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Die großen Vier

Die großen Vier

Titel: Die großen Vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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ich unsere Unterredung als beendet ansehen.»
    «Aber, hochverehrter Herr –!»
    «Sie betraten das Mordzimmer und wussten, dass Ihr Herr ermordet worden war, und waren bereits im Begriff, das Weite zu suchen, als Betsy ihre grauenvolle Entdeckung machte.»
    Der Mann starrte Poirot mit herunterhängendem Unterkiefer an.
    «Nun, gestehen Sie schon, ist es nicht so? Ich kann Ihnen verraten – auf mein Ehrenwort –, Ihre einzige Chance besteht darin, die volle Wahrheit zu sagen.»
    «So riskiere ich es eben», erklärte der Mann plötzlich. «Es war genauso, wie Sie sagten. Ich betrat das Haus und ging geradewegs zu meinem Herrn; ich fand ihn blutüberströmt am Boden liegen. Es galt, klar zu überlegen. Man würde sofort meine Vorstrafen feststellen und mich mit Sicherheit dieses Verbrechens beschuldigen. Mein einziger Gedanke war, mich unverzüglich aus dem Staub zu machen, bevor das Verbrechen entdeckt wurde.»
    «Und die Jadefiguren?»
    Der Mann zögerte.
    «Sehen Sie –»
    «Sagen Sie doch schon, Sie nahmen sie rein instinktiv an sich. Sie haben von Ihrem Herrn gehört, dass sie einen gewissen Wert hatten, und waren der Meinung, nicht halbe Arbeit machen zu wollen. Das kann ich begreifen. Nun beantworten Sie mir bitte Folgendes: Nahmen Sie die Figuren an sich, als Sie zum zweiten Male das Zimmer betraten?»
    «Ich war nur einmal im Zimmer, das hat mir völlig gereicht.»
    «Sind Sie ganz sicher?»
    «Absolut sicher.»
    «Gut; wann kamen Sie zuletzt aus dem Gefängnis?»
    «Vor zwei Monaten.»
    «Wie kamen Sie zu dieser Anstellung?»
    «Durch eine Hilfsaktion für entlassene Strafgefangene. Ein Mann erwartete mich, als ich entlassen wurde.»
    «Was war das für ein Mann?»
    «So etwas wie ein Geistlicher; weicher schwarzer Hut und eine gewählte Sprache. Hatte einen zerbrochenen Vorderzahn und trug eine Brille. Saunders war sein Name. Er sagte, er hoffe, dass ich reumütig sei, und er wolle mir deshalb eine gute Stelle verschaffen. Ich trat meinen Posten beim alten Whalley auf seine Empfehlung an.»
    «Ich danke Ihnen; ich glaube jetzt alles durchschauen zu können. Haben Sie noch etwas Geduld.»
    Er blieb beim Ausgang stehen und sagte: «Saunders gab Ihnen ein Paar Schuhe, nicht wahr?»
    Grant staunte nur.
    Poirot erhob sich.
    «Ja, freilich, doch wie können Sie das wissen?»
    «Es gehört nun einmal zu meinem Beruf, über verschiedene Dinge unterrichtet zu sein», sagte Poirot mit großem Ernst.
    Nach einigen Worten mit dem Inspektor gingen wir zum «Weißen Hirschen», um bei Schinken mit Ei, dazu Apfelwein aus Devonshire, die Angelegenheit zu besprechen.
    «Können Sie uns schon irgendwelche Erklärungen geben?», fragte Ingles lächelnd.
    «Ja, die Angelegenheit liegt für mich ziemlich klar, jedoch werden Sie verstehen, dass es nicht so ganz leicht sein wird, Beweise zu erbringen.
    Whalley wurde auf Befehl der Großen Vier getötet – aber nicht von Grant. Ein durchtriebener Bursche besorgte Grant den Posten und plante mit großer Umsicht, ihn zum Sündenbock zu machen – eine nicht zu schwierige Aufgabe bei Grants Vorstrafen. Er gab ihm ein Paar Schuhe, eines von zwei vollständig gleichen Paaren. Das andere Paar behielt er selbst. Es war alles denkbar einfach. Zu dem Zeitpunkt, als Grant sich außerhalb des Hauses befand und Betsy zu einem Schwätzchen ausgegangen war (was sie wahrscheinlich jeden Tag zu tun pflegte), fuhr er bei dem Hause vor und trug bei dieser Gelegenheit die gleichen Schuhe. Er betrat die Küche, ging zum Wohnzimmer, streckte den alten Herrn mit einem Schlag nieder und schnitt ihm die Kehle durch. Dann begab er sich zurück in die Küche, zog die Schuhe aus, tauschte sie gegen die vor der Tür stehenden aus, verließ mit Grants Schuhen das Haus und fuhr mit seinem Wagen davon.»
    Ingles betrachtete Poirot aufmerksam.
    «Da taucht noch die Frage auf, wieso ihn niemand gesehen hat.»
    «Ah, nach meiner Überzeugung kann man hier erkennen, mit welcher Schlauheit Nummer vier zu Werke ging. Ein jeder sah ihn – und wiederum sah ihn niemand, denn er benutzte zu seinem Vorhaben einen Metzgerwagen!»
    Ich stieß einen Ruf der Überraschung aus.
    «Die Hammelkeule?»
    «Genau das, Hastings, die Hammelkeule. Jedermann konnte beschwören, dass kein Fremder an diesem Morgen ‹Granite Bungalow› betreten hatte, und doch fand ich in der Speisekammer die noch steifgefrorene Hammelkeule. Es ist Montag, so muss das Fleisch heute Morgen geliefert worden sein, denn wäre es bereits am Sonnabend

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