Die heißen Kuesse der Revolution
die französischen Revolutionäre am Ende.
„Ja, sie ist noch frei“, sagte William Windham. „General Kellerman marschiert mit achttausend Soldaten auf Lyon, aber wir glauben, dass ihm dort fünfzehn- bis zwanzigtausend kampfbereite Royalisten gegenüberstehen werden. Die Franzosen haben einen sehr jungen, unerfahrenen Artillerieoffizier entsendet, um uns Toulon wieder zu entreißen. Der Mann heißt Napoleon Bonaparte. Er wird keinen Erfolg haben. Und Reichsgeneralfeldmarschall Friedrich von Sachsen-Coburg-Saalfeld sichert die von der Koalition eroberten Stellungen in Flandern, am Rhein und in den Pyrenäen. Der Krieg läuft gut für uns.“
Er sprach von Reichsgeneralfeldmarschall Friedrich von Sachsen-Coburg-Saalfeld, dem Oberbefehlshaber der kaiserlich-österreichischen sowie der zusammengewürfelten Truppen verschiedener deutscher und italienischer Staaten sowie der Spanier im Ersten Koalitionskrieg gegen die Republik Frankreich. Während die verbündeten Briten und Niederländer den Franzosen in der Normandie, auf den Meeren und an den Küsten zu schaffen machten und die Rebellen unterstützten.
Dominic bleckte nachdenklich die Zähne. Coburg marschiert also nicht auf Paris. „Darf ich noch einmal nach dem Nachschub fragen, Sir?“
„In Westindien gibt es einige französische Inseln, die uns interessieren“, sagte William Windham. „Pitt hat mehrere Flottenverbände in die Karibik geschickt, um diese Inseln einzunehmen. Das ist der Grund, warum wir sehr knapp mit Männern, Schiffen und Nachschub sind.“
Dominic wäre beinahe ein Fluch entfahren. „Ist das der Grund, weshalb Coburg an allen Frontlinien festsitzt?“
„Coburg möchte zunächst unsere Stellungen sichern“, erwiderte der Minister mit missbilligendem Ton.
„Wird dann der Duke of York auf Paris marschieren?“, fragte Dominic mit wachsendem Unmut. Der Duke befehligte die britisch-holländischen Koalitionstruppen in der Normandie.
„Er wird sich zunächst mit Coburg vereinigen. Sie werden später, vielleicht in einem Monat oder zwei gemeinsam auf Paris marschieren.“
„In einem Monat oder zwei“, murmelte Dominic. Verzweifelt kippte er seinen Scotch hinunter. Wie konnte man sich nur so eine Gelegenheit entgehen lassen? „Der Weg nach Paris ist seit April offen, seitdem der Girondist Charles-François Dumouriez mit seiner ganzen Armee zu uns übergelaufen ist, aber wir nutzen unsere Chance nicht, die Stadt einzunehmen? Die Rebellen in der Vendée brauchen dringend Truppen, Waffen und Brot, aber dieser Nachschub geht erst einmal in die westindischen Inseln?“
„Ab dem Herbst können wir die Vendée wieder versorgen“, sagte William Windham, „früher nicht.“
„Ich bezweifele, dass wir so lange warten können“, erwiderte Dominic. „Ich kam nach London, um Ihre Hilfe zu erflehen, solange wir noch einsatzbereit genug sind. Ich flehe Sie an, Sir, leiten Sie den Nachschub sofort an uns weiter.“
„Sie können nicht zulassen, dass das Loiretal wieder in die Hände der Feinde fällt“, unterstützte ihn Sebastian leise.
Doch Kriegsminister Windham blieb standhaft. „Wir werden im Herbst einen Konvoi schicken. Bis dahin werde ich Sie über die Lage auf dem Laufenden halten.“
Dominic wusste, dass es einem Wunder gleichkäme, wenn Jacquelyn und seine Männer den Sommer überleben würden. Vielleicht könnte er Windham doch noch überzeugen. „Sir, mit Ihrer Erlaubnis?“
Der Kriegsminister nickte.
„Die Nachrichten vom Krieg klingen vielversprechend, so als ob uns der Sieg schon sicher sei. Aber ich versichere Ihnen, in Frankreich selbst sind wir davon noch weit entfernt.“ Er überlegte einen Moment. „Ganz Frankreich versinkt in Anarchie. Überall fehlt es an Nahrungsmitteln. Das von der Regierung ausgegebene Papiergeld, die Assignaten, ist nichts mehr wert. Der Mob regiert die Straße, anfällig für jede Gewaltparole der Jakobiner im Nationalkonvent. Der Konvent wird von den radikalsten Elementen beherrscht. Der von den Jakobinern gegründete zentrale Wohlfahrtsausschuss stellt überall im ganzen Land bewaffnete Banden auf, um Angst und Schrecken zu verbreiten und die Masse davon abzuhalten, die Royalisten zu unterstützen. Die Menschen in Frankreich werden nur noch von Furcht und Leidenschaft beherrscht. Selbst die Befürworter der Revolution leben in ständiger Angst, als Republikfeinde denunziert zu werden. Es ist unvorstellbar, mit welcher Leidenschaft die Radikalen Gleichheit und Freiheit propagieren.
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