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Die großen Vier

Die großen Vier

Titel: Die großen Vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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geliefert worden, wäre es bei dem heißen Wetter nicht bis zum Montag in gefrorenem Zustand verblieben. Also ist tatsächlich jemand dort gewesen, und ein Mann als Metzger verkleidet, mit blutbefleckter Schürze, hat wahrscheinlich keine oder nur wenig Aufmerksamkeit erregt.»
    «Verdammt genial zusammengereimt», sagte Ingles zustimmend.
    «Ja, das hat unsere Nummer vier tatsächlich schlau eingefädelt», bekräftigte Poirot.
    «Er ist ebenso schlau wie unser Hercule Poirot», bemerkte ich leise.
    Mein Freund warf mir einen missbilligenden Blick zu. «Deine scherzhaften Bemerkungen sind an dieser Stelle durchaus nicht angebracht, Hastings», sagte er kurz angebunden. «Habe ich nicht einen Unschuldigen vor dem Galgen gerettet?»

5
     
    N achdem die Geschworenen Robert Grant alias Biggs von der Anklage des Mordes an Jonathan Whalley freigesprochen hatten, hatte ich persönlich den Eindruck, dass unser Freund Inspektor Meadows doch nicht so ganz von seiner Unschuld überzeugt war. Die Indizien, die gegen Grant sprachen, die Vorstrafen, die Jadefiguren, die er gestohlen hatte, die Fußabdrücke, die genau mit seinen Schuhen übereinstimmten, waren seiner Überzeugung nach so beweisführend, dass man sie nicht übersehen konnte. Jedoch Poirot, entgegen seiner sonstigen Abneigung, vor Gericht Aussagen zu machen, hatte die Geschworenen überzeugt. Zwei Zeugen hätten sich gemeldet, welche einen Metzgerwagen am Montagmorgen gesehen hatten, während der ortsansässige Metzger bezeugte, dass sein Wagen nur mittwochs und freitags Hauszustellungen durchführte. Ferner hatte sich eine Frau gemeldet, die sich erinnerte, einen Fleischerei-Angestellten beim Verlassen des Bungalows gesehen zu haben, jedoch konnte sie keine präzise Beschreibung des Mannes liefern. Die einzigen Wahrnehmungen, die ihr im Gedächtnis haften geblieben waren, waren die, dass er glatt rasiert und von mittlerer Statur war und dass er ganz das Aussehen eines Metzgers hatte. Bei dieser Beschreibung zuckte Poirot vielsagend mit den Achseln. «Es ist so, wie ich dir sage, Hastings», wandte er sich nach der Verhandlung an mich. «Der Mann ist ein Künstler in seinem Fach. Er verrät sich weder durch einen falschen Bart noch durch eine dunkle Brille. Er ändert stets seine äußere Erscheinung, aber das ist noch nicht alles. Für jeden besonderen Zweck passt er sich jeweils den besonderen Verhältnissen an. Er lebt sich völlig in seine Aufgabe hinein.»
    Sicherlich musste ich zugeben, dass der Mann, der uns als Aufseher der Heilanstalt in Hanwell besuchte, ganz genau mit meiner Vorstellung eines Bediensteten der Anstalt übereinstimmte. Ich hätte niemals für einen Moment daran gezweifelt, dass er nicht echt gewesen wäre.
    Es war alles ein wenig entmutigend, und unsere Erlebnisse in Dartmoor schienen uns kein Stück weitergebracht zu haben. Ich teilte diese Gedanken Poirot mit, aber er wollte nicht zugeben, dass wir nichts erreicht hatten.
    «Wir kommen allmählich weiter», sagte er. «Fortschritte haben wir jedenfalls schon gemacht. Bei jedem Berührungspunkt mit diesem Manne lernen wir ein wenig mehr von seiner geistigen Einstellung und seinen Methoden kennen. Von uns und unseren Plänen weiß er nichts.»
    «Und in dieser Beziehung, Poirot», protestierte ich, «geht es mir genauso wie ihm. Es hat nicht den Anschein, als hättest du irgendwelche neue Pläne, du sitzt da und wartest, bis von seiner Seite etwas Neues geschieht.»
    Poirot lächelte.
    «Mon ami, du bleibst dir immer gleich. Immer derselbe Hastings, der gleich impulsiv und stets bereit ist, jemandem an den Hals zu springen. Vielleicht», fügte er hinzu, als es an der Tür klopfte, «kommt jetzt deine Chance; es könnte vielleicht unser Freund sein, der jetzt eintritt.» Und er lachte über meine Enttäuschung, als Inspektor Japp, in Gesellschaft eines anderen Herrn, den Raum betrat.
    «Guten Abend, meine Herren», begrüßte uns der Inspektor. «Erlauben Sie mir, Sie mit Captain Kent vom amerikanischen Geheimdienst bekannt zu machen.»
    Captain Kent war ein großer, schlanker Amerikaner mit einem auffallend unbeweglichen Gesicht, welches aus Holz geschnitzt zu sein schien.
    «Sehr erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen, meine Herren», murmelte er, indem er uns die Hände kräftig schüttelte.
    Da es ein kühler Abend war, warf Poirot noch ein Holzscheit in den Kamin und rückte mehrere Armsessel heran. Ich holte Gläser, Whisky und Soda. Der Captain nahm einen großen Schluck und gab

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