Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die heißen Kuesse der Revolution

Die heißen Kuesse der Revolution

Titel: Die heißen Kuesse der Revolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
Vom Netzwerk:
majestätisch, dafür aber fröhlicher als das Schlafgemach. Vor dem Kamin stand ein kleines Sofa und am Fenster, das zum Garten hinaus zeigte, ein kleiner Tisch. Eine ganze Wand wurde von dem Bücherschrank eingenommen, vor einer anderen stand sein Secrétaire .
    Sie ging zur Ankleidekammer und klopfte höflich. Als keine Antwort kam, rief sie seinen Namen und linste hinein. Sein Morgenrock lag auf dem Fußboden, er hatte sich also bereits angezogen und war gegangen.
    Es war Vormittag und Julianne hatte Hunger. Sie wollte gerade zur Eingangshalle gehen, als sie Papier und Feder auf dem Secrétaire erblickte. Sie sollte einen Brief an Tom schreiben. Das würde nur ein paar Augenblicke dauern, aber dann wüsste er wenigstens Bescheid, was passiert war. Sie trat an den Schreibtisch und achtete bewusst nicht auf den angefangenen Brief, der dort lag. Sie griff nach einem Blatt und bemerkte ungewollt das Datum und die Anrede des Briefs.
    Er hatte den Brief schon vor einer Woche begonnen. Adressat war „Mein lieber Edmund“.
    Desinteressiert griff Julianne nach dem Federkiel, als ihr Blick auf den Umschlag neben dem Tintenfass fiel. Es war unmöglich, die Anschrift nicht zu lesen.
    Der Brief war adressiert an den berühmt-berüchtigten Reaktionär Edmund Burke!
    Julianne war schockiert. Sie verachtete Burke. In ihren Augen war er ein Opportunist. Lange Zeit war er ein Freund und Anhänger von Charles James Fox, dem Führer der Whigs, gewesen, den Julianne sehr verehrte. Doch dann war Burke praktisch über Nacht einer der führenden Torys geworden. Er hatte zahlreiche Traktate über die Übel der Französischen Revolution verfasst, die er für bloße Anarchie hielt. Er trat dafür ein, die Revolution mit Gewalt rückgängig zu machen!
    Angsterfüllt begann sie, Dominics Brief zu lesen. Sie war so aufgewühlt, dass sie kaum atmen konnte.
    Und bald war sie völlig verwirrt.
    „Sie wissen, mein lieber Freund“, begann der Brief, „dass ich mit Ihnen einer Meinung bin und dass auch ich alles in meiner Macht Stehende tun werde, um zu verhindern, dass die Revolution jemals die Küsten unseres großartigen und freien Landes erreicht. Jedoch habe ich große Vorbehalte dagegen, dass Mitarbeiter des Aufruhrbüros überall ins Land ausschwärmen, um politisch Andersdenkende unter Druck zu setzen und ihre Gruppierungen auszumerzen. In einer Nation wie der unseren kann eine gesunde Debatte widerstreitender Ideen nur die Freiheit stärken. Offener und dreister Aufruhr muss selbstverständlich bekämpft werden, aber es ist ein Unterschied, ob man die freie Meinungsäußerung zulässt, wie es gute Tradition in unserem Land ist, oder die aufrührerische Rede verdammt.“
    Er fuhr fort, dass Englands soziales und politisches Gefüge durch vorsichtige graduelle, aber dringend notwendige Reformen verändert werden sollte, etwa dadurch, das Wahlrecht auszuweiten und einen Mindestlohn einzuführen. Er war sogar der Ansicht, eine Einkommensteuer für die Reichen sei des Nachdenkens wert.
    „Ich hoffe, Sie werden diese Vorschläge in Betracht ziehen“, schloss er. „Aber lassen Sie keinen Zweifel aufkommen, dass ich weiter loyal zu Premierminister Pitt und der Tory-Partei stehe, und dass ich auch in Zukunft alles in meiner Macht Stehende unternehmen werde, um Radikale und Republikaner daran zu hindern, uns in die Revolution zu führen.“
    Julianne war verblüfft. Dominic war zwar gegen die Revolution und entschlossen, sie zu bekämpfen, aber er war nicht der Reaktionär, für den sie ihn gehalten hatte. Auch sie hatte nichts gegen vorsichtige und graduelle Reformen in ihrem Land. Sie war zwar überzeugt, dass es niemals so weit kommen würde, weil die herrschende Klasse viel zu viel zu verlieren hatte, dennoch teilte sie viele seiner Ansichten.
    Er ist nichts für dich, Julianne. Das kannst du mir glauben, eines Tages wird er eine reiche Debütantin heiraten!
    Sie zitterte, obwohl es nicht kalt war. Was für eine Bedeutung hatte es schon zu wissen, was er dachte? Er war der Earl of Bedford und stand weit über ihr. Sich um jemanden zu sorgen bedeutete noch lange nicht, ihn auch zu lieben, und Männer von seinem Stand heirateten sowieso nicht aus Liebe!
    Erschüttert legte Julianne den Brief wieder auf den Tisch. Hoffte sie im Geheimen, Dominic Paget würde sie heiraten?
    Ihr Herz pochte laut.
    Sie hatte gar nicht mehr den Wunsch, einen Brief an Tom zu schreiben. Aber vielleicht sollte sie Amelia schreiben, dachte sie, mit einem Mal

Weitere Kostenlose Bücher