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Die heimliche Päpstin

Die heimliche Päpstin

Titel: Die heimliche Päpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
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Zeit. »Die frommen Christen verachten Gold und Geld, ihr Prophet Jesus von Nazareth hat die Geldwechsler aus dem Tempel vertrieben – aber Reliquien … Aus purem Gold, sagt ihr?«
    »Ein Kreuz aus purem Gold, reich verziert mit Perlen und Edelsteinen.« Martinus hatte sich auf einem Schemel niedergelassen, und Aaron beeilte sich nun, mir ebenfalls eine Sitzgelegenheit zuzuschieben und sie mit einem Kissen, bezogen mit kostbarem Brokat, zu bedecken.
    »Ein Kreuz, verziert mit Perlen und Edelsteinen … welche Glückseligkeit, eine solche Schutzmacht im Haus zu wissen … ein Kreuz wie das Kreuz des Belisar, das einst in der lateranischen Basilika hing, bevor der Herr in seinem unerforschlichen Ratschluß geruhte, sie in Trümmer zu legen und das Kreuz zu begraben.«
    »So ähnlich.«
    »Wie geruhen, Meister Martinus?«
    »Unser Kreuz ähnelt der crux benedicta des Belisar – aber seit wann weißt du als Ungläubiger, was in der Basilika des römischen Bischofs aufbewahrt wurde? Hast du dich vielleicht taufen lassen? Oder wolltest du ein wenig spionieren …?«
    Aaron begriff sofort die Drohung, die in Martinus' Worten steckte, glättete das Pergament, auf dem unsere Schulden verzeichnet waren. »Laßt uns über die Darlehenssumme sprechen«, begann er in geschäftsmäßigem Ton, »und natürlich über Zinshöhe und Sicherheiten.«
    »Wir gedenken, dich an den römischen Unternehmungen, die wir planen, zu beteiligen. Dies soll ein Teil der Sicherheit sein.«
    Aaron schaute skeptisch auf: »Welch ungewöhnlicher Vorschlag. Brauchen wir dazu nicht das Placet des römischen Konsuls, wer immer dies auch sei, und der Kurie, die in uns Juden die Mörder ihres Herrn sieht und uns daher nur duldet …? Besitz ruht auf Recht und Gesetz, Recht auf einer Macht, die gewillt ist, die Geltung der Gesetze zu gewährleisten, aber wo, meine Tochter, wo, verehrter Procurator, finden wir in Rom Gewährleistung, Gesetz und Geltung?«
    »In den Machtbefugnissen, die Theophylactus in Zukunft erweitern wird. Die römischen nobiles viri werden ihn demnächst zum Konsul ernennen, Markgraf Alberich von Spoleto wird für den persönlichen Schutz auch derjenigen sorgen, die auf seiner Seite stehen, und wenn erst Diaconus Sergius aus einer der ältesten und vornehmsten Familien Roms auf den Stuhl Petri gelangt, werden wieder Recht und Gesetz in der Ewigen Stadt herrschen.«
    Ich hatte jede mögliche Überzeugungskraft in meine Stimme gelegt, und Martinus bestätigte meine Worte durch ein entschiedenes »So wird es sein!«
    Und so wurde es. Am Ende des Sommers hatte Aaron dem Senator und Judex Romanorum Theophylactus eine beträchtliche Summe an Goldmünzen und Silberdenaren geliehen und dafür als Sicherheit ein nicht näher bezeichnetes goldenes Kreuz erhalten. Außerdem solle er, so wurde niedergeschrieben, an den Gewinnen aus den Walk- und Getreidemühlen am Ufer des Tiber, die Theophylactus aufzustellen das verbriefte Recht hatte, sowie aus dem Salzhandel zwischen Rom und den Salinen bei Portus mit fünfzig Prozent beteiligt werden. Aus dieser Beteiligung sollten die Zinsen bezahlt sowie die Darlehenssumme getilgt werden. Damit alles nach Recht und Gesetz verlief, ließ Theophylactus dem Fernhändler und Geldleiher Aaron aus Antiochia von der päpstlichen Kanzlei ein Privilegium ausstellen. Die Kosten hierfür trug der besagte Jude Aaron.
    Unterdessen waren geheime Boten zu Alberich gesandt worden. Sie kehrten mit der Botschaft zurück, Alberich werde, wenn er seine Geschäfte in Spoleto erfolgreich abgeschlossen habe, mit einer schlagkräftigen Truppe nach Rom eilen, um seinem alten Freund und Genossen Theophylactus zur Seite zu stehen.
    Im Frühjahr des folgenden Jahres war endlich mein Plan so weit gediehen, daß Theophylactus mit Alberich und seiner berittenen Truppe, mit Procurator Martinus und mir nach Etrurien aufbrach, um den Zustand der Domänen und Klöster zu inspizieren. Die Kinder ließen mich nur unter Tränen ziehen. Theodora dagegen, bei der ich mehr Widerstand erwartet hatte, äußerte keine Einwände. Im Gegenteil, sie wirkte aufgeräumt und regelrecht verjüngt, versprach mir, sich um Alexandros wie um einen eigenen Sohn und Erben zu kümmern.
    Heute weiß ich, warum sie bei unserem Abschied die unwiderstehliche, ja majestätische Schönheit einer Venusstatue ausstrahlte. Ihr Leben hatte eine unerwartete Wendung genommen, eine Wendung, die ihren Aufstieg beschleunigen sollte und in der bereits der Keim lange

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