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Die grünen Augen von Finchley

Die grünen Augen von Finchley

Titel: Die grünen Augen von Finchley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sein. Der durch den nächtlichen Regen aufgeweichte Weg nach Southgate führte anscheinend direkt ins Tal der Tränen und allen Jammers.
    Nur langsam kam die Wagenkolonne der Mordkommission vorwärts. Inspektor Corner saß im Fond seines Autos neben Doktor Horn, dem Polizeiarzt, der mit seiner dicken Brille den Eindruck eines Halbblinden machte und mit schwankendem Kopf vor sich hindöste.
    Neben dem Fahrer hockte der spindeldürre Sergeant Battle, Inspektor Corners Assistent. Auch er schlief noch halb und lauschte griesgrämig dem Aufspritzen der tiefen Pfützen. Die Wagen rumpelten weiter, bis sich plötzlich aus den wallenden Schwaden drei Uniformierte herausschälten. Die Autos stoppten, und einer der Polizisten stattete seine Meldung bei Inspektor Corner ab.
    »Sergeant Smith. – Es ist alles abgesperrt!«
    »Sehr schön …« Corner reichte ihm die Hand und patschte voll in eine Wasserlache, als er ausstieg. Einen saftigen Fluch konnte er gerade noch unterdrücken. Er bahnte sich mißgestimmt seinen Weg zu der Leiche und betrachtete sie hochinteressiert.
    »Fällt Ihnen nichts auf, Battle?«
    »Keine Fußspuren«, brummte der Sergeant.
    »Ja, keine Fußspuren. Und das bei dem Wetter! Bei diesem weichen Boden! Nur die Abdrücke unserer eigenen Schuhe sind zu sehen. Blicken Sie mal zurück … Unsere Fußspuren sind so klar, daß es für einen Kriminalisten eine Wonne wäre, sie auszugießen. Aber hier, neben und an der Leiche, nichts! Das ist sehr merkwürdig!«
    Der Inspektor neigte sich über die niedergestreckte Gestalt am Boden. Vorsichtig drehte er sie herum – und fuhr entsetzt zurück.
    Auch Battle, der einen starken Handscheinwerfer hielt und den Toten anleuchtete, wandte sich erschrocken ab.
    Ein grauenhafter Anblick bot sich ihnen: Ein Mensch ohne Gesicht … Ein Mensch mit einem Kopf, der nur noch eine formlose Masse war, ohne Nase, Mund, Ohren und Augen. Sogar die Zähne fehlten und Teile der Kiefer.
    Corner sah Dr. Horn an, der hinter ihm stand und sich gerade mit der Hand über die Augen fuhr.
    Langsam richtete er sich auf. »Hier ist ein Mord von seltener Brutalität verübt worden. Ein kalter, überlegter Mord! Der Täter muß eine menschliche Bestie sein! Er hat die geringste Kleinigkeit berücksichtigt, um sich zu schützen. Er hat seinem Opfer sogar die Zähne herausgebrochen, damit die Identität des Ermordeten noch nicht einmal am Gebiß festgestellt werden kann.«
    Inzwischen hatte der Polizeiarzt mit der Untersuchung des Ermordeten begonnen. Als er den Arm des Toten zur Seite schob, fuhr er herum. »Corner! Kommen Sie doch mal her! Das ist ja toll!«
    Dann zeigte er ihm die Hände des Toten. »Hier sehen Sie! Alle Fingerspitzen sind weggebrannt. Mit einer Lötlampe oder dergleichen hat der Mörder die Hautleistenbilder vernichtet. Mein Gott, muß dieses Ungeheuer Nerven haben …«
    Still und routiniert arbeitete der polizeiliche Ermittlungsapparat. Die Ausbeute war entmutigend. Keine Fußspur. Kein Anzeichen eines Kampfes. Nichts …
    Henry Corner hatte sich auf das Trittbrett seines Autos gesetzt und starrte in den Nebel. Wütend stieß er hervor: »Ein Mann kann nicht aus der Luft heraus getötet und derart verstümmelt werden! Es müssen doch Spuren da sein! Die Spuren des Ermordeten und des Mörders! Wie lange wird denn dieser arme Kerl hier schon tot sein, Doktor?«
    »Soviel ich jetzt feststellen kann, etwa fünf bis acht Stunden.«
    Der Inspektor schüttelte den Kopf. »Na also, fünf bis acht Stunden. In dieser Zeit können die Regenfeuchtigkeit und der Nebel die Spuren doch nicht völlig verwischt haben, die der fraglos stattgefundene Kampf zwischen dem Täter und seinem, wie man sieht, recht kräftigen Opfer verursacht haben muß. Vor allen Dingen aber erscheint es mir unmöglich, daß diese widerliche, grausige Schlachterarbeit der Verstümmelungen keine Zeichen hinterlassen haben soll. Ich stehe vor einem Rätsel.«
    Unschlüssig sah Sergeant Battle Inspektor Corner an. Dann meinte er hüstelnd: »Vielleicht ist der Fall gar nicht so rätselhaft. Wie wär's mit einem Flugzeug?«
    Überrascht fuhr Corner herum: »Tatsächlich! Das ist eine Möglichkeit! – Warum soll der Tote nicht aus einem Flugzeug geworfen worden sein?!«
    Polizeiarzt Dr. Horn machte ein zweifelndes Gesicht. »Schlagen Sie sich eine solch einfache Lösung aus dem Kopf, Corner. Auch wenn ein Mensch in verhältnismäßig geringer Höhe aus einem Flugzeug geworfen wird, bricht er sich alle Knochen. Bei

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