Die heißen Kuesse der Revolution
nicht.
„Oh mein Gott, ich hatte recht“, flüsterte Lady Catherine entsetzt.
„Das ist mehr als einen Monat her“, sagte er langsam und ließ Julianne nicht aus den Augen.
„Sie hat sich diese Woche zweimal mit einem Mann im Park getroffen“, rief seine Mutter erschrocken.
Jetzt wusste Julianne, warum der Kutscher angewiesen worden war, sie zu fahren und auf sie zu warten. Er hatte hinter ihr her geschnüffelt.
Dominic beachtete seine Mutter nicht. „Mit wem hast du dich im Park getroffen?“
Tränen liefen ihr über die Wangen. „Mit Marcel.“
Dominic riss entsetzt die Augen auf.
„Er hat gedroht, Amelia und meiner Mutter etwas anzutun. Ich hatte keine andere Wahl. Bitte Dominic, versuch doch, zu verstehen!“ Aber sie wusste, dass ihr Flehen auf taube Ohren stoßen würde.
Sein Gesicht war von Abscheu erfüllt. „Was hast du getan?“, fragte er tonlos.
„Ich habe die verschlossene Schublade von deinem Schreibtisch durchsucht.“
Er nickte langsam. „Und du hast diesem Marcel meine Notizen, die Karte und den Brief übergeben?“
„Nein.“ Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. „Ich habe mir die Karte und den Brief eingeprägt und ihm den Inhalt mitgeteilt.“
Er zitterte vor Zorn.
„Ich liebe dich“, schluchzte Julianne verzweifelt, „aber ich hatte keine andere Wahl!“
„Wo ist Marcel jetzt?“
„Das weiß ich nicht. Er nimmt Kontakt zu mir auf“, wisperte sie verzweifelt.
Ein schreckliches Schweigen machte sich breit.
Dominic starrte auf den Rasen zu seinen Füßen, als ob er eine Entscheidung treffen wollte. Julianne bekam keine Luft mehr. Endlich sah er auf. „Mutter, lass bitte nach Warlock schicken. Eddie fessle den Mann und schaffe ihn unter Bewachung in die Bibliothek. Alle sollen sich bewaffnen.“ Dann sah er Julianne an.
Sie wand sich.
„Du bist hier nicht länger willkommen.“
16. KAPITEL
J ulianne folgte den anderen ins Haus. Eine seltsame Leere breitete sich in ihr aus. Es ist vorbei, dachte sie. Ein Portier schloss hinter ihr die Tür, und sie blieb stehen. Was jetzt? Sie hatte nicht die geringste Ahnung, was sie tun oder wohin sie gehen sollte.
Während Lady Catherine davoneilte, um nach Sebastian Warlock zu schicken, schleiften Eddie und ein Diener François den Flur entlang zur Bibliothek. Dominic verschwand im großen Salon und schloss beide Türen hinter sich. Er hatte sich nicht ein einziges Mal nach ihr umgesehen.
Sie zitterte wie Espenlaub. Es war, als ob sie für die Menschen hier in diesem Haus nicht mehr existierte.
Sie starrte die verschlossenen Türen des Salons an. Noch heute Morgen hatte sie in Dominics Armen gelegen. Nun hatte sie Angst, auch nur den Versuch zu wagen, mit ihm zu sprechen.
Wie sollte sie ohne ihn weiterleben?
Aber hatte sie nicht immer gewusst, dass dies der Preis war, den sie für ihren Verrat zahlen musste?
Sie schloss die Augen. Julianne sah sein teilnahmsloses Gesicht wieder vor sich. Er musste unfassbar verletzt sein und voller Wut.
Es war nur ihre Schuld, dass er beinahe ermordet worden war. Sie verabscheute sich selbst.
Doch sie nahm all ihren Mut zusammen, ging zum Salon und öffnete eine der Türen.
Er stand an der Kommode, ein Glas in der Hand. Seine Stimme klang völlig gefühllos. „Ich würde nicht hereinkommen, wenn ich du wäre.“
„Ich musste sie beschützen“, sagte sie leise.
Er wandte ihr den Rücken zu und trank einen Schluck.
Julianne schloss die Tür wieder und rannte die Treppe hinauf in ihre Kammer, wo sie sich weinend auf das Bett warf. Sie wusste, wie diszipliniert Dominic war. Sobald er einen Entschluss gefasst hatte, gab es daran nichts mehr zu rütteln. Er hatte sie aus seinem Herzen und aus seinem Leben verbannt.
Sie wusste selbst nicht, wie lange sie geweint hatte, aber schließlich lag sie still da und starrte an die Decke. Sie hatte sich noch nie so elend gefühlt.
So viele Erinnerungen wirbelten durch ihren Kopf, und jede war mit Dominic verbunden. Er liebte sie ebenso wie sie ihn.
Hilflos und hoffnungslos gab sie sich den Erinnerungen hin.
Es klopfte an der Tür.
Julianne setzte sich auf. Enttäuscht sah sie Nancy an, die durch die Tür hereinkam. „Ich wünsche nicht gestört zu werden“, sagte sie mit rauer Stimme.
Die kleine Dienstmagd blickte betroffen. „Es tut mir leid, Mademoiselle , aber ich wurde angewiesen, Ihnen beim Packen zu helfen. Seine Lordschaft lässt eine Kutsche auf Sie warten.“ Sie reichte ihr ein Handtuch.
Julianne zitterte. Er
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