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Die Heilerin des Sultans

Die Heilerin des Sultans

Titel: Die Heilerin des Sultans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Stolzenburg
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hatte, nickte sie wortlos und zog sich
hinter einen Vorhang zurück, den Sapphira erst jetzt bemerkte.
Was würde nun geschehen?, fragte sie sich. Doch noch während
sie sich die Möglichkeiten ausmalte, öffnete sich eine
schwere Tür in der östlichen Wand des Gemaches und Sultan
Bayezid Khan überschritt die Schwelle. Sapphira stockte der
Atem. Es war, als hätte die Sonne mit ihm den Raum betreten.
Umgeben von einem hellen Glanz stach er alles aus, was die junge Frau
in ihrem bisherigen Leben gesehen hatte. Für die Dauer eines
einzigen Wimpernschlages starrte sie den Herrscher des osmanischen
Reiches an, dann sank sie nieder, küsste den Boden und berührte
mit der Stirn die kalten Fliesen. Bebend vor Ehrfurcht nahm sie die
unglaubliche Macht wahr, die von ihm ausstrahlte, den Raum erfüllte
und zu sprengen drohte. »Erhebt euch«, befahl er
schließlich knapp, nachdem er einige Male um die kauernden
Frauen herumgegangen war und sie von vorne und hinten in Augenschein
genommen hatte. Zitternd wie Espenlaub kam Sapphira auf die Beine und
fürchtete, in Ohnmacht zu fallen, als Bayezid sich direkt vor
ihr aufbaute und sie eingehend musterte. Nicht in der Lage zu
schlucken, starrte sie verkrampft auf die goldbestickte Borte seines
Brokatkaftans, während der Padischah mit zwei Fingern ihr Kinn und
die Linien ihrer Schultern nachzeichnete, bis er den tiefen
Ausschnitt des seidenen Überwurfes erreicht hatte. »Zieht
euch aus«, forderte er mit einer Stimme, die in Sapphiras Ohren
klang wie das Grollen eines Donners. So dicht stand der mächtige
Herrscher vor ihr, dass sie die Wärme spüren konnte, die
von seinem muskulösen Körper ausging. Sein breiter
Brustkorb befand sich direkt vor ihrer Nase, und als sie die
durchsichtige Hülle zu Boden gleiten ließ, spürte
sie, wie Erregung ihre Glieder durchflutete.
        Ohne
Vorwarnung schoss ihr die Röte in die Wangen, als sie sich dabei
ertappte, wie sie sich wünschte, dass er sie auf der Stelle
berührte; seine schwieligen Pranken auf ihren Körper legte
und sie in die Geheimnisse der Lust einweihte, die er zweifelsohne
beherrschte wie sonst kein Mann auf Gottes Erdboden. Schaudernd
harrte sie aus, während Bayezid sie mehrmals umrundete und
zuckte zusammen, als sie seinen Atem auf ihrem Haar spürte. Nur
unter Aufbietung aller Selbstbeherrschung unterdrücktes sie
einen Laut, als er über ihre Hinterbacken strich und murmelte:
»Geschmeidig wie eine Bergantilope.« Entgegen aller
Anstrengungen kam ihr Atem inzwischen kurz und stoßweise, und
die Feuchtigkeit zwischen ihren Beinen ließ sie diese
unvermittelt zusammenpressen. »Nicht so schüchtern«,
brummte der Sultan und umspielte neckend mit den Fingerspitzen ihr
Geschlecht. Wider Willen entfloh ihr ein leises Stöhnen. »Ein
bisschen scheu«, bemerkte er schließlich an den Kizlar
Agha gewandt, »aber
durchaus eine Köstlichkeit, von der zu naschen es sich lohnen
könnte.« Damit ließ er von Sapphira ab, die mit
brennendem Gesicht auf ihre Zehenspitzen starrte, während in
ihrem Inneren ein Sturm der Gefühle tobte. Stunden schienen
vergangen, als wie aus der Ferne Worte an ihr Ohr drangen, die ihr
Herz erkalten ließen. »Anmut gepaart mit Temperament«,
schwärmte Bayezid, der inzwischen bei der blonden Sklavin
angelangt war, die ihm trotzig das Kinn entgegenreckte. »Schön
wie die Mondsichel im Monat Sha’ban «,
hauchte er und nahm ihr Gesicht in beide Hände, um sie zu
zwingen, ihm in die Augen zu blicken. »Hitzig wie eine wilde
Stute, Wangen wie roter Mohn.« Seine Stimme war heiser vor
Erregung. »Diese und keine andere«, beschied er
schließlich an den Kizlar
Agha gewandt, der
augenblicklich die Blonde bei den Armen packte und sie unter
hysterischem Protest nach nebenan führte, wo eine zuschlagende
Tür ihre Schreie abschnitt. Als habe ihr jemand einen Dolch in
die Brust gestoßen, sackte Sapphira auf die Knie und
beobachtete durch einen Tränenschleier, wie der Padischah in die Hände klatschte
und mit den Eunuchen in seinem Gefolge davonschlenderte. Was als
Geste des Respekts gedeutet werden konnte, war jedoch viel mehr ein
Zeichen der bodenlosen Verzweiflung, die ihr die Kontrolle über
ihre Glieder geraubt hatte. Schluchzend kauerte sie sich zusammen und
verbarg das Gesicht hinter dem Vorhang ihres dichten Haares, während
sie sich wünschte, tot zu sein. Denn wie sollte sie es nur
ertragen, nicht das Objekt seiner Begierde zu sein?

Kapitel 5
     
    Zufrieden
mit seiner Entscheidung schürzte

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