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Die großen Vier

Die großen Vier

Titel: Die großen Vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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im Hause zu bleiben. Die Hausmädchen erschienen mir unwichtig. Mit James, dem zweiten Diener, befasste ich mich zuerst sehr eingehend, jedoch wurde mir bald klar, dass er nur eine ganz untergeordnete Rolle spielte. Er war durch den Butler eingestellt worden. Eine Person, der ich weitaus mehr Beachtung schenkte, war Deaves, Rylands Kammerdiener, den er von New York mitgebracht hatte. Ein gebürtiger Engländer, unnahbar, der auf mich einen verdächtigen Eindruck machte. Drei Wochen war ich bereits in «Hatton Chase», doch kein auch noch so geringer Vorfall hatte sich ereignet, der Anlass gegeben hätte, unsere Theorie zu bestärken. Auch nicht eine Spur von der Tätigkeit der Großen Vier war zu entdecken. Mr Ryland verkörperte einen Mann von überwältigender Macht und Persönlichkeit, so dass ich bereits glaubte, Poirot habe einen Irrtum begangen, als er ihn mit dieser gefürchteten Organisation in Verbindung brachte. Ich hörte sogar, dass er den Namen von Poirot während eines Dinners erwähnte. «Ein wundervoller kleiner Herr, sagt man, aber er ist etwas unzuverlässig. Wie konnte man das ahnen? Ich übertrug ihm einen Auftrag, und er ließ mich im letzten Augenblick im Stich. Ich halte seit dieser Zeit nicht mehr sehr viel von dem beliebten Monsieur Hercule Poirot!»
    Ich fand in Augenblicken wie diesem meinen Backenbart sehr angebracht! Und dann erzählte mir Miss Martin eines Tages eine ziemlich seltsame Geschichte. Ryland war für einen Tag abwesend, er war nach London gefahren und hatte Mr Appleby mitgenommen.
    Miss Martin und ich gingen nach dem Tee zusammen im Garten spazieren. Ich mochte das Mädchen sehr gern, sie war so natürlich und unbefangen, und ich merkte, dass sie bedrückt schien. Nach einigem Zögern kam es heraus.
    «Wissen Sie, Major Neville», sagte sie, «ich denke tatsächlich daran, meinen Posten aufzugeben.»
    Ich sah sie mit leichtem Erstaunen an, und sie fuhr eilig fort: «Oh, einesteils weiß ich, dass ich eine gut bezahlte Stellung habe; die meisten Leute würden vielleicht sagen, ich sei furchtbar töricht, dies nicht einzusehen. Ich kann jedoch keine Ausfälligkeiten vertragen, Major Neville. Beschimpft zu werden wie ein Rekrut ist mehr, als ich ertragen kann. Kein Gentleman tut so etwas.»
    «Hat Ryland Sie denn beschimpft?» Sie nickte.
    «Er ist natürlich immer sehr erregt und ungeduldig. Das ließe sich noch aushalten, denn es gehört nun einmal zur täglichen Arbeit. Jedoch so gänzlich aus der Rolle zu fallen – und dazu ganz ohne Grund! Er hat mich wirklich so angesehen, als wenn er mich töten wollte. Und, wie ich bereits sagte, ganz grundlos.»
    «Erzählen Sie mir doch bitte mehr darüber», bat ich äußerst interessiert.
    «Wie Sie wissen, öffne ich alle Briefe mit Rylands Anschrift. Einige davon übergebe ich sofort Mr Appleby, andere erledige ich gleich selbst, aber ich muss sie vorher sorgfältig durchsehen. Nun gibt es gewisse Briefe, und zwar solche auf blauem Papier, die mit einer kleinen Vier in der Ecke bezeichnet sind – Verzeihung, sagten Sie etwas?» Ich war im Moment nicht in der Lage gewesen, einen leisen Ausruf zu unterdrücken, jedoch schüttelte ich eifrig meinen Kopf und bat sie fortzufahren.
    «Well, wie ich bereits sagte, habe ich die strikte Anweisung, sie nie zu öffnen, sondern beim Eintreffen dieser Briefe sie auf schnellstem Wege Mr Ryland persönlich zu übergeben. Natürlich verfahre ich stets dementsprechend. Nun hatten wir aber gestern Morgen eine ungewöhnlich umfangreiche Post, und ich öffnete alle Briefe in schrecklicher Eile. Irrtümlicherweise öffnete ich auch einen dieser Briefe. Sobald ich gesehen hatte, was geschehen war, überbrachte ich ihn Mr Ryland und entschuldigte mich. Zu meinem unbeschreiblichen Erstaunen steigerte er sich in einen fürchterlichen Wutanfall. Wie ich Ihnen bereits sagte, war ich zu Tode erschrocken.»
    «Ich wüsste zu gern, was der Brief enthalten hatte, dass er sich derart vergessen konnte.»
    «Absolut gar nichts – das ist nämlich das Seltsamste daran. Ich hatte ihn gelesen, bevor ich meinen Irrtum entdeckte. Er war nur ganz kurz gehalten. Ich kann mich noch Wort für Wort daran erinnern, und nichts war darin gestanden, dass jemand so außer sich geraten konnte.»
    «Sie können es wörtlich wiederholen, sagten Sie?», ermunterte ich sie.
    Sie überlegte eine Weile und wiederholte sodann langsam, während ich mir die Worte einprägte, Folgendes:
    «Dear Sir. Ich muss darauf drängen, dass Sie das

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