Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die heimliche Päpstin

Die heimliche Päpstin

Titel: Die heimliche Päpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Berger
Vom Netzwerk:
lächelnd den Kopf. »Ihr seid mir eine Bande«, sagte er und schaute nicht ohne Stolz auf die Kinder.
    In diesem Augenblick wußte ich: Ich hatte gewonnen.
    20
    Bis wir aufbrechen konnten, um Theophylactus' Güter zu inspizieren, dauerte es noch ein ganzes Jahr. Zuerst mußte Aaron gewonnen werden, was Theophylactus seinem Procurator und mir überließ, weil er sich nicht mit einem Juden einlassen wollte, da dies seinem Ruf im Vatikan womöglich hätte schaden können. Martinus kannte Aaron bereits von früheren Geldgeschäften und stellte mich als Tochter eines byzantinischen Fernhändlers von Silberwaren und Keramik vor.
    Der Jude, ein kleiner, glatzköpfiger Mann in einem Kaftan mit lebendigen Augen und schnellen Bewegungen sah mich neugierig an. Ich hatte mir von Theodora eine schmucklose, allerdings seidene Tunika mit Stola ausgeliehen, so daß meine Kleidung kaum einen Rückschluß auf die Person zuließ. Es konnte freilich sein, daß Aaron bereits von der griechischen Sklavin im Hause des Theophylactus gehört hatte. Auf jeden Fall behandelte er mich zurückhaltend-höflich, bis ich erwähnte, daß meine Mutter Sulamith aus Tyros stamme. Dies begeisterte ihn, zumal, wie er betonte, ein Teil seiner Familie dort ebenfalls ansässig sei. »Und Sulamith: die Friedliche! Das Hohelied singt von ihr. Meine Großmutter hieß ebenfalls Sulamith und auch die Tante meines Vaters. Oder war's die Großtante? Gleichwie!«
    Er erkundigte sich nach dem Vaternamen meiner Mutter, und als ich ihm diesen nannte, steigerte sich die Begeisterung noch, denn er behauptete, die Familie meines Großvaters zu kennen und mit ihr in seiner Jugend bereits einträgliche Geschäfte getätigt zu haben. Außerdem fließe in meinen Adern zweifellos jüdisches Blut, dies schaffe Vertrauen.
    »Womit kann ich der hochwohlgeborenen Familie des verehrten Theophylactus und seiner Gemahlin Theodora dienen?«
    Er kramte in einer Reihe zusammengebundener Pergamentrollen, die in der Holzwand steckten, entfaltete wie nebenbei die Liste der Schulden und nannte murmelnd eine Zahl, die wohl die aufgelaufenen Zinsen bezeichnen sollte.
    Procurator Martinus nannte den Wunsch seines Herrn nach einem neuen umfangreicheren Darlehen und erntete ein leidendes Stirnrunzeln, das von Lauten höchsten Bedauerns begleitet war. Aaron fiel in ein Lamento über schamlos raffenden Raub im Umland der ewigen Stadt sowie über Lethargie und Anarchie im einstmals so großen Rom, über den Niedergang von Bauernfleiß, handwerklichem Können und Handelsmöglichkeiten. »Sogar die römischen Senatoren und Judices verkriechen sich in ihren verfallenden Häusern, statt Rom wie einst unter den Cäsaren zu verwalten – zum Heil von Stadt und Land, von Handel und Wandel«, rief Aaron in pathetischer Klage.
    »Genau dies soll sich ändern«, erklärte ich. »Und dazu sollst du beitragen, kluger Aaron, Sohn des weisen Nathan aus Antiochia.«
    Der Jude schaute mich erstaunt und belustigt an, als könne er erst jetzt meine Gesichtszüge studieren. »Meine Tochter aus großem syrisch-jüdisch-makedonischem Geschlecht, dein Wunsch und Wille ehrt dich, dein Zutrauen und deine Zuversicht in meine schwachen Kräfte ebenfalls, aber ein verachteter, verfolgter Ahasver, der sich als Krämer und Trödler gerade so über Wasser hält, der in feuchten Mauern am Tiber haust, wo täglich der Fluß über die Ufer treten kann, um ihn wegzuschwemmen, heimzuführen in die Gefilde, wo die Urväter warten, der täglich auf den düsteren Rücken eines Grabmals schaut, seines eigenen Endes gedenk …«
    »Verehrter Aaron, weniger Kunst, mehr Inhalt sei in deiner Rede!« Ich verbeugte mich. »Es gibt Sicherheiten, die dich überzeugen werden.« Ich nahm die Liste der Schulden und blies den Staub vom Pergament.
    »Was ist in diesen Zeiten schon sicher! Sicher ist nur der Tod.«
    »Sicher ist reines Gold.«
    Aaron zuckte zusammen, was Martinus die Andeutung eines Lächelns entlockte. »Ja, träumen wir nicht alle von den funkelnden Schätzen der Kalifen, von den Goldtalenten, die einst die römischen Cäsaren anhäuften, von den Nomisma der byzantinischen Kaiser …«
    »… genau davon spreche ich«, fiel ich ihm ins Wort. »Und von goldenen Reliquien, unschätzbar wertvoll und heilig – seit Zeiten des großen Justinian im Besitz der Familie.«
    Mit ungläubigem Blick verstummte Aaron.
    Martinus nickte. »Aglaia hat recht.«
    Bis sich der Jude wieder zu einer Antwort aufraffen konnte, verging einige

Weitere Kostenlose Bücher