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Die Heidehexe - Historischer Roman

Die Heidehexe - Historischer Roman

Titel: Die Heidehexe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gloria Frost
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Henker. Vielleicht nehmen die Jäger der Nacht dich sogar in ihre Reihen auf. Einen Schlächter können die sicher gut gebrauchen.“
    Dröhnendes Gelächter folgte. Paul stürzte zum Eingang. „Haderlumpen!“, brüllte er und verschwand in der Dunkelheit.
    Den Tumult, der daraufhin ausbrach, nutzte Isabella, sich Halinas Armen zu entwinden und ihm nachzurennen.
    Giovanna presste deren Kinder an sich und jamm erte: „Was habt ihr getan? Ihr Unseligen. Was habt ihr bloß angerichtet?“
    Schneegestöber nahm Isabella die Sicht. Mit Schaudern lief sie durch den Sturm, der ihren Atem fraß und die Rufe nach Paul in seinem kreischenden Maul erstickte. Der raue Geselle jagte Wolken vor den Vollmond, die sich vor ihren Augen in Reiter verwandelten. Reiter mit langen Speeren, auf feurigen Rössern. Sie schienen die Himmelsbahn zu verlassen. Sanken in wildem Galopp tiefer und tiefer. Die Lanzen auf Isabella gerichtet.
    „Hilfe!“ , presste die Zigeunerin mühsam hervor, drehte sich um die eigene Achse, wollte fliehen. Heim ins sichere Zelt.
    Doch da stand sie!
    Steif und starr wie der Schneemann, den die Gaukler am Nachmittag gebaut hatten. Eingehüllt in e inen Umhang aus weißen Flocken. Nur zwei Augen brannten gleich glühenden Kohlen, im Gesicht aus Hass und Rachsucht.
    Isabella wich schreckensbleich zurück. Die Schweinehirtin versperrte ihr den Weg, hub an zu einem kehligen Sprechgesang: „Nicht s ist vergessen. Und nichts ist verziehen. Und Vergeltung hat tausend Gesichter.“ Dabei zerrte sie ihre Enkelin hinter dem Rücken hervor. Die schöne Enkelin, deren Gesicht durch die furchtbare Narbe für immer entstellt war. Derselbe Hass, dieselbe Feinseligkeit sprühten aus ihren Pupillen. Beide Frauen zückten blitzende Dolche aus irgendwelchen Taschen. Und wutschnaubende Schweine versperrten Isabella den Weg, zogen den Bannkreis dichter und dichter.
    Im Angesicht des Todes, löste sich ein schriller Schrei aus dem tiefsten Inneren der Verzweifelten, paarte sich mit dem Sturm, der ihn in Barbaras Schlafzelt schleuderte, wo sie gerade ihre Kinder zu Bett bringen wollte. Wieselflink hastete sie zum Ort des Geschehens, warf sich zwischen Isabella und die wahnsinnigen Weiber. Die Kinder barfuß hinterher.
    „Hah! Da ist ja das Luder!“, grölte die Alte. Und ihre Großtochter brüllte: „Wo ist dein verfluchter Beischläfer? Der Satan, der mir die Schönheit mit dem Messer zerfetzte. Wo steckt er? Wo?“
    Bevor B arbara antworten konnte, stießen sie ihr die Dolche in Gesicht, Hals und Leib. Immer und immer wieder. Hoch spritzte das Blut aus Dutzenden Wunden. Berstendem Gekröse gleich, platzten Eingeweide und Innereien aus dem Körper. 
    Tollwütige Schweine stürzten auf die Kinder zu, zerbissen die kleinen Kehlen, machten sich schmatzend über das zarte Fleisch her.
    Entsetzt wollte Isabella mit den Fäusten auf die Furien einboxen, mit Füßen zutreten. Doch eine unsichtbare Macht hob sie hoch, trug sie auf den Flügeln des Sturms bis zum Wäldchen, hielt sie mit eisernen Klauen gefangen. Machtlos musste sie das Massaker mit ansehen.      
    Aber Rinaldo hatte die Todesschreie vernommen. Wie ein Besessener hechtete er auf die Bande los, das Schwert mit beiden Händen umklammert.
    Jeder Hieb ein Treffer. Die Köpfe der beiden Frauen und ihrer Schweine flogen durch die Luft. Erst mehrere Ellen entfernt, landeten sie im Schnee. Verwandelten ihn in einen Teppich aus Blut. Der Erlengrund glich einem grausigen Schlachtfeld.
    Bei jeder Enthauptung schmetterte Rinaldo mit grausigem Gebrüll seinen Schmerz in den Äther.        
    Als er sein tödliches Werk beendet hatte, sank er vor Barbara in die Knie, küsste ihren geöffneten Mund, als wolle er ihr dadurch neues Leben einhauchen. Seine Arme umschlangen die Leiche, rüttelten sie. „Wach auf!“, schluchzte er. „Mein Liebstes, wach doch endlich auf! Verlass mich nicht.“
    Das Geschrei hatte die Angehörigen aus den Zelten gelockt. Fassungslos starrten sie auf die Leichen. Dann warfen sie sich aufheulend über die verstümmelten Kinder.
    Stunde um Stunde schrien sie sich die Seele aus dem Leib. Und das Weh wollte nicht weichen. Nicht schwinden. Nicht enden. Mit den Tränen hätten die Götter eine Zisterne füllen können.
    Gegen Morgen hob Luigi sein tränenüberströmtes Gesicht, starrte durch den weißen Flockenwirbel. Barbara lag blutleer im Schnee. Rinaldo kniete nicht mehr vor ihr. Sein Vater erschrak, stupste Corinna an. Sie schaute hinüber und

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