Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Titel: Die Günstlinge der Unterwelt - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
Vom Netzwerk:
gespritzt waren. Das Blut war frisch – höchstens einen Tag alt.
    Überall auf der windumtosten Brustwehr lagen tote Mriswiths. Sie stanken, obwohl sie mittlerweile hartgefroren waren. An einer Wand, gut fünf Fuß weit oben, befand sich ein riesiger Blutfleck, und darunter, auf dem Boden, ein toter Mriswith, dessen Schuppenhaut aufgeplatzt war. Hätte sich der Blutfleck auf dem Boden und nicht an der Wand befunden, Richard hätte angenommen, er wäre vom Himmel gestürzt und durch den Aufprall umgekommen.
    Richard ließ den Blick über die Sauerei hinwegwandern und fand, daß es aussah wie das, was übrigblieb, wenn Gratch mit Mriswiths kämpfte. Er schüttelte entsetzt den Kopf und fragte sich, was passiert war.
    Er folgte der Blutspur zu einer Aussparung der mit Zinnen versehenen Mauer und stellte fest, daß das Mauerwerk auf beiden Seiten blutverschmiert war. Er trat in die Aussparung hinein und blickte über den Rand. Der Anblick war schwindelerregend.
    Die Gesteinsblöcke, aus denen die Burg bestand, fielen fast senkrecht in die Tiefe ab, wölbten sich zum Fundament weit unten leicht vor, und darunter schien das Felsgestein des Berges selbst mehrere tausend Fuß weit abzufallen. Von der Aussparung in der Brustwehr zog sich eine Blutspur an der Außenwand hinunter und verlor sich in der Tiefe. In der Blutspur gab es mehrere dicke Flecken. Irgend etwas war über den Rand gestürzt und auf seinem Weg nach unten immer wieder gegen die Außenwand geschlagen. Er würde Soldaten losschicken müssen, um festzustellen, was oder wer über den Rand gestürzt war.
    Er fuhr mit den Fingern durch mehrere Blutspuren an der Kante. Die meisten stanken nach Mriswiths. Andere nicht.
    Gütige Seelen, was war hier oben geschehen? Richard preßte die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf. Er hüllte sich wieder in das Mriswithcape und wurde unsichtbar, während er nachdachte. Seltsamerweise kam ihn auch Zedd in den Sinn. Er wünschte, Zedd wäre hier bei ihm.

42. Kapitel
    Diesmal war Verna bereit, als sie sah, wie die kleine Klappe unten an der Tür aufging. Sie stürzte sich darauf, schob das Tablett zur Seite, preßte ihr Gesicht an die Tür und spähte hinaus.
    »Wer ist da draußen! Wer ist es! Was ist hier los? Weshalb hält man mich hier fest? Beantworte meine Fragen!« Sie konnte die Stiefel einer Frau erkennen und den Saum eines Kleides. Wahrscheinlich eine Schwester, welche die Menschen im Krankenrevier versorgte. Die Frau richtete sich wieder auf. »Bitte! Ich brauche noch eine Kerze! Diese hier ist fast heruntergebrannt!«
    Sie hörte, wie die Schritte unbeeindruckt im Gang verhallten, dann das Klicken von Tür und Riegel. Sie biß die Zähne zusammen und hämmerte mit der Faust gegen die Tür. Schließlich sank Verna auf das Strohlager und rieb sich die Hand. In letzter Zeit hatte sie ein wenig zu oft gegen die Tür gehämmert. Ihre Verzweiflung übernahm langsam die Vorherrschaft über ihre Vernunft, das wußte sie.
    In dem fensterlosen Raum war ihr jedes Gefühl für Tag und Nacht verlorengegangen. Sie ging davon aus, daß man ihr das Essen tagsüber brachte, manchmal jedoch schien es, als bekäme sie das Essen im Abstand von nur wenigen Stunden, und zu anderen Zeiten war sie fast verhungert, bevor es gebracht wurde. Verärgert wünschte sie, jemand würde sich um den Nachttopf kümmern.
    Man gab ihr auch nicht genug zu essen. Ihr Kleid wurde an den Hüften und am Busen ziemlich weit. In den vergangenen Jahren hatte sie sich immer gewünscht, ein wenig schlanker zu werden, so wie sie vor Antritt ihrer Reise vor zwanzig Jahren gewesen war. Früher hatte sie als attraktiv gegolten. Die zusätzlichen Pfunde erinnerten sie stets an diesen Verlust von Jugend und Schönheit.
    Sie lachte irre. Vielleicht war man hier derselben Ansicht und hatte beschlossen, die Prälatin einer Fastenkur zu unterziehen. Ihr Lachen erstarb. Sie hatte sich gewünscht, Jedidiah würde ihre innersten Gefühle erkennen, und jetzt hockte sie hier und beschäftigte sich mit Äußerlichkeiten, genau wie er. Eine Träne lief ihr über die Wange. Warren hatte die inneren Werte nie übersehen. Sie war eine Närrin.
    »Ich bete dafür, daß du in Sicherheit bist, Warren«, sprach sie leise zu den Wänden.
    Verna schob das Tablett über den Fußboden zur Kerze. Sie ließ sich zu Boden fallen und griff nach ihrem Wasserbecher. Bevor sie den Inhalt hinunterstürzte, hielt sie inne und ermahnte sich, es sich einzuteilen. Nie brachte man ihr genug

Weitere Kostenlose Bücher