Die Heimkehr Der Tochter
Produktionshalle. Die Zähne zusammengepresst, verfluchte Dan im Stillen sein lahmes Gefährt und spornte es zugleich an. Es war seine einzige Chance, Maggie zu retten, das wusste er.
Als er das Fahrzeug endlich unterhalb der Glaswand anhielt, entdeckte er Maggie zunächst nicht. „Maggie! Maggie, wo bist du?" rief er ängstlich.
„Hier!"
Sie winkte, und er sah, dass sie am Boden kauerte, einen schweren Vorhang um den Kopf gewickelt.
Dan schickte den Hublift hinauf. „Ich schiebe die Palette so hoch es geht!" rief er ihr zu. „Es wird nicht ganz bis zu dir reichen, aber wenn der Lift steht, möchte ich, dass du springst. Okay?"
Springen? Maggie starrte auf die Holzpalette, die sich ihr langsam näherte. Er wollte, dass sie darauf sprang?
Sie wartete, den Blick auf die kleine Plattform geheftet, und ihr Herz schlug schmerzhaft vor Angst. Komm weiter, noch weiter, drängte sie das Gerät im Stillen. Doch als der Hubarm stehen blieb, war die Palette noch gute drei bis vier Meter unter dem Boden ihres Büros. Maggie starrte in Panik hinab, und die Kehle wurde ihr trocken. Sie wusste, die Palette war etwa anderthalb mal anderthalb Meter groß, aber von ihrem Standpunkt sah sie fast so klein aus wie eine Briefmarke.
„Spring, Maggie! Spring!"
Sie hielt sich den schweren Vorhangstoff weiter vor den Mund, richtete sich auf, trat an den Rand und blickte durch den Rauch auf das winzige Holzquadrat.
„Spring, Maggie!"
Sie schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht!"
„Doch, du kannst. Du schaffst das, Darling!"
„Und wenn ich daneben springe? Und wenn ich mich nicht festhalten kann?"
„Du springst nicht daneben, du schaffst das. Du musst springen, es gibt keine Alternative!"
„Aber wenn ich darauf springe, kippt der Lift vielleicht
I«
um!
„Der kippt nicht. Ich verspreche dir, die Maschine ist stabil genug. Komm schon, Baby, spring!"
Er hatte Recht, sie wusste das. Doch die Angst vor dem Sprung war so stark, dass sie wie gelähmt war.
Sie hörte ein Knacken und blickte erneut über die Schulter. Ihr Entsetzen wuchs, als sie sah, wie das Feuer ihren Pullover erfasste. Rötliche Flammen züngelten jetzt unter der Tür hindurch.
Das gab den Ausschlag. Maggie nahm allen Mut zusammen, holte tief Luft und sprang ins Leere. Mit einem unterdrückten Aufschrei traf sie ein wenig links von der Mitte auf der Palette auf. Ihre Knie knickten ein, und sie fiel auf den Bauch, bemüht, sich festzuklammern.
Sofort begann die Palette bedenklich zu schwanken. Wie in Zeitlupe legte sich das Gefährt langsam auf die Seite, und Maggie schrie, als sie zu rutschen begann. Fieberhaft versuchte sie sich festzuhalten, doch außer den rauen Brettern der Palette gab es keinen Halt. Sie schrie noch lauter, als sie über den Palettenrand hinausrutschte. In einem letzten verzweifelten Versuch gelang es ihr, eine der seitlichen Verstrebungen zu packen.
„Halt dich fest! Halt dich fest!"
Zehn Meter über dem Boden, seitlich von der Palette herabbaumelnd, der Körper hin und her schwingend wie eine Glocke zum Sonntagsgottesdienst, klammerte sie sich an die Streben. Wimmernd und keuchend blickte sie hinab und sah, dass Dan sich heftig zur Gegenseite gelehnt hatte und den Gabelstapler allmählich wieder ins Gleichgewicht brachte, so dass das Schwanken nachließ.
„Halt dich fest. Ich fahre den Lift jetzt nach unten." Trotz Dans Ankündigung schrie sie noch einmal auf, als das Gerät sich in Bewegung setzte.
Eine Ewigkeit schien zu vergehen, bis sie den Boden erreichte. Ihre aufgeschürften Hände brannten vom Festklammern an dem rauen Holz, und ihre Arme fühlten sich an, als würden sie jeden Moment aus den Gelenken springen.
Schließlich berührten ihre Zehen den Boden, aber ehe sie noch ganz stand, war Dan bereits vom Sitz gesprungen und schloss sie in die Arme.
„Dem Himmel sei Dank!" Er zog sie an sich, wiegte sie und hielt sie fest, als wolle er sie nie mehr loslassen. Sie hörte sein Herz unter ihrem Ohr wild hämmern. „Alles in Ordnung mit dir? Bist du verletzt?" Er hielt sie leicht von sich ab, ließ die Hände ihre Arme hinauf und hinab gleiten und betrachtete sie prüfend. Maggie wusste, dass sie über und über mit Ruß beschmiert war.
„Ich bin okay." Entsetzt blickte sie zu ihrem Büro hinauf. Man sah jetzt die Flammen gierig über Wände und Decke züngeln. „Wit müssen etwas tun, Dan. Komm! Im Abstand von fünfundzwanzig Metern hängen Feuerlöscher an den Wänden. Wir schnappen uns ein paar und gehen
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