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Die Heilsame Kraft Der Inneren Bilder

Die Heilsame Kraft Der Inneren Bilder

Titel: Die Heilsame Kraft Der Inneren Bilder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Gruen
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war der Raum, die Atmosphäre, der Geruch, die Bilder und Figuren an den Wänden. Die Stimmung der Gottesdienste hat sich in uns eingeprägt und das Bild der Kirche mitbestimmt. All das nehmen wir als Kind in uns auf. Wenn wir als Erwachsene andere Kirchen betreten, dann nehmen wir wahr, wie sich der äußere Raum in uns einprägt, wie er mit dem inneren Raum unserer Seele korrespondiert. Eine romanischeKirche bringt uns in Berührung mit dem Gefühl von Geborgenheit und Mutterschoß. Die gotische Kirche weckt in uns die innere Weite. Die Barockkirche lässt uns das eigene Innere voller Buntheit erleben. Alles, was wir außen erleben, prägt sich immer auch als Bild in uns ein. Es ist eine gute Übung, wenn wir etwa beim Besuch von Kirchen genau in unser Herz hineinspüren und uns fragen: »Welche Gefühle löst das in mir aus? Welche Erinnerungen tauchen da in mir auf? Sind es positive Gefühle von Geborgenheit, Transzendenz, Geheimnis, Liebe, Schönheit? Oder steigen da Gefühle der Beklemmung und Bedrohung in mir auf?« Durch die äußeren Räume entdecke ich innere Räume und innere Bilder meiner Seele. Auf diese Weise kann ich meine inneren Bilder bearbeiten, mich von negativen Bildern distanzieren und die positiven bestärken.
     
    ÜBUNG:
Besuche deinen Heimatort, an dem du als Kind gelebt hast oder in der Zeit, die dich am meisten geprägt hat. Schau den Ort an. Was für Gefühle vermittelt er dir? Welche Bilder steigen in dir auf? Dann schaue in die Landschaft, die deinen Ort umgibt. Was ist typisch für diese Landschaft? Wie weit hat sich die Landschaft in dein Herz eingeprägt? Welchen Geschmack hinterlässt die Landschaft in dir? Dann setze dich in die Kirche deiner Heimat, in der du als Kind oft warst, in der du die Erstkommunion oder Konfirmation erlebt hast. Wie fühlst du dich heute, wenn du in dieser Kirche sitzt? Welche Erinnerungen tauchen auf? Welche Bilder haben dich als Kind fasziniert? Wie siehst du diese Bilder heute? Dann schließe die Augen
und schaue in dich selbst hinein und stelle dir vor: Ich bin diese Kirche. Sie ist in meiner Seele. Ich bin der Raum, in dem Gottes Herrlichkeit wohnt. Ich bin Tempel Gottes. In mir erklingen die Lieder, die hier in dieser Kirche gesungen worden sind. Ich bin geprägt durch diesen Raum und alles, was sich hier abgespielt hat.

Träume können Augen öffnen
     
     
    Träume haben auch eine auffordernde Kraft. Oft decken sie uns auf, dass wir in uns Bilder tragen, die uns nicht gut tun. Eine Frau träumte, dass sie im Traum zwischen zwei Parteien vermitteln sollte. Doch beide Parteien waren nicht bereit, miteinander zu sprechen. Und sie saß im Traum letztlich zwischen allen Stühlen, von beiden Parteien angefeindet. Dieser Traum öffnete ihr die Augen, dass sie auch in ihrer Arbeit oft zwischen den Stühlen sitzt. Sie möchte zwischen verschiedenen Gruppierungen in ihrer Arbeitswelt vermitteln. Doch beide Seiten lassen sie letztlich im Regen stehen. Der Traum gab ihr Mut, sich von diesem inneren Bild, das sich in ihr eingeprägt hatte – wodurch auch immer   –, zu verabschieden und Bildern in sich zu trauen, die sie unterstützten. Doch dieser Prozess, sich von alten Bildern zu verabschieden, ist nicht nur schmerzlich. Er dauert auch lange. Denn die alten Bilder melden sich immer wieder zu Wort. Sie haben sich so tief in die Seele eingeprägt, dass sie unwillkürlich immer wiederauftauchen, wenn wir bestimmte Tätigkeiten vollziehen. Es braucht Übung, diese Bilder dann anzuschauen und zu sagen: »Ja, dieses Bild ist mir vertraut. Das kenne ich. Aber jetzt folge ich ihm nicht. Jetzt traue ich mir, meinem Herzen zu folgen und nicht den Bildern, die mich so lange überfordert haben.«
     
    Die Träume erinnern nicht nur an Bilder, die sich uns als Kinder eingeprägt haben. Sie zeigen uns auch, welche Bilder heute in uns sind. Da träumen wir von einem unaufgeräumten Zimmer, in dem es chaotisch aussieht. Das ist ein Bild für das innere Chaos unserer Seele. Oder aber wir träumen von einer neuen Wohnung, die weite Räume hat. Es ist die Verheißung, dass sich in uns etwas weitet. Alle Traumbilder zeigen mir, welche Bilder mich innerlich prägen. Das Bild des Autos, das ich geparkt habe und nicht mehr finde, zeigt mir, dass ich mein Selbst verloren habe. Verfolgungsträume weisen mich auf meine Schattenseiten hin, vor denen ich davonlaufe. Es ist gut, all diese Traumbilder zuzulassen. Sie führen mich in meine eigene Wahrheit. Sie machen mich demütig.

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