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Die Heilerin - Roman

Titel: Die Heilerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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mich war. Wann hatte ich das letzte Mal Seide getragen?
    »Endlich bist du wach.«
    Ich schrie auf und hielt mich an der Liege fest. Jeatar stand in der Tür.
    »Bleib mir vom Leib!«
    Er reckte die Hände hoch, die Handflächen nach vorn gerichtet. »Nya, du bist in Sicherheit. Ich werde dir nichts tun.«
    Ich hatte keine Waffen, nur die kleine Vase, die vermutlich nichts bewirken würde, sollte ich mit ihr nach ihm werfen. Vielleicht konnte ich mir einen Stuhl schnappen, aber die waren aus Schmiedeeisen und sahen aus, als wären sie schwerer als ich.
    »Wo bin ich?«, fragte ich. Ich musste mir den Weg freiquatschen, obwohl das bei Jeatar noch nie funktioniert hatte.
    »In Zertaniks Haus. Es war verlassen und nicht weit entfernt.«
    Meine Erinnerung kehrte zurück. Sein Angebot, seine Drohungen, der Block. Der feine rote Nebel und die Haare. Der Raum kippte zur Seite.
    »Ruhig. Tief durchatmen.« Plötzlich war Jeatar neben mir und hielt mich aufrecht.
    »Ich habe sie umgebracht.«
    »Wohl wahr.« Er sah so perplex aus, wie ich mich fühlte. »Ich weiß nicht, was passiert ist. Der Flügel, in dem der Erhabene residierte, ist einfach ... auseinandergefallen. Das ganze Gebäude hat gebebt.« Sanft ließ er mich zurück auf die Liege gleiten. Dann ging er und schenkte mir ein Glas Wasser ein. »Was hast du getan?«, fragte er vorsichtig, als er mir das Glas reichte.
    Ich wollte die Frage nicht beantworten. Ich wollte nicht einmal daran denken, obwohl die Wahrheit kreischend in meinem Kopf widerhallte. Ich trank, erkannte, dass auch er ein Hemd trug, das ihm zu groß war. Er hatte mir seines gegeben. Hatte mich angezogen. O ihr Heiligen! Er hatte mich nackt gesehen! Ich konnte ihn nicht ansehen. Meine Wangen glühten so heiß wie die Sonnenstrahlen, die durch die Fenster fielen. »Was hast du mit den Lehrlingen gemacht? Mit Tali und den anderen.«
    »Ich habe sie gehen lassen. Der Mob war kurz abgelenkt, als Teile des Gebäudes plötzlich in die Luft geflogen sind, aber als sie die Lehrlinge gesehen und ihre Geschichte gehört haben, haben die Leute gleich wieder versucht, alles niederzubrennen. Die Soldaten des Generalgouverneurs haben den Mob schließlich unter Kontrolle gebracht, aber die Stimmung da draußen ist angespannt. Das wird eine unruhige Nacht werden.«
    »Du hattest vor, sie zu töten. Die Lehrlinge.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Ich musste nur Zertanik und den Erhabenen überzeugen, dass ich das täte.«
    »Warum?«
    Er seufzte. »Um sie auf frischer Tat zu ertappen, wenn sie das taten, wozu ich sie im Verdacht hatte.«
    »Den Block zu stehlen.«
    Er schien überrascht zu sein. »Ja.«
    »Wer bist du?«
    »Ich arbeite für das herzogliche ...«
    Ich sprang auf, schwankte, stürzte beinahe. »Lass mich hier raus! Sofort!«
    »Nya, bitte, hör mir zu. Ich arbeite für ihn, aber ich bin nicht sein Handlanger. Ich arbeite als Ermittler für das Pynvium-Konsortium.«
    Das Pynvium-Konsortium? Dieser Institution unterstanden die Pynvium-Minen, und die Techniker standen in ihren Diensten. Das Pynvioum-Konsortium besaß genug Macht, dass der Herzog es nicht riskieren würde, sich offen mit ihm anzulegen. »Das verstehe ich nicht.«
    »Im ganzen Baseeri-Territorium ist Pynvium verschwunden. Schiffsladungen fielen kleiner aus als erwartet oder kamen gar nicht an. Der Mangel ist echt, aber ich glaube nicht, dass er auf einem Mangel an Rohstoff beruht. Jemand stiehlt es.«
    »Zertanik und der Erhabene.«
    »Das hatten wir vermutet, konnten es aber nicht beweisen. In der letzten Heilergilde, der der Erhabene angehört hat, ist es auch zu einem geheimnisvollen Mangel an Pynvium gekommen. Man hat es auf einen Buchungsfehler geschoben, aber das Konsortium war überzeugt, dass da etwas im Busch war. Als Zertanik dann sein Geschäft geschlossen hat und dem Erhabenen hierher gefolgt ist, bin ich ebenfalls hergekommen. Ich habe einen Posten bei Zertanik ergattert, um herauszufinden, was die beiden vorhatten.«
    Ich stellte das Glas ab. »Und wie komme ich da rein?«
    »Du warst...« Er stockte. »Eine Überraschung. Du hättest beinahe alles ruiniert.«
    »Du hast mich entführt.«
    »Das tut mir leid. Ich habe versucht, Zertanik die ganze Sache auszureden, als er nach dem Fährenunglück durch seine Spione in der Gilde von dir erfahren hat, aber er hat in dir eine Möglichkeit gesehen, noch mehr Geld zu scheffeln und sich den Weg aus Geveg freizukaufen.«
    »Das Boot der Mustovos.«
    Nun sah er wirklich überrascht

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