Die heißen Kuesse der Revolution
verliebt!“
„Vielleicht. Wie auch immer, Sie lassen sie zukünftig in Ruhe.“ Verärgert schnippte er mit dem Finger. Als ein Diener vorbeikam, bestellte er einen Scotch.
„Wollen Sie mir etwa drohen?“ Sebastian Warlock lächelte amüsiert. „Ich kenne Sie besser, als Sie sich selbst kennen, Bedford. Ganz gleich, wie viel Ihnen eine Frau bedeutet, Sie würden niemals die Vendée im Stich lassen.“
Da hatte er recht. Er war verliebt, aber er hatte nicht vor, seine Verpflichtungen zu verleugnen. Er beugte sich vor. „Lassen Sie sie einfach mit diesem verfluchten Krieg in Ruhe. Haben Sie etwas Neues von William Windham gehört?“
„Es gibt einen Maulwurf in der Admiralität“, sagte Sebastian Warlock sehr leise.
Das war nicht das, was er hatte wissen wollen. Aber es schockierte ihn. „Sie wissen doch bereits, um wen es sich handelt oder stehen kurz davor, es herauszufinden. Sonst wären Sie nicht so guter Dinge.“
„Es ist einer von Windhams Schreibern.“ Sebastian Warlock grinste.
Dominic hätte sich beinahe verschluckt. Ein französischer Spion im Kriegsministerium, der Diktate des Ministers aufnahm? Es war nicht zu glauben.
„Ich weiß noch nicht, um welchen es sich genau handelt, aber ich bin ihm auf der Spur und werde es sehr bald herausfinden.“
„Jetzt verstehe ich, warum Sie so guter Laune sind. Sie werden ihn an Ort und Stelle belassen und Katz und Maus mit ihm spielen.“
Sebastian Warlock prostete ihm fröhlich zu. „Aber ja. Und zum richtigen Zeitpunkt füttern wir ihn mit falschen Informationen. Schließlich werde ich ihn enttarnen und sein gesamtes Netzwerk aufrollen.“
Dieser Kerl liebte den Krieg, dachte Dominic grimmig. Aber irgendjemand musste diese Dinge tun.
Sebastian Warlock zog einen versiegelten Brief aus der Brusttasche und reichte ihn Dominic.
Sofort erkannte er Michels Handschrift.
„Ich habe ebenfalls eine Nachricht von Michel Jacquelyn erhalten. Die Franzosen, die in Mainz besiegt und gefangen genommen worden sind, wurden freigelassen. Jetzt marschieren sie gegen die Royalisten in der Vendée.“
Dominic war entsetzt. Die Stadt Mainz hatte im Mittelpunkt der Kriegshandlungen an der Rheinfront gestanden und war seit März belagert worden. Unter dem Schutz französischer Truppen hatten die Mainzer Bürger die erste Republik auf deutschem Boden ausgerufen. Dem hatten die Truppen des Reichsgeneralfeldmarschalls Friedrich von Sachsen-Coburg-Saalfeld ein Ende bereitet. Aber wieso hatte er die gefangenen Franzosen wieder freigelassen? Dieser Coburg wusste anscheinend überhaupt nicht, was er wollte.
Dominic riss den Brief auf und las ihn. Wie er angenommen hatte, litten die Rebellen Hunger und hatten viel zu wenig Waffen und Munition. Sein Freund Michel wusste, dass die in Mainz freigelassenen Truppen auf ihn zu marschierten. Er flehte geradezu um sofortige Unterstützung.
Dominic wurde flau. Er musste sich wieder in diesen Krieg stürzen und er war sich nicht sicher, ob er dieses Mal überleben würde. Zum ersten Mal fürchtete er nicht um sein Leben, sondern um seinen Verstand. „Zieht William Windham in Erwägung, den Konvoi mit dem Nachschub früher zu schicken?“, fragte er schließlich.
„Nein.“
Michel wird nicht erfreut sein zu erfahren, dass der Nachschub erst in sechs Wochen kommen würde, dachte er grimmig. Mitte Oktober.
„Ich habe eine Überfahrt für Sie arrangiert“, sagte Warlock, „Sie reisen im Morgengrauen des siebten Septembers.“
Dominic war verblüfft. Schon in vier Tagen sollte er nach Frankreich zurückkehren! Seine Erholungsphase war vorbei .
„Sie fahren direkt nach Nantes, treffen sich mit Jacquelyn und verschaffen sich einen Eindruck von der Lage. Halten Sie sich aus Gefechten heraus und schicken sie mir umgehend Ihre Berichte. Vielleicht können Ihre Schilderungen aus erster Hand Windhams Meinung noch ändern.“
Dominic wurde plötzlich wütend. Aufgebracht schnippte er Warlock Michels Brief entgegen. „Das steht doch alles schon hier drin. Unsere Leute hungern. Sie haben kaum Waffen und keine Munition. Das ist mein Bericht!“
„Wir schätzen, dass die französischen Truppen etwa eine Woche später in der Vendée eintreffen“, fuhr Sebastian Warlock betont gelassen fort. Er legte den Brief beiseite. „Aber ich meine es ernst, Dominic. Denken Sie gar nicht erst daran, an irgendwelchen Schlachten teilzunehmen. Wir brauchen Sie noch, Sie sind zu wichtig!“
Natürlich würde Dominic sich nicht wie ein Feigling
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