucht treiben, Butter erzeugen, Zimmerholz fällen und Honig sammeln, wofür die Capstadt den gemeinsamen Markt bildet.
    Ein wenig jenseits des letzten Postens der Compagnie fand Le Vaillant einen Bezirk, in dem Tausende von »Turacos« (Haubenkukuk) umherflatterten; hier wollte er der Jagd obliegen; der heftig und ohne Unterlaß herabstürzende Regen machte jedoch seine Pläne zunichte und setzte die Reisenden beinahe dem Hungertode aus.
    Nach mannigfachen Kreuz-und Querzügen und zahlreichen Jagdabenteuern, deren Erzählung recht unterhaltend wäre, aber nicht in unseren Rahmen paßt, gelangte Le Vaillant nach Mossel-Bai zurück. Hier fand er zu seiner größten Freude Briefe aus Frankreich vor. Ausflüge und Jagden wurden nach allen Richtungen hin fortgesetzt, bis die Expedition das Land der Kaffern betrat. Mit den letzteren konnte man nur schwierig in Beziehungen treten, da diese jeder Begegnung mit Weißen sorgsam aus dem

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