Die Heilerin
kann den Knecht schicken, damit er sich erkundigt.«
Margaretha überprüfte die Brühe, für die Pastorius eilig hatte Rinderknochen besorgen lassen. Sie nahm die getrockneten Kräuter aus ihrem Korb, gab sie in den Kessel mit kochendem Wasser, der auch über dem Feuer hing.
»Das muss einmal aufkochen, dann etwas ziehen. Jeder der Kranken sollte davon zwei Becher bis heute Abend trinken, immer in kleinen Schlucken. Ich werde Eurer Magd etwas von dem Aufguss bringen, danach gehe ich zu Sir Penn, in seinem Haushalt ist doch auch jemand betroffen.«
Pastorius nickte. »Wie steht es um Ruth?«
»Ist das der Name Eurer Magd? Sie fiebert hoch. Ich hoffe, wir bekommen es in den Griff.« Sie seihte den Aufguss ab, füllte ihn in Krüge. Einen nahm sie mit nach oben. Die Luft in der kleinen Kammer war nicht mehr so abgestanden wie zuvor, doch die Hitze hing wie eine Glocke über der Stadt.
Pastorius war ihr nach oben gefolgt, blieb an der Tür der Kammer stehen. »Gibt es noch irgendetwas, was ich tun kann?«
Margaretha überlegte. »Ich weiß es noch nicht, muss die Kranke beobachten und hoffe, dass der Trunk hilft.« Sie schloss das Fenster wieder. »Bilde ich es mir ein, oder liegt ein übler Geruch über der Stadt?«
»Das bildet Ihr Euch nicht ein. Aus den Sümpfen an derMündung des Schuylkill-Flusses treten stinkende Dämpfe hervor. An Tagen wie diesem, an dem sich die Luft kaum regt, riecht man es besonders deutlich.«
»Da haben wir Glück, denn bei uns stinkt es nicht. Auch herrscht dort meistens ein laues Lüftchen.«
»Die höhere Lage der Siedlung ist durchaus von Vorteil«, meinte Pastorius. »Wenn Ihr Hilfe oder etwas anderes braucht, scheut Euch nicht zu fragen. Ich werde das Gästezimmer für Euch fertig machen lassen.«
Margaretha nickte, obwohl sie fürchtete, dass sie in dieser Nacht kaum zum Schlafen würde kommen können.
Vorsichtig flößte sie Ruth etwas von dem Aufguss ein. Trotz der Wadenwickel schien das Fieber noch mehr zu steigen. Das Mädchen schlief unruhig, und Margaretha machte sich auf, nach den anderen Kranken zu sehen.
»Es sind etwa zwanzig Leute erkrankt«, erklärte der Knecht. »Der Hälfte geht es aber schon wieder besser. Die beiden Bediensteten von Sir William scheint es am schlimmsten getroffen zu haben, so habe ich gehört.«
Pastorius begleitete sie zu dem großen Haus am Platz. Auch hier lagen die beiden Kranken in kleinen Dachkammern. Schon auf dem Treppenabsatz drangen ihnen die üblen Ausdünstungen entgegen, Pastorius blieb stehen, verzog das Gesicht.
»Geht nach Hause«, sagte Margaretha.
»Ich mag Euch nicht alleine lassen.«
»Aber dies ist nichts für Euch.« Sie lächelte. »Nun geht schon.«
Langsam stieg er die Treppe wieder hinunter, mehrfach drehte er sich zu ihr um, wollte etwas sagen, schloss dann doch wieder die Lippen.
Die Köchin und ein Knecht von Penn waren erkrankt. Sie waren noch schwächer als Ruth. Der Knecht hatte sich erbrochen, niemand hatte das Laken gewechselt aus Furcht vor der Seuche.
Behutsam wusch Margaretha die beiden, flößte ihnen etwas von dem Aufguss ein, ließ Brühe holen. Doch der Knecht war zu schwach, konnte kaum schlucken. Nach kurzer Zeit übergab er sich wieder, schwarzen Schleim würgte er empor. Er blutete aus der Nase und aus den Augenwinkeln. Immer wieder wischte Margaretha sein Gesicht mit einem feuchten Lappen ab, legte kühlende Wickel an und versuchte, ihm Flüssigkeit einzuflößen. Doch er rang verzweifelt nach Luft und würgte.
Die Köchin fieberte auch hoch, aber ihr Zustand war nicht ganz so schlimm. Sie hatte jedoch ebenfalls Nasenbluten.
»Es war doch schon besser«, jammerte sie leise. »Und jetzt ist es so viel schlimmer geworden.«
»Es wird alles gut«, versuchte Margaretha sie zu beruhigen. »Trink etwas von dem Aufguss, das wird dir helfen.«
»Ich werde sterben!« Die Köchin sank zurück in ihr Kissen, weinte leise.
Nicht, wenn ich es verhindern kann, dachte Margaretha. Sie lief zurück zu Pastorius’ Haus, schaute nach Ruth. Die Magd schlief, und ihr Fieber schien zu sinken.
Der Knecht hatte Krüge mit Margarethas Aufguss an die Haushalte der Kranken verteilt. Sie braute einen Aufguss aus Huflattich und Pfefferminze, hoffte, damit dem Knecht helfen zu können. Doch als sie zu ihm zurückkehrte, war sein Atem schon flach und unregelmäßig. Bald darauf war er für immer eingeschlafen. Obwohl Margaretha ihn kaum gekannt hatte, bedrückte sie sein Tod.
Sir William Penn hielt sich
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