Die Günstlinge der Unterwelt - 5
letzte Beweisstück, das schließlich zur Verurteilung führte. Sie bewies die Falschheit deines Tuns und offenbarte deine wahren Absichten. Zum Glück konnten wir handeln, bevor du dafür sorgen konntest, daß die Prophezeiung sich erfüllt. Du bist gescheitert.«
»Nichts von alldem stimmt, und das weißt du ganz genau!«
»Warrens Prophezeiung beweist deine Schuld. Du wirst darin als falsche Prälatin bezeichnet, und deine Pläne zur Zerstörung des Palastes der Propheten werden darin offenbart.« Ihr Lächeln kehrte zurück. »Es gab eine ziemliche Aufregung, als sie vor dem Tribunal vorgelesen wurde. Ein recht verräterischer, handfester Beweis, würde ich sagen.«
»Du mieses Stück. Ich werde für deinen Tod sorgen.«
»Von einer wie dir erwarte ich nichts anderes. Glücklicherweise bist du nicht in der Lage, deine Drohungen wahr zu machen.«
Den Blick auf Leomas Augen gerichtet, küßte Verna ihren Ringfinger. »Warum küßt du nicht deinen Finger, Schwester Leoma, und bittest den Schöpfer in diesen schweren Zeiten um Hilfe für den Palast der Propheten?«
Leoma breitete die Hände aus, ein spöttisches Lächeln auf den Lippen. »Der Palast ist jetzt nicht mehr in Not, Verna.«
»Küsse deinen Finger, Leoma, und zeige dem geliebten Schöpfer deine Sorge um das Wohlergehen der Schwestern des Lichts.«
Leoma führte ihre Hand nicht an die Lippen. Sie konnte nicht, und Verna wußte es. »Ich bin nicht hergekommen, um zum Schöpfer zu beten.«
»Natürlich nicht, Leoma. Du und ich, wir wissen beide, daß du eine Schwester der Finsternis bist – genau wie die neue Prälatin. Daran besteht kein Zweifel mehr. Ulicia ist die falsche Prälatin aus der Prophezeiung.«
Leoma zuckte mit den Achseln. »Du, Verna, bist die erste Schwester, die eines so schweren Verbrechens für schuldig befunden wurde. Der Schuldspruch kann nicht aufgehoben werden.«
»Wir sind unter uns, Leoma. Niemand kann uns hinter all den Schilden hören, außer natürlich jemand, der Subtraktive Magie besitzt, und vor dessen Ohren brauchst du dich nicht zu fürchten. Keine der wahren Schwestern des Lichts kann hören, was wir sagen. Wollte ich jemanden etwas von dem erzählen, das du vielleicht mitzuteilen hast, würde mir niemand glauben.
Also lassen wir die Masken fallen. Wir kennen beide die Wahrheit.«
Ein dünnes Lächeln erschien auf Leomas Lippen. »Sprich weiter.«
Verna holte tief Luft und faltete die Hände in ihrem Schoß. »Du hast mich nicht getötet, so wie Ulicia es mit Prälatin Annalina gemacht hat. Du hättest dir nicht die Mühe dieser ganzen Heuchelei gemacht, wenn du vorgehabt hättest, mich umzubringen. Offensichtlich willst du etwas. Was ist es?«
Leoma lachte amüsiert in sich hinein. »Ach, Verna, du hast es immer schon verstanden, gleich auf den Punkt zu kommen. Du bist zwar noch recht jung, aber ich muß zugeben, du bist nicht auf den Kopf gefallen.«
»Ja. Ich bin ganz schlicht brillant, deswegen sitze ich ja auch hier. Was sollst du im Auftrag deines Herrn, dem Hüter, von mir holen?«
Leoma schürzte die Lippen. »Zur Zeit dienen wir einem anderen Herrn. Sein Wille zählt.«
Verna runzelte die Stirn. »Jagang? Ihm hast du dich auch verschworen?«
Leomas Blick wich ihr für einen winzigen Augenblick aus. »Nicht ganz, aber darum geht es gar nicht. Jagang will etwas, und das soll er bekommen. Es ist meine Pflicht, dafür zu sorgen, daß er bekommt, was er will.«
»Und was willst du von mir?«
»Du mußt deiner Ergebenheit zu Richard Rahl abschwören.«
»Du träumst, wenn du glaubst, daß ich das tue.«
Ein ironisches Lächeln huschte über Leomas Gesicht. »Ja, ich habe geträumt. Aber auch darum geht es nicht. Du mußt deine Bande zu Richard aufgeben.«
»Warum?«
»Richard weiß, wie er des Kaisers Einfluß auf die Geschehnisse behindern kann. Du mußt wissen, die Treue zu Richard blockiert Jagangs Macht. Er möchte herausfinden, ob diese Treue gebrochen werden kann, damit er in deinen Verstand eindringen kann. Es handelt sich um eine Art Experiment. Meine Aufgabe ist es, dich zu überzeugen, dieser Treue abzuschwören.«
»Ich werde nichts dergleichen tun. Du kannst mich nicht dazu bringen, daß ich meine Treue zu Richard aufgebe.«
Leomas Lächeln wurde bitter. Sie nickte. »Doch, das kann ich, und das werde ich auch. Mir liegt sehr viel daran. Noch bevor Jagang dann endlich eintrifft, um hier sein Hauptquartier einzurichten, werde ich die Bande zu seinem Feind brechen.«
»Und wie?
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