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Die haessliche Herzogin

Titel: Die haessliche Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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Wittelsbacher, der Habsburger nur aus fürstlicher Lieb und Treue, aus Freundschaft, ihm die rechte Braut zu finden.
    Am unbedenklichsten war dabei Johann vorgegangen, der Luxemburger. Erst hatte er Heinrich seine junge, schöne Schwester Maria angetragen und zwanzigtausend Mark Veroneser Silbers, als Gegengabe die Vermählung einer der Töchter Heinrichs mit einem der kleinen luxemburgischen Prinzen verlangend. Er hatte den alten, lüsternen Witwer mit Bildern Marias gereizt, ohne die zarte, feine, strahlende Prinzessin auch nur mit einem leisen Wort um ihre Zustimmung gefragt zu haben. Es war unschwer zu verstehen, daß die junge, liebliche Luxemburgerin, die Kaiserstochter, sich mit allen Mitteln gegen die Heirat mit dem alten, schlaffen Lebemann sträubte. Sie hatte ein Gelübde ewiger Jungfräulichkeit getan, aber dies Gelübde – die Herren feixten, als sie in schleierigen Worten davon sprachen – hatte sie nicht gehindert, wenige Monate später sich dem König von Frankreich zu vermählen.
    Wahrscheinlich hatte Johann, von vornherein wissend, daß er seine Schwester niemals zu der Heirat mit dem Kärntner vermögen werde, den alten König, der sich kindisch auf einen wohlgestalten Prinzen aus dieser Ehe freute, nur hinhalten wollen. Gewiß war, daß er das zweitemal, im Fall der Beatrix von Brabant, ein leichtfertiges Spiel mit dem alten Fürsten trieb. Durch das Versprechen einer noch weit reicheren Mitgift hatte er Heinrich einen Vertrag abgelistet, dem zufolge Heinrichs kleine Tochter Margarete einen von Johanns kleinen Söhnen heiraten und, falls Heinrich ohne männliche Nachkommen mit Tod abginge, seine Länder erben sollte. Damit hatte er die Handhabe, sowie der alte Fürst ohne Sohn starb, seine Hand auf Kärnten, Görz, Tirol zu legen. Nun hatte er zwar durch sorgfältige Prüfung der mannigfachen Liebesabenteuer Heinrichs festgestellt, daß der rasch abgeblühte König in den letzten vier, fünf Jahren von keiner seiner Geliebten mehr ein Kind bekommen hatte. Immerhin, hier konnte kein Arzt und kein noch so erfahrener Lebemann mit Sicherheit voraussagen; je länger der Luxemburger die Heirat des Königs hinauszog, desto mehr schwand dessen Aussicht auf männliche Nachkommen, desto größer wurde die eigene Hoffnung, durch seinen kleinen Sohn das Land in den Bergen und damit das römische Imperium in die Hand zu kriegen.
    Sehr genau sahen die Herren diese Verknüpfungen, sehr genau wußten sie, daß hier der letzte Grund war, aus dem die festlichen Zelte so leer und betrübt dastanden. Wenn des Luxemburgers liebe Muhme von Brabant, Tochter des Sire von Louvain und Gaesbecke, Nichte des verstorbenen Kaisers, des siebenten Heinrich, zögerte, wenn sie vorgab, sie sei die einzige Stütze ihrer Eltern, sie wolle ihr schönes Flandern nicht mit dem fremden, beängstigenden Bergland vertauschen –ei, sehr dringlich hatte ihr das der Luxemburger wohl nicht auszureden versucht.
    Die Herren standen dem ganzen Heiratsplan, der recht eigentlich der Kern aller alpenländischen Politik war, im Grund unbehaglich und zwiespältig gegenüber. Der Burggraf Volkmar zwar, wuchtig und brutal in seiner gewaltigen Rüstung, sagte mit seiner harten, knarrenden Stimme, ob Luxemburg, ob Habsburg, es sei gut, wenn der König endlich die Braut im Bett habe; die Majestät und mit ihr sie selber, seine Räte und Herren, machten sich lächerlich von Sizilien bis in die fernste Nordmark mit diesem endlos verhinderten Beilager. Allein das klang ein wenig krampfig und unecht, und sowohl der schlaue, wortkarge Tägen von Villanders wie Jakob von Schenna, der feine, hagere Herr, der jüngste der Räte, zu dessen müdem Skeptikergesicht die Rüstung schlecht stand, machten zweifelnde Mienen. Der König Heinrich verstand so angenehm wenig von Finanzen; er überließ die Verwaltung ganz seinen Räten, und wenn die bei Rechnungsablage klagten, was für Mühe sie gehabt und wie sehr sie daraufgezahlt hätten, so bedankte er sich mit vielen freundlichen Worten und hielt trotz seiner immer leeren Kassen nicht zurück mit Belehnung, Privilegien, Steuerpachten. Man wurde auf schöne, leichte, behagliche Art fett bei ihm, rundete, mästete Gut und Truhe.
    Wenn sich jetzt – die Herren seufzten – ein Fremder in diesen bequemen Pfuhl hineinlegt, wird man es, trifft man noch soviel Vorkehrungen, auf keinen Fall mehr so leicht haben.
    Wirklich vergnügt waren die beiden Prälaten, der schlaue, kleine, magere Abt von Wilten und der betuliche,

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