Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
Körperlänge aus.
»Sie erscheinen, sagt er, fast noch größer als die Gonaquas, obgleich das in der Wirklichkeit vielleicht nicht der Fall ist; ihre feineren Knochen aber, das hagere Gesicht, die schlanke Taille, die schwächlichen, dünnen Beine, kurz Alles, bis auf den seinen, von den Schultern bis zur Erde herabhängenden Mantel, trägt zu dieser Täuschung bei. Wenn man diese, wie Baumzweige schlanken Erscheinungen sieht, kommt man auf den Gedanken, sie seien durch Locheisen gezogen worden. Von hellerer Hautfarbe als die Kaffern, haben sie auch ein hübscheres Gesicht als die Hottentotten, weil ihre Nasen minder platt und die Backenknochen weniger hervorstehend sind.«
Von allen Völkerschaften jedoch, die Le Vaillant bei seiner langen Reise besuchte, ist die merkwürdigste und älteste die der Huzuauas. Kein neuerer Reisender hat diesen Stamm wieder aufgefunden, doch glaubt man ihn in dem der Betjuanas wieder zu erkennen, obgleich der Sitz, den unser Reisender ihm zuschreibt, keineswegs mit dem jetzt von letzteren schon lange Jahre eingenommenen übereinstimmt.
»Der Huzuana, heißt es in dem Berichte, ist von sehr kleiner Gestalt; die größten erreichen kaum fünf Fuß Höhe. Die kleinen, aber vollkommen proportionirten Leute vereinigen mit überraschender Kraft und Gewandtheit einen Ausdruck von Sicherheit und kühnem Muthe, der ebenso Respect einflößt, wie er für sie einnimmt. Von allen Le Vaillant bekannt gewordenen wilden Stämmen schien ihm dieser mit dem gewecktesten Geiste und der festesten Constitution bedacht zu sein. Ihr, den Hauptmerkmalen nach dem der Hottentotten ähnelnder Kopf erhielt durch das Kinn doch eine bessere Abrundung; dabei sind sie weit schwärzer… Das wollige Haar endlich ist so kurz, daß Le Vaillant glaubte, es sei abgeschoren… Den Huzuauas eigenthümlich erscheint bei deren Weibern die auffallend starke Entwicklung der Hintertheile, die als enorme Fleischmasse, bei jeder Bewegung ganz merkwürdig hin-und herschwanken. Le Vaillant sah eine Huzuana-Frau schnell mit ihrem dreijährigen Kinde laufen, das dabei auf jenem Körpertheile stand, wie ein Jockey hinter einem Wagen.«
Der Reisende verbreitet sich im Weiteren über verschiedene, hier mit Stillschweigen zu übergehende Einzelheiten betreffs der Körperbildung und Lebensgewohnheit mehrerer, heute völlig verschwundener oder unter lebenskräftigeren Stämmen aufgegangener Völkerschaften. Dieser Theil seines Werkes ist zwar gewiß nicht der mindest interessante, leider aber gleichzeitig der mindest glaubwürdige, und gerade die offenbare Uebertreibung in seinen Schilderungen ist es, die uns von der Weiterverbreitung derselben abhält.
Auf der Ostküste Afrikas trat ein portugiesischer Reisender, Francisco Jose de Lacerda e Almeida, im Jahre 1797 von Mozambique aus eine Reise in das Innere an. Ein Bericht über diesen Zug durch Gegenden, welche erst in unseren Tagen besucht worden sind, böte des Interessanten gewiß nicht wenig. Leider ist aber unseres Wissens kein Tagebuch Lacerda’s veröffentlicht worden. Lacerda’s Name wird zwar von den Geographen häufig genug erwähnt und man kennt den Weg, den er eingehalten; dennoch ist es, mindestens in Frankreich, unmöglich, ein Werk zu finden, das sich eingehender mit diesem Forscher beschäftigte und uns Specielleres über seine Reise mittheilte. Alles, was man von Lacerda weiß, können wir in einige Zeilen zusammenfassen, lebhaft bedauernd, daß es uns versagt bleibt, mehr von den Erlebnissen eines Mannes zu erzählen, der sehr wichtige Entdeckungen gemacht hat und gegen den die Nachwelt damit sehr ungerecht handelt, daß sie seinen Namen der Vergessenheit anheimfallen läßt.
Lacerda, von dem man Ort und Zeit seiner Geburt nicht kennt, war Ingenieur. Als solcher hatte er den Auftrag erhalten, die Grenzen zwischen den spanischen und portugiesischen Besitzungen in Südamerika festzustellen. In Folge dessen verdankt man ihm eine Menge interessanter Beobachtungen aus der Provinz Mato-Grosso, welche in seinem »
Revista trimensal de Brazil
« niedergelegt sind. Man kennt die Gründe zwar nicht, weshalb er sich nach einer hier so erfolgreich durchgeführten Expedition den portugiesischen Ansiedlungen in Afrika zuwandte, oder welchen Zweck er mit der beabsichtigten Reise quer durch Südafrika von dessen Ostküste bis zum Königreiche Laonda eigentlich verfolgte, weiß aber, daß er 1797 von Tete, einer wohlbekannten Stadt, aus, an der Spitze einer sehr beträchtlichen
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