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Die Hand von drüben

Die Hand von drüben

Titel: Die Hand von drüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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war so stark, daß er bereits ein wenig benommen war und Fairweather und dessen Worte für das nahm, was sie zu sein vorgaben.
    «Also gut», sagte Fairweather. «Es wird mir sicher gelingen, Sie es wissen zu lassen, wenn ich glaube, die Séance sei beendet. Ich bin bereit. Professor Constable, würden Sie mich bitte fesseln?»

    Als Alexander Hero noch ein Junge war, hatte er einmal zu Weihnachten einen prächtigen großen Zauberkasten geschenkt bekommen und veranstaltete für seine Mutter, seine Stiefschwester Meg, seinen Stiefvater, den Earl von Heth, Vorstellungen, die einen großen Aufwand an Vorbereitungen hinter den quer durch das Zimmer gespannten Behelfsvorhängen erforderten und bei denen er immer sehr nervös gewesen war, in der Angst, ob er auch seine Taschenspielerkünste und alle Tricks genügend geprobt habe, damit nichts schiefging.
    Absurderweise mußte Hero jetzt, da er mit gefesselten Händen und Füßen auf seinem Stuhl in Mutter Bessmers Kabinett saß, an jene Zeit zurückdenken, weil ihm ähnlich zumute war wie damals. Er war dabei, eine Zaubervorstellung zu geben, mit einem Einsatz, der für einen Menschen allein zu groß war. Es ging in diesem Spiel um alles oder nichts, und alles lag jetzt in seinen Händen und verlangte nicht nur sein ganzes Geschick im Zaubern, sondern ebenso seine nüchterne Urteilskraft. Er hatte Dr. Frank Ferguson ein Versprechen gegeben, und er würde es brechen, weil er spürte, er mußte es. Und seine Gedanken schweiften in das laute Lokal am Broadway zurück, wo Wiener ihm gegenübersaß, ihn spöttisch über den Rand seines Glases hinweg anblickte und sagte: «Würden Sie jetzt gern die Entscheidung treffen müssen, daß entweder niemand das Geheimnis erfährt und alles so bleibt, wie es vorher war, oder die Russen es haben und wir nicht?»
    Nun, er mußte jetzt die Entscheidung treffen. Wie in so vielen Dingen im Leben ging es dabei um eine Wette. Die Wette darum, was für eine Art von Mann Constable wirklich war.
    Denn Hero hatte der Anwesenheit anderer Männer in diesem Hause zugestimmt, darunter der des jungen Ferris, des Fingerabdruck-Sachverständigen. Wiener hatte den Wunsch geäußert, daß sein Vorgesetzter, Ned Philbrick, der stellvertretende Leiter des FBI in Washington, bei der Vorführung anwesend sei, ebenso wie General Augstadt, und Hero hatte sich damit einverstanden erklärt. Als sie sich gegen Abend zu einer letzten Besprechung getroffen hatten, war General Augstadt so feindselig wie je gewesen. Philbrick war offensichtlich über die Ereignisse durch Wiener genau in Kenntnis gesetzt worden und zeigte sich kühl, aber aufgeschlossen. Äußerlich wirkte er äußerst schlicht, hatte ein glattes, sanftes Gesicht, einen Mund mit dünnen Lippen und spärliches sandfarbenes Haar. Er wirkte mehr wie ein Lehrer oder ein Anwalt als ein Polizeibeamter, aber dann hatte sich Hero daran erinnert, daß nahezu alle jene, die im FBI arbeiteten, entweder Anwälte gewesen waren oder Jura studiert hatten. Sie waren außerdem erstklassige Pistolen-, Gewehr- oder Maschinenpistolenschützen und furchtlos. Dennoch war an Philbricks grimmiger Entschlossenheit kein Zweifel, und Hero spürte, wie nervös Wiener war, und hoffte um seinetwillen, daß ihm das Experiment gelingen werde.
    Im Augenblick hatte er es nicht eilig, denn er wollte Constable eine Weile im Dunkeln schmoren lassen, um ihn auf die Sache vorzubereiten, und er dachte an die Geräusche, die er, wie das absurde Rasseln des Tamburins, ertönen lassen, und die lächerlichen Dinge, die er mit den ausdehnbaren Gelenkzangen tun würde, indem er sie durch den Vorhang steckte, um Gegenstände an ihnen zu lassen.
    Der Plattenspieler spielte die erste Platte der Serie von Chorälen, mit denen er war, und von draußen hörte er Dr. Ferguson rufen: «Singen», worauf die mißtönenden Stimmen der drei Männer in den von dem Apparat gespielten Choral einfielen.
    Hero entspannte sich einen Augenblick, bevor er damit begann, sich selber von seinen Fesseln zu befreien, während seine Gedanken zu den letzten erregenden neun Stunden zurückkehrten, in denen Spannung und Tempo mit jeder Minute, die verstrich, gestiegen waren. Da war die Suche nach den notwendigen Leuten gewesen, die Telefongespräche zwischen Washington, New York und Akron, die Vorbereitungen, die Versuche, die erst mißglückten und dann erfolgreich waren und denen die Proben in letzter Minute folgten, um den Zeitplan auf die

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