Die heimliche Gemahlin
schon mit den Händen umfassen, hielt sich aber im letzten Augenblick zurück. Leise fluchend sprang er hastig auf. „Alles Weitere wirst du schon allein fertig bringen. Wirf mir das Kleid herüber, wenn du fertig bist, und ich hänge es dann auf.“
Nur unter Aufbietung äußerster Willenskraft gelang es ihm, den Raum zu durchschreiten. Sie hatte keinerlei Zweifel daran gelassen, dass sie ihn für einen gewissenlosen Casanova hielt. Er würde ihr jetzt sicherlich nicht dadurch Recht geben, indem er ihre Betrunkenheit ausnutzte - wie verführerisch die Gelegenheit auch sein mochte.
Er wandte ihr den Rücken zu, zog die Stiefel aus und löste das Krawattentuch. Als er den Gehrock abstreifte, fiel das schmale Buch heraus, das er ihr bei der Abreise weggenommen hatte. Mrs. Nunleys Etiketteführer für junge Damen. Dies dürfte dann wohl die Quelle all ihrer verqueren Vorstellungen bezüglich angemessenen Betragens sein. Er würde das Buch später lesen, wenn auch nur, um herauszufinden, weshalb es zwei Krüge Ale gebraucht hatte, damit sie nicht mehr so kühl und zugeknöpft wirkte.
Für den Augenblick schob er es unter die abgelegte Weste und den Gehrock. Wenn er sicher war, dass sie schlief, wollte er sich auch der Hose entledigen. Mehr würde er in dieser Nacht auf gar keinen Fall ausziehen. Allein mit ihr im selben Zimmer zu schlafen war schon kaum zu ertragen. Da musste er dieses Wagnis nicht auch noch nackt unternehmen.
In diesem Moment landeten ihr Kleid und der Unterrock neben ihm auf dem Boden. Er hängte die beiden Kleidungsstücke auf und wandte sich zu ihr um. Eigentlich hatte er erwartet, dass sie im Bett lag, die Decke bis zur Nasenspitze hochgezogen. Stattdessen aber saß sie mit nichts als dem dünnen Untergewand angetan auf dem Rand des Bettes. Lieber Himmel, unter dem zarten Stoff zeichneten sich nur zu deutlich ihre hübschen Brüste und grazilen Beine ab. Es juckte ihn in den Fingern, jeden Zoll dieser weiblichen Verheißung zu erkunden. Was, in drei Teufels Namen, hatte er nur verbrochen, dass er solche Qualen zu erleiden hatte?
Um alles noch schlimmer zu machen, hatte sie auch noch das Haar gelöst. Lang und schwer fiel es ihr über die Schultern bis hinunter zur Taille. Ein wunderbarer Anblick. Am liebsten wäre er sofort über sie hergefallen wie ein hungriger Wolf.
Ihr schien seine Erregung allerdings vollkommen zu entgehen. Mit einem unschuldigen Lächeln erklärte sie: „Ich werde nicht im Bett schlafen. Das kannst du haben.“ Sie deutete auf die Matratze. „Da habe ich vorhin schon gelegen.“
Überrascht stellte er fest, dass tatsächlich die Decke auf der Matratze zurückgeschlagen war und das Kissen noch den Abdruck ihres Kopfes zeigte. „Aber warum denn nur?“ fragte er verwirrt.
„Weil du mir böse warst. Ich kann es nicht ausstehen, wenn du wütend bist. Brummig und ... und arrogant wirst du dann. Kommandierst mich herum und gibst strenge Befehle. Ich lass mich nicht gern so behandeln.“
„Darauf wäre ich von alleine nie gekommen“, antwortete er trocken.
„Also dachte ich, du wärst bestimmt nach einem erholsamen Nachtschlaf besser gelaunt. Deshalb werde ich heute auf der Matratze schlafen.“
Er schüttelte den Kopf. Diese Frau war doch immer für eine Überraschung gut. „Du bleibst besser im Bett.“ „Nein!“ rief sie in dem ihr eigenen gebieterischen Tonfall. „Wie ich bereits sagte: Du schläfst im Bett und ich auf dem Boden. Dabei bleibt es.“
Sie stand auf und wollte zur Matratze hinübergehen. Glücklicherweise gelang es ihm noch, einen Sturz zu vermeiden, als sie strauchelte.
Unseligerweise lag sie nun wieder in seinen Armen - nur diesmal war sie kaum bekleidet. Als er sie wieder aufs Bett setzen wollte, schlang sie ihm die Arme um den Hals. Verschwörerisch lächelte sie ihm zu, bis ihm ganz schwindlig wurde.
„Helena“, stieß er atemlos hervor. „Lass uns jetzt bitte nicht darüber streiten, wer wo übernachtet. Du nimmst das Bett.“
Doch sie schüttelte den Kopf.
„Lieber Himmel“, entgegnete er ärgerlich. „Hör jetzt mit dem Unsinn auf, damit ich dich zu Bett bringen kann. Wir brauchen wahrlich beide unseren Schlaf.“ Nicht, dass ich heute auch nur ein Auge schließen werde.
Sie machte einen Schmollmund. „Du bist ja schon wieder böse auf mich.“
„Bin ich nicht“, erklärte er knapp.
„Doch.“
„Helena ...“
„Dann beweis es mir.“
„Wie das?“ erkundigte er sich verblüfft.
„Küss mich, Danny.“
Heiß
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