Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Die Günstlinge der Unterwelt - 5

Titel: Die Günstlinge der Unterwelt - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
Vom Netzwerk:
deren Stimme einen vertrauteren Ton annahm, wie er unter Schwestern üblich war. »Als wir zurückkehrten, lag er dort. Wir haben versucht, ihn zu untersuchen, aber wir kommen nicht an ihn heran. In Anbetracht der seltsamen Natur des Schildes haben wir uns überlegt, es wäre klug, festzustellen, ob jemand von uns in seine Nähe gelangen und vielleicht seinen Zweck erkennen kann, bevor wir fortfahren. Wir alle haben versucht, uns ihm zu nähern, doch niemandem gelang es. Du bist die letzte, die es noch nicht probiert hat.«
    Schwester Verna zog ihr Wolltuch höher. »Was passiert, wenn man sich ihm zu nähern versucht?«
    Schwester Dulcinia und Schwester Maren sahen zur Seite. Schwester Philippa blickte Schwester Verna in die Augen. »Es ist nicht angenehm. Ganz und gar nicht angenehm.«
    Das überraschte Schwester Verna keineswegs. Sie war lediglich überrascht, daß niemand verletzt worden war. »Es grenzt an ein Verbrechen, ein Lichtschild zu errichten und ihn dort zurückzulassen, wo ein Nichtsahnender aus Versehen hineinlaufen kann.«
    »Das ist recht unwahrscheinlich«, meinte Schwester Leoma. »Jedenfalls, wenn man bedenkt, wo er steht. Die Putzfrauen haben ihn entdeckt. Sie waren klug genug, sich von ihm fernzuhalten.«
    Es war äußerst seltsam, daß keine der Schwestern imstande gewesen war, den Schild zu durchbrechen und an den Ring heranzukommen, was, wie Schwester Verna sicher vermutete, alle versucht hatten. Wenn eine von ihnen beweisen könnte, daß sie die Kraft besaß, den Ring der Prälatin zurückzuholen – ohne Hilfe, dann wäre dies recht bezeichnend.
    Sie blickte kurz zu Schwester Leoma hinüber. »Habt Ihr versucht, die Netze miteinander zu verbinden, um dem Schild die Kraft zu nehmen?«
    Schwester Leoma schüttelte den Kopf. »Der Überlegung folgend, daß es sich möglicherweise um einen auf eine auserwählte Schwester abgestimmten Schild handelt, haben wir beschlossen, daß zuerst jede eine Chance bekommen soll. Wir wissen nicht, welchen Zweck dies haben könnte, doch wenn es stimmt, und es sich um einen defensiven Schild handelt, dann könnte es durchaus sein, daß das, was geschützt werden soll, durch das Verbinden und die Entnahme der Kraft zerstört wird. Du bist die einzige, die es noch nicht versucht hat.« Sie seufzte matt. »Wir haben sogar Schwester Simona hier heraufgeschafft.«
    Schwester Verna senkte die Stimme, als es plötzlich still wurde. »Geht es ihr schon besser?«
    Schwester Leoma starrte zum Bild des Schöpfers hinauf. »Sie hört noch immer Stimmen, und letzte Nacht, als wir draußen auf dem Hügel waren, hatte sie wieder einen ihrer irren Träume.«
    »Geh und stelle fest, ob du den Ring holen kannst, damit wir mit dem Auswahlverfahren fortfahren können«, forderte Schwester Dulcinia sie auf. Sie warf Schwester Philippa und Leoma einen drohenden Blick zu, so als wollte sie sagen, es sei genug geredet worden. Schwester Philippa ließ den Blick ausdrucks- und kommentarlos über sich ergehen. Schwester Maren sah voller Ungeduld zu dem sanften Lichtschein hinüber, unter dem das Objekt ihrer Begierde lag.
    Schwester Leoma deutete mit einer Bewegung ihrer schwieligen Hand auf die weiße Säule. »Verna, meine Liebe, bringe uns den Ring, wenn du dazu imstande bist. Wir müssen uns wieder um die Angelegenheiten des Palastes kümmern. Wenn du es nicht schaffst, nun, dann sind wir wohl gezwungen, dem Schild mit anderen Mitteln seine Kraft zu nehmen und den Ring der Prälatin zurückzuholen. Geh jetzt, mein Kind.«
    Schwester Verna atmete tief durch und beschloß, kein Aufhebens davon zu machen, daß eine andere Schwester, eine Gleichgestellte, sie als ›Kind‹ bezeichnet hatte, und trat über den blankpolierten Fußboden vor. Von den gedämpften, fernen Trommelschlägen abgesehen, waren ihre durch den riesigen Saal hallenden Schritte das einzige Geräusch. Schwester Leoma war älter als sie und verdiente wohl ein gewisses Maß an Achtung. Sie sah hinauf zu den Balkonen und erkannte ihre Freundinnen, die Schwestern Amelia, Phoebe und Janet, die ihr zaghaft zulächelten. Schwester Verna biß entschlossen die Zähne aufeinander.
    Sie hatte keinerlei Vorstellung, was der Ring der Prälatin unter einem so gefährlichen Schild, einem Lichtschild, zu suchen hatte. Irgend etwas stimmte da nicht. Ihr Atem ging schneller bei dem Gedanken, daß es sich vielleicht um das Werk einer Schwester der Finsternis handeln könnte. Vielleicht argwöhnte eine von ihnen, daß sie zuviel wußte,

Weitere Kostenlose Bücher