Die Hazienda des Gluecks
versprach.
Hatte seine Mutter ihm ihren ironischen Sinn für Humor vererbt? War sie eine wilde Schönheit gewesen, die stolz darauf war, einen solchen Sohn zu haben? Colette hielt das für recht wahrscheinlich; denn sie war lange genug in diesem Haus und hatte gesehen, dass die alte Carmen und die mexikanischen Mädchen eine fast ehrfürchtige Bewunderung für einen Mann hegten, der sich nicht scheute, ein ganzer Mann zu sein.
Don Diablo betrachtete sie mit scheinbar trägem Blick, dem jedoch nichts entging, dem Blick eines Dompteurs, der seine Raubkatze bewundert, aber fest entschlossen ist, ihren Krallen die Schärfe zu nehmen.
Er war dreiunddreißig, und nach Ansicht der Mexikaner war dies genau das richtige Alter für einen Mann, sich eine Frau zu nehmen. Colette war sicher, dass es eine ganze Reihe glutäugiger Senoritas in seinem Leben gegeben hatte. Sie selbst war nur ein flüchtiges Zwischenspiel. Ihre Gleichgültigkeit ihm gegenüber erregte ihn, und es faszinierte ihn, dass sie so ganz anders war als alle übrigen Frauen in diesem Teil der Welt. Dieses Gefühl für sie konnte jedoch nicht andauern, denn es wurzelte nicht in der Liebe.
Tapfer sah Colette den Tatsachen ins Auge: Entweder sie resignierte und fand sich mit einer Zukunft ohne Liebe an seiner Seite ab, oder sie verschaffte sich mit Hilfe irgendeiner List die Dokumente in seinem Schreibtisch, die ihr die Flucht über die mexikanische Grenze in die Staaten ermöglichen würden. Gil Howard würde ihr helfen.
Erschrocken fuhr sie zusammen, als Don Diablo sich unvermittelt vorbeugte und ihr die Hand auf den Arm legte. "In deinen Augen spiegelt sich ein Kampf wider, der in deiner Seele tobt. Du bist niemals zufrieden. Du betrachtest die Hazienda wie einen Käfig, und du scheinst mich immer mit einer Peitsche in der Hand zu sehen. Wirst du hier denn nie glücklich sein, mi vida?"
"Nie", entgegnete sie impulsiv, und ihre Hand zuckte vor der Berührung seiner Finger zurück. "Ich bin zu englisch, als dass ich hier in deinem sonnendurchglühten Land jemals Wurzeln schlagen könnte. Ich kann es nicht begreifen, dass du jemand mit Gewalt hier festhältst, den ihr Mexikaner als fremdartig, kalt und herzlos anseht. Wärst du denn nicht glücklicher mit einer Frau aus deinem eigenen Volk, die sich dir willig unterwerfen würde?"
Sie zitterte, als er die Hand auf ihren Schenkel legte und sie durch den Chiffon ihres Kleides hindurch streichelte wie ein Kätzchen.
"Ich glaube, ich werde mir das Mittagessen hier herauf bringen lassen", äußerte er beiläufig und drückte seine Zigarre aus. "Würdest du das bitte den Dienern ausrichten, während ich mich dusche und umziehe. Ich bin in diesen Sachen gereist, und ich habe das Gefühl, ich muss mich jetzt unbedingt frisch machen. Sage Horazio, dass ich gern ein Steak zum Mittag haben möchte, eine Honigmelone als Vorspeise, eine Flasche roten Cadizwein und Käse, fetten, reifen spanischen Käse mit Oliven."
"Ja, Herr und Meister", murmelte sie. Als sich seine Augen jedoch verengten, und er sie mit einer spöttischen Drohung ansah, sprang Colette auf und lief hastig davon. Sie rannte so schnell, dass der Volant ihres Kleides nur so um ihre schlanken Beine flog. Sein Lachen verfolgte sie, als sie so wie ein Wirbelwind davoneilte.
Don Diablo kam in einem weißen Seidenhemd und engen schwarzen Hosen auf die Terrasse, als das Essen serviert wurde. Er hatte offensichtlich das Vergnügen einer eiskalten Dusche genossen; denn seine Haare glänzten immer noch feucht.
Nachdem sie dem Koch die Wünsche Don Diablos für das Mittagessen ausgerichtet hatte, war auch Colette in ihr Zimmer geeilt und hatte sich umgezogen. Sie vertauschte das sehr feminine und verführerische Kleid gegen eine weiße Bluse und hellblaue Hosen.
Es fiel Colette auf, dass Don Diablo während der ganzen Mahlzeit eine auffallend gute Laune an den Tag legte, so als hielte er noch eine Trumpfkarte in der Hinterhand. Irgend etwas schien ihm ein heimliches Vergnügen zu bereiten. Aber er verriet mit keinem Wort, worüber er sich so freute. Colette vermutete, dass es etwas mit der Überraschung zu tun hatte, die er ihr nach dem Essen zeigen wollte.
"Ein ausgezeichnetes Steak", äußerte er beifällig. "Ganz gleich, wie gut das Essen in einem Feinschmeckerrestaurant oder bei Freunden sein mag, nur zu Hause schmeckt es einem Mann wirklich gut. Möchtest du noch Wein, Colette?"
Aus einem unerfindlichen Grunde dachte sie, dass sie eine kleine Stärkung
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