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Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition)

Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition)

Titel: Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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Strauchritter von Corbières.«
    »Mein Pierre, ich werde Euern Rat wohl beherzigen«, antwortete Samson mit seinem ergötzlichen Lispeln, und als er so sprach, stand die Tür mit einem Male ganz in Flammen, welche sein schönes Gesicht und die gar anmutig sein Ohr umgebenden kupferroten Haarlocken beleuchteten. Da ich ihn so sah, küßte ich ihn auf die Wange, den Arm um seine breite Schulter gelegt, ein Anblick, welcher meinen Vater lächeln machte.
    »Welch große Kraft«, sprach er mit leiser Stimme, die Augen auf die brennende Tür gerichtet, »sind doch zwei sich liebende Brüder. So auch Sauveterre und ich selbst: keiner hat uns jemals zu besiegen vermocht, und wie Ihr sehen werdet, wird es auch diesem Hundsfott Fontenac nicht gelingen! Männer!« fuhr er fort, »Gott schütze Euch. Mich deucht, es ist an der Zeit!«
    Wenn man bedenkt, welch lange Zeit es braucht, ehe gutes Eichenholz gewachsen, könnt es einen jammern, es so schnell verbrennen zu sehen wie diese arme Tür, welche noch dazu gar viele Mühen zu ihrer Verfertigung gekostet hat. Mein Hugenottenherz empörte sich ob solcher Vergeudung schönen festen Holzes, ganz zu schweigen von unseren Schweinen, unserem Getreide und unserer Mühle, welche Güter alle verloren wären, sollten die Strauchdiebe die Oberhand gewinnen. Der Zorn auf diese Schurken, welcher mich darob erfaßte, ließ alles Mitgefühl aus mir weichen, und die Pistolen fest in beiden Händen, war mein ganzes Sinnen und Trachten darauf gerichtet, sie niederzumachen.
    Die Tür brannte jetzt lichterloh, so daß schließlich die Beschläge nachgaben, sie unter einigen Rammschlägen niederbrach und mit Gabeln nach draußen gezogen wurde, worauf der Weg frei war. Den Strauchdieben mußte er in der Tat frei erscheinen und die Mühle leer, denn sie kamen arglos alle in einem Haufen hereingegangen mit Fackeln in der Hand, als wollten sie sogleich alles in Brand stecken, beim Anblick welchselbiger Flammen die Schweine zum Gotterbarmen quiekten.
    »Mit Gott voran!« schrie mein Vater. Worauf wir, die Waffenim Anschlag, aus unserer Deckung emporschnellten und ein solches Geheul ausstießen, daß selbst ein Taubstummer Furcht bekommen hätte und die Bösewichter regungslos stehenblieben, vor erschrecktem Staunen Maul und Nase aufreißend und wie Lots Weib zur Salzsäule erstarrt. Wir feuerten wie beim Taubenschießen, und außer einem, welcher die Geistesgegenwart besessen, sich niederzuwerfen, wurden alle verwundet oder getötet.
    Coulondre Bras de Fer stürzte sich auf den Unverletzten in der Absicht, ihn niederzumachen, was mein Vater jedoch verhinderte. Er befahl vielmehr, daß ihm die Hände gebunden werden sollten, und brachte ihn zum Zwecke eines Verhörs durch den unterirdischen Gang auf die Burg.
    Dieser Strauchdieb war ein Gesell von einiger Schönheit, mit schwarzem Haar und dunkler Haut gleich einem Sarazener, mit blitzenden Augen, stolzem Gesicht und – wie es schien – furchtloser Miene.
    Er wurde im großen Saal zu Mespech auf den Boden niedergeworfen, und mein Vater trat vor ihn, die Hände in die Hüften gestützt, und sprach ohne Umstände und Umschweife zu ihm:
    »Dein Name, Schurke!«
    »Hauptmann Bouillac, Herr Baron«, antwortete der Gesell mit lebhaften Augen, ohne den Kopf zu senken.
    »Hauptmann!« rief Jean de Siorac aus, »du bist mir ein rechter Hauptmann!«
    »Zu Euren Diensten, Herr Baron.«
    »Deine Dienste brauche ich nicht. Ich werde dich hängen.«
    »Herr Baron«, sprach darauf Bouillac, ohne die Miene zu verziehen, »kann ich mich nicht freikaufen?«
    »Wie!« sprach mein Vater, »soll ich von einem Strauchdieb gestohlenes Geld annehmen?«
    »Hoho! Geld, das man bekommt, ist immer gut«, antwortete Bouillac, »und dieses hier ist ehrlich erworben: es ist der Lohn für meine geleisteten Dienste.«
    »Ich vermeine«, rief Oheim Sauveterre, welcher mit finsterer Miene in den Saal gehinkt kam, indes alle unsere Leute zur Seite traten, so sehr fürchteten sie ihn ob seines finsteren Wesens, »ich vermeine, man sollte den Kerl unverzüglich hängen.«
    »Gemach«, sagte mein Vater, »es hat auf unserer Seite keinen Toten und keinen Verwundeten gegeben.«
    »Ich vermeine trotzdem, daß er hängen soll.«
    »Gemach! Bouillac, woher stammt das Geld?«
    »Dies werde ich Euch sagen, wenn Ihr mein Angebot angenommen habt.«
    »Du wirst es sogleich sagen, wenn ich dich auf die Folterbank spannen laß!« sprach Sauveterre mit zornblitzenden Augen.
    »Gewiß, Herr«,

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