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Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Titel: Die Günstlinge der Unterwelt - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Wasser. Mehrmals schon hatte sie es hastig geschluckt und dann den nächsten Tag über auf ihrem Bett gelegen und sich vorgestellt, wie sie mit offenem Mund in einen See eintauchte und soviel trank, wie sie wollte.
    Sie nahm einen winzigen Schluck. Als sie den Becher wieder auf das Tablett zurückstellte, sah sie dort etwas Neues, etwas anderes als den halben Laib Brot. Dort stand eine Schale mit Suppe.
    Verna nahm sie ehrfürchtig in die Hand und sog den Duft ein. Es war eine dünne Zwiebelbrühe, aber es kam ihr vor wie das Festmahl einer Königin. Sie weinte fast vor Freude, als sie einen Schluck trank und den deftigen Geschmack genoß. Sie riß ein Stück Brot ab und stippte es in die Suppe. Es schmeckte besser als Schokolade, besser als alles, was sie je gegessen hatte. Sie zerbrach das restliche Brot zu kleinen Bröckchen, die sie alle in die Schale warf. Während sie in der Suppe aufquollen, schien es mehr zu sein, als sie essen konnte. Sie aß trotzdem alles auf.
    Beim Essen holte sie das Reisebuch aus der Tasche in ihrem Gürtel. Ihre Hoffnung sank erneut, als darin keine neue Nachricht stand. Sie hatte Ann mitgeteilt, was geschehen war, und hatte eine hastig hingekritzelte Nachricht erhalten, in der es lediglich hieß: »Du mußt fliehen und die Schwestern fortschaffen.« Daraufhin hatte sie keine Nachricht mehr bekommen.
    Nachdem sie die Schale angesetzt und die Suppe bis zur Neige geleert hatte, blies sie die Kerze aus, um sie für später aufzusparen. Sie stellte das restliche Wasser hinter die Kerze, damit sie es im Dunkeln nicht verschüttete, dann legte sie sich wieder auf das Strohlager und rieb sich den vollen Bauch.
    Sie erwachte, als sie hörte, wie der Türriegel unter lautem Rasseln angehoben wurde. Verna hielt sich den Handrücken vor die Augen, vom Licht geblendet, das in die Kammer fiel. Sie rutschte rückwärts zur Wand, als die Tür wieder zuging. Eine Frau stand da, in der Hand eine Lampe. Verna blinzelte in den grellen Schein.
    Die Frau stellte die Lampe auf den Boden, richtete sich auf und verschränkte die Hände vor ihrem Körper. Sie stand da, sah sie an und schwieg.
    »Wer ist das? Wer ist dort?«
    »Schwester Leoma Marsick«, lautete die knappe Antwort.
    Verna blinzelte, als ihre Augen sich schließlich an das Licht gewöhnt hatten. Ja, es war tatsächlich Leoma. Jetzt konnte Verna ihr faltiges Gesicht erkennen und das weiße Haar, das über ihre Schultern nach hinten fiel.
    Leoma war die Schwester aus dem Büro der Prälatin. Die, die sie hierhergebracht hatte.
    Verna wollte aufspringen und der Frau an die Kehle gehen.
    Nach einem Augenblick der Verwirrung bemerkte sie, daß sie wieder auf dem Strohlager saß und ihr das Hinterteil von der derben Landung schmerzte. Sie hatte das beunruhigende Gefühl, daß der Rada’Han sie am Aufstehen hinderte. Sie versuchte, ihre Beine zu bewegen, doch die gehorchten ihr nicht. Es war ein außergewöhnlich beängstigendes Gefühl. Sie schnappte nach Luft, unterdrückte einen panischen Schrei. Sie versuchte, nicht länger dagegen anzukämpfen, und die Angst ließ ein wenig nach. Das beunruhigende Gefühl, das von außen zu kommen schien, blieb.
    »Ich denke, das reicht, Verna.«
    Verna vergewisserte sich, daß sie ihre Stimme unter Kontrolle hatte, bevor sie sprach. »Warum bin ich hier?«
    »Du wirst bis zum Ende deiner Verhandlung festgehalten.«
    Verhandlung? Was für eine Verhandlung? Nein. Die Genugtuung würde sie Leoma nicht geben. »Das scheint angemessen.« Verna wäre gerne aufgestanden. Es war beschämend, mitansehen zu müssen, wie Leoma so auf sie herabblickte. »Und, ist sie zu Ende?«
    »Deswegen bin ich hier. Ich bin gekommen, um dich von der Entscheidung des Gerichts zu unterrichten.«
    Verna verkniff sich ihre beißende Bemerkung. Natürlich hatten diese Verräter sie irgendeines hinterlistigen Vorwurfs für schuldig befunden. »Und die Entscheidung?«
    »Man hat dich für schuldig befunden, eine Schwester der Finsternis zu sein.«
    Verna war sprachlos. Sie starrte zu Leoma hoch, brachte aber kein Wort hervor, so sehr schmerzte es sie, daß man gerade sie dessen für schuldig befunden hatte. Fast ihr gesamtes Leben hatte sie der Ehre des Schöpfers gewidmet. Wut stieg in ihr auf. Sie hielt sie jedoch in Schach, als ihr einfiel, wie Warren ihr wegen ihrer aufbrausenden Art Vorwürfe gemacht hatte.
    »Eine Schwester der Finsternis? Verstehe. Und wie ist es möglich, daß man mich eines solchen Vorwurfs ohne Beweise für schuldig

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