Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
Karawane nach den Staaten von Cazembe zu aufbrach.
Den Herrscher dieses Landes schmückte gleichzeitig der Ruhm des Wohlwollens und der Menschenfreundlichkeit, wie der seiner Großthaten. Seine Residenz soll er in Lunda, einer Stadt von zwei Meilen Ausdehnung, gehabt haben, die am östlichen Ufer eines Sees, Namens Moso, lag. Es wäre sehr verlockend gewesen, diese Oertlichkeiten mit den uns heute bekannten zu vergleichen und deren Uebereinstimmung nachzuweisen; der Mangel aller charakteristischen Merkmale zwingt uns jedoch einige Zurückhaltung auf, obgleich man den Namen Lunda von portugiesischen Reisenden her genug kannte; über die Lage Cazembes war man schon lange einig.
Vom Könige sehr freundlich empfangen, soll Lacerda zwölf Tage bei diesem verweilt, dann aber den Wunsch nach Fortsetzung seiner Reise zu erkennen gegeben haben. Leider wäre er, kaum zwei bis drei Tagereisen von Lunda entfernt, den Strapazen der Reise und dem ungesunden Klima erlegen.
Der Negerkönig nahm die Niederschriften und Anmerkungen des portugiesischen Reisenden einstweilen in Verwahrung und gab dann Befehl, dieselben nebst dessen sterblichen Ueberresten nach der Küste von Mozambique zu befördern. Unterwegs wurde die mit jenen kostbaren Schätzen beladene Karawane jedoch überfallen und Lacerda’s Leichnam im afrikanischen Lande zurückgelassen. Die Beobachtungen desselben brachte einer seiner Neffen, der an der Expedition theilgenommen hatte, nach Europa zurück.
Wir schließen nun den Ring um den afrikanischen Continent und erwähnen noch die im Laufe des 18. Jahrhunderts von dessen oberem östlichen Theile ausgegangenen Unternehmungen. Eine der, ihren erzielten Erfolgen nach wichtigsten ist die des Chevalier Bruce.
Geboren in Irland, dem überhaupt viele Afrika-Forscher entstammen, war James Bruce von seiner Familie zum Studium der Rechte und zum Berufe des Advocaten bestimmt worden. Eine solche vorwiegend sitzende Lebensweise sagte aber seinem Geschmacke gar nicht zu, so daß er die sich bietende Gelegenheit, zum Handel überzugehen, mit Freuden ergriff. Da seine Frau schon nach einer Ehe von wenigen Jahren verstarb, begab sich Bruce nach Spanien, wo er sich mit dem Studium der arabischen Denkmäler beschäftigte. Er wollte damals eine Beschreibung aller dieser Schätze aus dem Escurial veröffentlichen, doch versagte ihm die spanische Regierung dazu die Genehmigung.
Nach England zurückgekehrt, befleißigte Bruce sich des Studiums der orientalischen Sprachen und vorzüglich der äthiopischen Mundart, die man bisher nur aus den mangelhaften Arbeiten Ludolph’s kannte.
Bei einer Unterredung mit Lord Halifax schlug dieser ihm, ohne seinen Worten ein besonderes Gewicht beizulegen, vor, einen Versuch zur Entdeckung der Nilquellen zu machen. Sofort erfaßt Bruce diesen Gedanken, widmet sich mit allem Eifer dem Projecte und thut alles Nothwendige zu dessen Ausführung. Alle Einwürfe widerlegt, alle Hindernisse besiegt der zähe Wille des Reisenden, und im Juni 1768 vertauscht Bruce die nebligen Gefilde Englands gegen die sonnenbeglänzten Küsten des Mittelmeeres.
In aller Eile und gleichsam zur Uebung durchstreifte Bruce schnell hintereinander einige Inseln des Archipels, Syrien und Aegypten. Von Djedda ausgehend, besucht der englische Reisende Moka, Loheia und landet bei Massaua am 17. September 1769. Er hatte nicht unterlassen, sich einen Ferman des Sultans und Briefe des Bey von Kairo und von dem Sherif von Mekka zu verschaffen. Das war von ihm sehr wohl gethan, denn der »Nayb« oder Statthalter jenes Inselstädtchens versuchte Alles, um sein Eindringen nach Abyssinien zu hindern und große Geschenke von ihm zu erpressen.
Porträt von James Bruce. [Facsimile. Alter Kupferstich.] (S. 439.)
Durch Abyssinien waren schon früher portugiesische Missionäre gezogen. Ihrem Eifer verdankte man so manche Kenntniß des Landes, die freilich hinter den Nachforschungen, wie sie Bruce anzustellen gedachte, weit zurückblieb. Obwohl man des Letzteren Wahrheitsliebe öfter in Zweifel stellte, haben doch alle Reisenden, welche dieses Land nach ihm besuchten, einstimmig die Verläßlichkeit seiner Schilderungen und Angaben bestätigt.
Von Massaua nach Adowa steigt der Weg allmählich an und erklimmt die Bergkette zwischen Tigre und dem Rothen Meere.
Adowa war früher nicht die Hauptstadt von Tigre. Man hatte daselbst eine Manufactur jener groben Baumwollenstoffe errichtet, welche in ganz Abyssinien in Umlauf sind und zum
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