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Die haessliche Herzogin

Titel: Die haessliche Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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alles gut und erledigt, er werde bestimmt zu Bartelemi die Braut und dreißigtausend Mark Veroneser Silbers bekommen. Und da war er nun und ritt herum auf seinem Festplatz. Die Zelte waren da, die Fahnenstangen, der Turnierplatz – aber keine Braut und kein Geld.
    Am Wege des Königs stand ein kleiner Knabe. Er hatte das Pferd nicht kommen hören; er hockte eifrig und angestrengt im Winkel eines Zeltes, hatte den Rock hochgehoben, verrichtete seine Notdurft. Der König ergrimmte über solche Besudelung seines Hochzeitsplatzes, schlug nach dem Knaben. Gleich aber, wie der losheulte, hatte er Mitleid, bereute, warf ihm eine Münze zu.
    Nein, es ging wirklich so nicht länger. Wie da die Zelte standen und warteten, das war Seiner Majestät unwürdig. Er wird Schluß machen mit dem Luxemburger und seinen windigen Projekten. In Innsbruck trifft er den Österreicher, den Herzog, den lahmen Albrecht. Mit dem wird er Kontrakt schließen, sich von dem Österreicher die Braut verschreiben. Ist er auf Luxemburg angewiesen? Gotts Marter! Was ihm Luxemburg nicht schaffen kann oder will, das wird ihm Habsburg schaffen.
    Er war nicht geneigt, Verdruß lang in sich zu halten.
    Sowie er seinen Entschluß gefaßt hatte, ließ er den Ärger in die freie, kalte, fröhliche Gottesluft hinaus. Er sah mit ganz anderen, lustigen Augen auf den festlichen Aufbau ringsum. Lacht ihr nur! Der wird jetzt bald seinen guten Sinn haben. Er richtete sich höher, pfiff ein kleines, keckes Lied, spornte sein Pferd, daß seine Herren sich beeilten, ihm nachzukommen.
    Die fünf Herren des engsten Gefolges hatten, die weitläufige Zeltstadt durchreitend, halbe, andeutende, lächelnde Sätze über die verzögerte Hochzeit des Königs getauscht. Sie waren alle fünf weit begabter als ihr Herr, sie quetschten ihn, vor allem der brutale Burggraf Volkmar, nach Kräften aus, preßten ihm immer neue Belehnungen, Herrschaften, Steuerverpachtungen ab. Aber bei alledem hingen sie in ihrer Art an dem gutmütigen, sanguinischen, bequemen Fürsten.
    Er war ein freigebiger Herr, fromm, ein guter Kumpan, geneigt zu Festen und Sport, den Frauen zugetan; er liebte modische Kleider, jegliches Behagen, er hatte auch Phantasie, war für jedes Unternehmen leicht zu haben; nur pflegte er rasch zu erlahmen, hielt nicht durch. In einer Zeit, in der alle Politik so ganz von der Persönlichkeit des Fürsten abhing, hatte ein solcher Herr nicht gerade die besten Aussichten, und seit dem böhmischen Abenteuer war er für die große europäische Politik auf alle Zeit erledigt. Sowenig er das ahnte, so genau wußten das die Herren. Sie wußten: mit ihm wurde Politik gemacht – nicht er machte sie.
    Aus diesem Wissen heraus überschauten sie auch die Heiratspläne Heinrichs, und die wartenden Zelte hatten für sie einen sehr anderen, ironischeren Sinn als für den guten König.
    Am Hebel der Geschicke des Römischen Reichs saßen drei Fürsten. Der rasche, glänzende, schillernde Johann von Luxemburg-Böhmen, der schwere, schwankende Ludwig von Wittelsbach, der zähe, weitsichtige Albrecht von Habsburg, den seine Lähmung hart und zum Lenker seiner mitregierenden Brüder gemacht hatte. Die drei Fürsten waren gleich an Macht, streckten die Hand nach der Herrschaft über das Reich und die Christenheit, saßen gespannt, belauerten sich. Äugten nach dem Land in den Bergen, nach Kärnten und Tirol, wo Heinrich saß, der alternde Witwer ohne männlichen Erben. Hier war eine Möglichkeit, die einzige, Macht und Besitz entscheidend zu mehren. Das Land in den Bergen, das reiche, schöne, fruchtbare berühmte Land, dehnte sich von den burgundischen Grenzen bis zur Adria, von der Bayerischen Hochebene in die Lombardei. War die Brücke von den österreichischen Besitzungen der Habsburger zu ihren schwäbischen, von Deutschland nach Italien, der Schlüssel zum Imperium. Seinen Herrn, den gutmütigen, alternden Lebemann, zu gewinnen, zu beerben, schien jedem der drei Fürsten erreichbar. Sie stellten seine Sehnsucht, zu seinen vielen unehelichen Söhnen und seinen beiden ehelichen Töchtern einen echten männlichen Erben zu haben, in ihre Rechnung, lockten ihn mit feinen Heiratsplänen.
    Die fünf Herren, die drei Ritter in ihren Rüstungen, die beiden Äbte in Reisekleidern von sehr weltlichem Schnitt, lächelten, wenn sie daran dachten, wie König Heinrich diese Zusammenhänge nicht sehen, wie er sie vor sich selber verstecken wollte. Er tat, als mühten sich der Luxemburger, der

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