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Die Heilerin - Roman

Titel: Die Heilerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Schultern und nippte an seinem Getränk. »Wir brauchen dich nur ein paar Monate lang, danach steht es dir frei zu gehen. Du wirst gut bezahlt. Ich weiß wirklich nicht, warum du dieses Angebot ablehnen solltest. Bis zum Winter bist du zurück und hast Geld genug, dir eine Villa auf der Aristokrateninsel zu kaufen. Du wirst dir nie wieder Sorgen um dein Essen machen müssen. Du und deine Schwester werdet euch nie wieder über irgendetwas Sorgen machen müssen.«
    Bei allen Heiligen, es war verlockend. Auch wenn er ein opportunistischer Schleimscheißer war, Zertanik hatte sein Versprechen hinsichtlich der Pynviumklumpen gehalten. Ich bezweifelte, dass ich für ihn Pynvium zum Wohle irgendeines anderen Menschen außer ihm selbst leeren sollte, aber im Augenblick war ein Mehr an Pynvium zweifellos eine gute Sache, und wenn er es denen geben konnte, die es brauchten ...
    »Was müsste ich leeren?«
    Zertanik sprang strahlend von seinem Sessel auf. Er ging zu der mit einem grünen Tuch bedeckten Bank und riss den Stoff beiseite wie ein Höker auf dem Jahrmarkt. »Wir schmelzen das ein, formen es zu kleineren, transportablen Ziegeln und verkaufen es in der ganzen Gegend.«
    Mir stockte der Atem. Der Block. Größer, als die Gerüchte besagten, und von einem so satten Blau, er sah aus wie ein riesiger Saphir. Meine Augen weiteten sich spürbar, als mir die wahre Bedeutung bewusst wurde. Sie entführten keine Löser, sie stahlen einfach den Block. Der Herzog rechnete darauf, dass aus dem schmerzgefüllten Pynvium Waffen geschmiedet wurden. Er hätte ihnen nie gestattet, ein solches Objekt an sich zu bringen.
    Mein Magen verkrampfte sich, und ich sah mich erneut in dem Raum um, beäugte all die nicht zusammenpassenden Möbelstücke, die Gemälde, die Kristallgegenstände und das Gold. Die Art von Dingen, die gestohlen wurden, wenn einem Menschen das Heim genommen, seine Familie ermordet wurde. Sie waren beide nur Plünderer und Diebe. Ich musterte den Erhabenen. Wir haben genug... Ich hätte gewettet, dass Geveg nur deshalb kein Pynvium mehr hatte, weil Zertanik und der Erhabene sich alles verfügbare unter den Nagel gerissen hatten.
    Zertanik warf das Tuch über einen Stuhl und lächelte mich an. »Das wäre der erste, aber wir können von Stadt zu Stadt reisen und unsere Dienste gegen einen ... nun gut, nicht allzu niedrigen Preis feilbieten, den die Leute zu bezahlen bereit wären. Und das würde sie immer noch weniger kosten als neues Pynvium.«
    »Ich verstehe.« Sie waren verrückt. Na ja, vielleicht nicht, aber sie hatten keine Ahnung, wie das Entladen funktionierte. O ihr Heiligen, selbst ich war nicht sicher, wie das genau funktionierte, aber so etwas Großes zu entladen würde mich vermutlich umbringen. Selbst wenn ich eine Möglichkeit fände, den Block zu blitzen und das zu überleben, war es unmöglich, den Herzog zu berauben und sich einfach aus dem Staub zu machen. Man zettelte nicht einfach, nur um die eigenen Spuren zu verwischen, einen Aufstand an, der den Herzog zwingen würde, Truppen von der Kriegsfront abzuziehen. Wussten diese beiden Männer denn nicht, wie dumm dieser Plan war?
    »Der Herzog wird wissen, dass ihr den Block gestohlen habt. Er wird euch verfolgen.«
    »Oh nein, das wird er nicht«, sagte Zertanik. »Schau, es wird ein furchtbares Unglück geschehen, und wir beide werden in dem Aufstand getötet werden. Einfach tragisch. Die Plünderer werden die Wachen überwältigen und in das Gebäude eindringen. Leichen, bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Man wird nur noch ein paar auffällige Schmuckstücke und Gilde-Rangabzeichen finden, anhand derer man uns identifizieren kann.«
    Der Herzog würde Geveg für ihren Tod verantwortlich machen. Er würde seine Soldaten entsenden. Er würde die Stadt abriegeln, die Bürger einkerkern, jeden verhören, der vielleicht etwas über das verschwundene Pynvium und die Toten wissen mochte. Und wenn niemand redete, würde er zornig werden und seinen Zorn an uns auslassen.
    Ich erhob mich und ging langsam zu dem Block. Zertanik lächelte immer noch, und der Erhabene beobachtete mich, als traue er mir so wenig wie ich ihm. Ich streckte die Hände aus und legte beide Handflächen flach auf das kühle Metall. Und das war alles, was ich fühlte. Kein Ruf, kein Sog, kein besonderes Prickeln. Nichts, was ein echter Heiler fühlen würde, wenn er reines Pynvium berührte.
    Ein harter, kalter Kloß lag in meinem Magen. Ich war nicht minder eine Waffe, wie es dieser

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