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Die großen Vier

Die großen Vier

Titel: Die großen Vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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führte mich fort.
    Als wir uns außer Sicht des Steinbruches befanden, umarmte er mich leidenschaftlich.
    «Du lebst und bist unverletzt. Es ist kaum zu fassen. Wie oft habe ich mir Vorwürfe gemacht, dass ich dich habe gehen lassen.»
    «Ich bin doch vollkommen in Ordnung», sagte ich, indem ich mich losmachte, «aber ich bin noch ein wenig benommen. Du hast dich von ihren Plänen schön überrumpeln lassen, nicht wahr?»
    «Aber nein, darauf habe ich gerade gewartet! Aus welchem Grunde, glaubst du, habe ich dir denn überhaupt angeraten, zu Ryland zu gehen? Dein falscher Name, deine Maske, nicht einen Moment konntest du jemand täuschen!»
    «Was!», rief ich. «Du hast mir doch nie etwas davon gesagt!»
    «Wie ich dir schon öfter versichert habe, Hastings, hast du eine so reine und ehrenhafte Natur, dass es dir auch bei einer Selbsttäuschung unmöglich ist, andere täuschen zu wollen. Es war gut so, sie haben dich von Anfang an durchschaut und taten das, womit ich mit tödlicher Sicherheit gerechnet hatte – einer mathematischen Sicherheit für jedermann, der seine kleinen grauen Zellen arbeiten lässt –, nämlich dich als Köder zu benutzen. Sie hetzten das Mädchen auf dich – nebenbei, mon ami, ein interessanter Fall, psychologisch gesehen; hatte sie rotes Haar?»
    «Wenn du Miss Martin meinst», bemerkte ich kühl, «so hat ihr Haar einen zarten Schimmer von Kastanienbraun, aber –»
    «Diese Leute sind nun einmal unübertrefflich! Sie haben sogar deine Psychologie studiert. Ja, mein Freund, Miss Martin war mit im Komplott – sogar sehr aktiv. Sie wiederholte dir den Brief, zusammen mit dem Märchen von Mr Rylands Zornesausbruch. Du schriebst es nieder, hast dein Gehirn zermartert, einen Sinn herauszufinden – die Chiffre ist fein ausgeklügelt, etwas schwierig, jedoch nicht zu schwierig – du löst sie und benachrichtigst mich!
    Aber was sie nicht wissen konnten, ist die Tatsache, dass ich gerade auf dieses Ereignis gewartet habe. Unverzüglich ging ich zu Japp und traf meine Vorkehrungen. Und so, wie du gesehen hast, hat alles geklappt!»
    Ich war nicht gerade begeistert von Poirots Ausführungen und ließ dies auch durchblicken. Wir benutzten den «Milchzug», der in den frühen Morgenstunden nach London fährt, eine höchst ungemütliche Reise.
    Ich hatte gerade mein Bad verlassen und war in angenehme Gedanken an das bevorstehende Frühstück versunken, als ich Mr Japps mir allzu bekannte Stimme im Wohnzimmer vernahm. Ich warf einen Bademantel über und stürzte hinein.
    «Dieses Mal haben Sie uns in eine ziemlich peinliche Situation gebracht», sagte Japp. «Wirklich sehr unangenehm, Monsieur Poirot; zum ersten Male habe ich feststellen müssen, dass Sie sich getäuscht haben.»
    Poirots Gesichtsausdruck lässt sich nicht beschreiben. Japp fuhr fort: «So weit wären wir nun, wir hatten alle diese Schauermärchen für ernst genommen – und wen haben wir erwischt? Den Diener!»
    «Den Diener?», rief ich entsetzt und schnappte nach Luft.
    «Ja, den James oder wie der Mann heißt. Es hat sich herausgestellt, dass man im Dienerzimmer eine Wette abgeschlossen hatte, dass er für Ryland gehalten werden würde, und sogar bei dessen engsten Mitarbeitern – damit sind Sie gemeint, Hauptmann Hastings –, und dass er Ihnen bei dieser Gelegenheit eine Menge über eine Verbrecherbande, genannt die Großen Vier, verraten würde.»
    «Das ist doch unmöglich», rief ich aus.
    «Dann glauben Sie mir es eben nicht. Ich führte unseren Gefangenen geradewegs nach ‹Hatton Chase›, und dort befand sich der richtige Ryland – im Bett und in tiefem Schlaf. Der Butler aber, der Koch und Gott weiß wer noch alles sind bereit, diese Angaben zu beschwören. Nichts als ein dummer Streich, gar nichts anderes; und der Kammerdiener hat dabei mitgewirkt.»
    «Deshalb also hat er sich ständig im Dunkeln gehalten», murmelte Poirot.
    Nachdem Japp uns verlassen hatte, betrachteten wir uns gegenseitig lange Zeit.
    «Mit Sicherheit wissen wir, Hastings», sagte Poirot endlich, «dass Nummer zwei von den Großen Vier kein anderer als Abe Ryland ist. Die Maskierung, die der Diener benützte, war eine Sicherheitsmaßnahme für den äußersten Fall. Und der Diener…»
    «Weiter, weiter», forschte ich atemlos.
    «… ist Nummer vier», schloss Poirot mit großem Ernst.

9
     
    D ie Behauptung Poirots, wir seien daran, mehr und mehr Informationen zu sammeln und Einsicht in die Pläne unserer Widersacher zu erhalten, hatte

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