Die Halidon-Verfolgung - Ludlum, R: Halidon-Verfolgung - THE CRY OF THE HALIDON
keine Rolle.
Dann kam McAuliff davon ab. Plötzlich war der Pfad nicht mehr da. Er war verschwunden.
Aus der Dunkelheit erklang ein ohrenbetäubender Schrei, der durch den Wolkenbruch von oben noch verstärkt wurde. Im Licht der Taschenlampe sah er ein Wildschwein, das in einem mit Palmen zugewachsenen Loch vor ihm seine blinden Jungen säugte. Das haarige, häßliche Gesicht sah ihn drohend an und schrie noch einmal, dann sprang das Wildschwein auf und schüttelte dabei die quiekenden Frischlinge von seinen Zitzen. McAuliff rannte nach links, auf die grüne Wand des Dschungels zu. Er stolperte über einen Stein. Zwei, drei Steine. Er fiel auf die nasse Erde, die Taschenlampe rollte über den Boden. Der Boden war flach, ohne jedes Hindernis.
Er war wieder auf dem Pfad!
Er stand auf, griff sich die Taschenlampe, rückte das Gewehr unter seinem Arm zurecht und rannte durch den relativ deutlich zu erkennenden Dschungelkorridor.
Aber schon nach etwa einhundert Metern traf er auf das erste Hindernis. Ein kleiner Fluß kreuzte den Pfad, umgeben von weichem, tiefem Schlamm. An den Fluß konnte er sich noch erinnern. Der Läufer, der sich >Marcus< genannt hatte, war dort nach links abgebogen. Nach links? Oder war es die entgegengesetzte Richtung gewesen? Nein, es war links gewesen. Unterhalb der Wasseroberfläche hatte er damals Palmenstämme und Felsbrocken gesehen, die über den schmalen
Fluß führten. Er rannte nach links, die Taschenlampe auf das Wasser gerichtet.
Er konnte die Baumstämme sehen! Und die Felsbrocken. Eine notdürftig zusammengebaute Brücke, um nicht durch den knöcheltiefen Schlamm waten zu müssen.
Doch auf dem rechten Baumstamm krochen zwei Schlangen wie in Zeitlupe auf ihn zu. Selbst der jamaikanische Mungo hatte nicht den Mut, im Cock Pit auf die Jagd zu gehen.
Alexander kannte diese Schlangen. Er hatte sie schon in Brasilien gesehen. Anakondas. Blind, schnell, gefährlich. Nicht tödlich, aber sie konnten eine Lähmung verursachen, die unter Umständen tagelang anhielt. Wenn lebendes Fleisch in die Nähe ihrer flachen Köpfe kam, bissen sie unweigerlich zu.
Er drehte sich zu der Wildnis hinter sich um. Der Strahl seiner Taschenlampe glitt suchend über die unmittelbare Umgebung. Sein Blick fiel auf den herabhängenden Ast eines Kapokbaumes, der etwa zwei Meter lang war. Er rannte zu dem Baum und bog den Ast vor und zurück, bis er abbrach. Dann ging er wieder zu dem Fluß zurück. Die Schlangen waren nicht mehr weitergekrochen, warteten beunruhigt. Die schleimigen, häßlichen Körper hatten sie ineinander verschlungen, die flachen Köpfe schwebten nebeneinander in der Luft, die blinden, stecknadelkopfgroßen Augen starrten in die Richtung, aus der der Geruch kam. Auf ihn.
Mit der linken Hand schob Alex den Ast des Kapokbaumes auf den Baumstamm, mit der rechten versuchte er unbeholfen, Gewehr und Taschenlampe festzuhalten.
Die Schlangen griffen gleichzeitig an. Sie schnellten in die Höhe. Die Körper wickelten sich um den Ast, die Köpfe schossen auf McAuliffs Hand zu, suchten sich ihren Weg durch die weichen Blätter.
Alex warf den Ast ins Wasser. Oder ließ er ihn fallen? Er wußte es nicht. Die Schlangen warfen sich hin und her. Der Ast drehte sich wie wild um sich selbst und versank dann im Wasser.
McAuliff rannte über die Baumstämme und war wieder auf dem Pfad.
Er schätzte, daß er etwas mehr als einen Kilometer weit gekommen war, aber bestimmt nicht weiter. Seiner Uhr zufolge hatte er dafür zwölf Minuten gebraucht. Er erinnerte sich daran, daß der Pfad jetzt scharf nach rechts abbog, durch einen besonders dicht mit Farnen und Gingkobäumen bewachsenen Teil des Dschungels, und dann auf eine kleine Lichtung führte, die vor nicht allzu langer Zeit von einigen jagenden Bergbewohnern benutzt worden war. Marcus – der Mann, der den Namen >Marcus< benutzte – hatte ihm davon erzählt.
Von der Lichtung war es noch etwas mehr als einen Kilometer bis zum Ufer des Martha Brae und dem Lager. Der Vorsprung von Dunstone konnte nicht mehr so groß sein.
Es mußte einfach so sein.
Er kam zu dem unglaublich dicht bewachsenen Teilstück und hielt die Taschenlampe auf den Boden gerichtet, um nach Wegspuren zu suchen. Falls er jetzt vom Pfad abkam und in den Dschungel geriet, in dem noch nie ein Mensch gewesen war, würde er mehrere Stunden brauchen, um ihn wiederzufinden. Vermutlich würde er erst bei Tageslicht wieder auf den Pfad treffen – oder wenn der Regen aufhörte.
Er kam
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