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Die Heilerin des Sultans

Die Heilerin des Sultans

Titel: Die Heilerin des Sultans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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Kizlar
Agha. In einem Gesicht, das
so dunkel war, dass man kaum ihre Züge ausmachen konnte,
schimmerten zwei Reihen blitzender Zähne, die ebenso auffällig
waren wie das Weiß ihrer Augen. Und keine der anderen beiden
wurde durch ein Muttermal entstellt. Beschämt tastete Sapphira
nach dem Makel an der Innenseite ihres linken Oberschenkels. Während
sich die Badehelfer an ihr zu schaffen machten, wunderte sie sich,
warum der Hofeunuch sie ausgesucht hatte. »Die Gewänder
braucht ihr nicht mehr«, unterbrach die Natir ihre Gedanken. »Ihr
bekommt neue.« Mit diesen Worten scheuchte sie die drei
entkleideten Mädchen in einen Raum, in dem aus Springbrunnen
Wasser in mehrere Becken plätscherte. Nachdem die Mädchen
mit einer Seife aus Olivenöl abgeschrubbt worden waren, füllten
die Badegehilfen vergoldete Kupferschalen und übergossen sie so
lange mit lauwarmem Wasser, bis selbst der kleinste Rest Schaum
beseitigt war. Danach führte man sie ins Hararet, die Dampfkammer, in der sie
eine weitere ausgiebige Hautreinigung und Massage über sich
ergehen lassen mussten. Während all der Zeit verlor keines der
Mädchen ein Wort, da sich die Beklemmung allmählich in
offene Furcht verwandelte. Als die Natir jeweils zwei Eunuchen anwies,
die jungen Frauen an den Liegen festzubinden, auf denen sie sich
hatten niederlassen müssen, fing die blonde Sklavin an zu
schluchzen.
        »Hör
auf zu heulen«, herrschte die Badefrau sie an und griff grob
nach ihren Beinen, die sie mit geübten Handgriffen auseinander
zwang. Während sich das Weinen des Mädchens verstärkte,
gab sie einem der Männer ein Zeichen, ihr den Mund zuzuhalten,
und fuhr mit einem Finger in sie hinein. Nachdem sie eine Weile
geprobt und getestet hatte, zog sie die Hand zurück und nickte
stumm. Daraufhin trat sie neben Sapphira, deren Rücken sich mit
einer Gänsehaut überzog, da sie wusste, was ihr bevorstand.
Denn das hatte selbst Zehra nicht von ihr fernhalten können. Zu
oft hatte sie geholfen, die zahllosen Kinder der Bewohnerinnen ihres
Stadtbezirkes auf die Welt zu bringen. Daher öffnete sie
bereitwillig ihre Schenkel und hoffte, dass die Prozedur genauso
schnell vorüber sein würde wie bei dem anderen Mädchen,
das immer noch leise weinte. Darum bemüht, nicht zu verkrampfen,
spürte sie, wie die Hand der Natir ihre geheimste Stelle suchte,
diese fand und in sie hineinstieß; und trotz der Scham, die
ihre Wangen mit Feuer überzog, bereitete ihr die Berührung
ein seltsam angenehmes Gefühl. Erst als die Badefrau tiefer
forschte, durchzuckte sie ein Stich, der sie beinahe hätte
aufschreien lassen. »Diese ist ebenfalls unberührt«,
verkündete die Frau sachlich, nachdem sie mit Sapphira fertig
war. Als auch die dritte Sklavin den Test bestanden hatte, beorderte
sie die Mädchen in den Soguluk, einen Raum, in dem sie sich
nach weiteren Wassergüssen ausruhen und abkühlen konnten.
Nachdem jeweils zwei Gehilfen sie mit einer betörend duftenden
Essenz aus Weidenblütenextrakt, Lotus- und Rosenwasser
eingerieben hatten, wurden sie schließlich durch einen
tulpenförmigen Durchgang in ein geräumiges Gemach geführt,
dessen Wände von Diwanen und Bänken gesäumt wurden.
Dort kleidete man sie in je ein durchscheinendes Gewand aus
flüsterndem Seidenstoff, der sich anfühlte wie ein Kuss des
Wüstenwindes, dachte Sapphira bewundernd, als sie ihre Finger
über das feine Gewebe gleiten ließ. »Wartet hier«,
wies die Natir sie
an, bevor sie in einen Nebenraum verschwand, aus dem sie wenig später
mit drei weiteren, ebenfalls atemberaubend schönen Mädchen
zurückkehrte – deren Selbstbewusstsein verriet, dass sie
schon länger Mitglieder des Harems sein mussten. Gefolgt wurden
sie von einer prunkvoll gekleideten, halb verschleierten Dame, deren
Haar von goldenen Bändern zusammengehalten wurde. »Verneigt
euch vor der Schönsten aller Schönen, der Mutter des
Morgentaus, der Valide
Sultan «, herrschte
einer der Eunuchen die Mädchen an, die augenblicklich in einer
tiefen Verbeugung versanken.
        Steif,
unsicher und mit schwitzenden Handflächen wartete Sapphira
darauf, dass die mächtige Dame ihr gestattete, sich
aufzurichten. Als sie endlich vor sie trat, erschrak das Mädchen
über die Härte in den Zügen der Sultansmutter. Kalte,
graue Augen bohrten sich für den Bruchteil einer Sekunde in den
Blick der jungen Frau, bevor diese eingeschüchtert die Lider
niederschlug. Nachdem die Valide auch die anderen beiden
Neuzugänge begutachtet

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