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Die heldenhaften Jahre der Kirschkernspuckerbande: Roman (German Edition)

Die heldenhaften Jahre der Kirschkernspuckerbande: Roman (German Edition)

Titel: Die heldenhaften Jahre der Kirschkernspuckerbande: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gernot Gricksch
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andere Richtung schaut.« Ich lächelte Dominik Brockheffer freundlicher an, als ich dem lesefaulen Hobbyjournalisten tatsächlich gesinnt war.
    »Aha«, sagte er. »Und etwas konkreter?«
    Das Kerlchen wollte tatsächlich eine Inhaltsangabe! Unglaublich!
    »Also«, begann ich, fest entschlossen, mein erstes Interview professionell durchzuziehen. »Es ist die Geschichte meiner fünf besten Freunde. Und meine eigene Geschichte natürlich auch. Wir sind alle im Jahr 1960 geboren, und ich erzähle in Kirschkerne, was uns in den vierzig Jahren bis zur Millenniumswende so alles widerfahren ist.«
    Dominik nickte. Sein Blick forderte mich zu mehr Details auf.
    Also gab ich sie ihm: »Ich selbst bin durch diverse Phasen gegangen. Punk, Alternativ … Na ja, was man in den Siebzigern eben so war. Ich habe dann lange als freier Journalist gearbeitet. So wie Sie. Kein wirklich spektakuläres Leben. Außer, dass ich über viele Umwege irgendwann die Frau meiner Träume gefunden habe: Susann. Wir waren schon Grundschulkumpel, aber ich habe ewig gebraucht, bis ich begriff, dass sie der Mensch ist, der mich glücklich machen kann.«
    »Ein glücklicher Schriftsteller«, grinste Dominik. »Trifft man ja eher selten.«
    Ich ignorierte seine Bemerkung. »Susann und ich haben eine Tochter. Nele. Sechs Jahre alt. Susann und ich sind immer noch zusammen. Und irgendwann wird Susann vielleicht auch mal einen meiner alljährlichen Heiratsanträge annehmen.«
    Ich grinste hoffnungsvoll. Das sollte nun aber wirklich das Eis brechen. Die meisten Leute fanden es kurios und charmant, dass ich der Mutter meines Kindes in regelmäßigen Abständen die Ehe antrug, obwohl sie mich jedes Mal freundlich, aber bestimmt abblitzen ließ. Susann glaubte einfach nicht an das Hochzeitsritual.
    Dominik Brockheffer aber amüsierte meine romantische Hartnäckigkeit kein bisschen. Er schien sich nur mit Mühe ein Gähnen verkneifen zu können. Das war zweifelsohne der langweiligste Plot, den er je gehört hatte.
    »Schnell zusammengefasst, klingt das zugegebenermaßen ziemlich …«, murmelte ich defensiv, doch Dominik unterbrach mich.
    »Und Ihre Freunde?«, fragte er in der offensichtlichen Hoffnung, dass sie nicht solche Nullnummern waren wie ich.
    »Ja«, fuhr ich fort. »Da gibt es Dille. Eigentlich Dilbert. Er ist ein Spielplatzrocker, ein Maulheld, ein Teenie-Macho, ein Sprücheklopfer. Als er fünfzehn war, hatte er Sex mit Petra, die auch zu unserer Clique gehörte. Petra hat sich immer wie ein Junge benommen. Total tough. Wir waren alle aufrichtig überrascht, dass sie überhaupt eine Gebärmutter hat. Wie auch immer, die beiden gingen ins Bett, und Petra wurde von Dille schwanger. Sie haben das Kind bekommen und sind zusammengezogen. Sie haben geheiratet und zwei weitere Kinder bekommen. Die beiden sind wie Feuer und Wasser, sie fetzen sich ununterbrochen. Auch heute noch. Aber irgendwie raufen sie sich immer wieder zusammen.«
    Dominik Brockheffer sah aus, als würde er darauf brennen, ein ernstes Wort mit der Volontärin zu reden, die ihm den faden Autor solch eines banalen Romans als Gesprächspartner angepriesen hatte.
    »Sie müssen verstehen«, sagte ich. »Es ist eine wahre Geschichte. Es geht nicht um irgendwelche großen Ereignisse, es gibt kaum dramaturgische Knalleffekte. Es geht um die Liebe und um Freundschaft, über die Gedanken, die man sich macht, die unerwarteten Streiche, die einem das Leben spielt. Es ist auch eine Chronik über das Deutschland der letzten vierzig Jahre. Manche Leute sagen, das Buch sei sogar ein wenig philosophisch. Und viele Leute finden es, nun ja … unterhaltsam. Komisch. Rührend.«
    Ich ärgerte mich über mich selbst. Warum verteidigte ich mein eigenes Buch vor einem Mann, der es gar nicht gelesen hatte?
    »Gibt’s auch Tote?«, fragte Dominik.
    Ich schaute ihn erstaunt an. »Es ist kein Krimi«, sagte ich und konnte mir einen säuerlichen Zug um die Mundwinkel nicht verkneifen. »Ich hasse Krimis.«
    »Hm«, murmelte Dominik. »Trotzdem.«
    Mittlerweile kochte ich innerlich vor Wut. Dieses Jüngelchen wollte mir unmissverständlich klarmachen, dass mein bisheriges Leben zu langweilig war, um überhaupt aufgeschrieben werden zu dürfen. Er wollte mehr Action. Sex and Crime.
    Okay, konnte er haben.
    »Ein bisschen Krimi ist schon drin«, sagte ich. »Da gibt es noch Sven. Meinen anderen Kumpel. Der hat lange gebraucht, bis er sich als schwul outete. Das war echt hart für ihn. Seine Mutter konnte das nicht

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