Die Herren der Unterwelt 02 - Schwarzer Kuss
verwuschelt, die Wangen rosig. Wenn ich dort oben doch nur stehen und Lucien zu mir heranwinken könnte. „Na, dann lass sie nicht länger warten.“
„Fühlt euch wie zu Hause.“ William trat zu Anya, um ihr auf die Wange zu küssen, aber als Lucien knurrte, überlegte er es sich anders. „Wir sehen uns dann morgen, Annie Love.“
„Love?“ Lucien spuckte das Wort aus.
Während er sich beeilte, zur Treppe zu kommen, hob William die Hände und grinste. „Ich habe doch nur Spaß gemacht.“
„Wir müssen uns etwas von dir ausleihen“, rief Anya ihm nach. „Darum sind wir hergekommen. Ich meine, natürlich davon abgesehen, dass ich dich gern wiedersehen wollte.“
„Warum hast du dir nicht all das gestohlen, was du brauchst?“
„Das hätte ich ja auch gemacht.“ Anya deutete mit dem Daumen auf Lucien. „Aber der Boss hat irgendwas gegen stehlen.“
„Nein. Habe ich nicht mehr.“ Lucien wandte sich um. „Du brauchst es doch.“
„Er wird sich wohl daran gewöhnen müssen, wenn er weiter mit dir zusammenbleiben will. Bis später!“ Ihr Gastgeber wandte sich abrupt der Treppe zu und nahm dann elegant zwei Stufen auf einmal.
„Oh, Willie. Noch ganz kurz …“, rief sie ihm nach. Er hielt inne. „Ich werde gerade sozusagen von den Göttern verfolgt. Und …“, fügte sie hinzu, um Lucien einen Gefallen zu tun, „… und vom Dämon des Todes. Weil ich jetzt hier bin, kann es sein, dass ich Krieg und Chaos mitgebracht habe. Ist das ein Problem?“
„Absolut nicht. Was wäre ein Besuch von Anya ohne ein wenig Chaos?“ William hatte den obersten Absatz erreicht, legte die Arme um die Taillen der Frauen und tätschelte ihnen den Hintern. „Wir reden morgen weiter, okay?“
Die Frauen kicherten. Ihh! Anya hasste es, wenn Frauen kicherten. Sie benahm sich vielleicht wie ein College-Girl, aber sie würde sich nie dazu herablassen, auch wie eines zu kichern. Sobald das Trio um die Ecke verschwunden war, hatte sie die drei auch schon vergessen.
„Nun, du hast es ja gehört.“ Sie drehte sich zu Lucien um. „Wir können uns hier wie zu Hause fühlen. Wir fangen am besten damit an, uns die Sachen zusammenzusuchen, die wir brauchen.“
Lucien trat so nahe zu ihr, bis sie fast nicht mehr an seinem Körper vorbeisehen konnte. Als sie sich berührten, schubste er sie gegen die Wand. Er starrte sie derart hasserfüllt an, dass ihr die aufgesetzte Fröhlichkeit verging.
„Was?“
„Wir machen hier nur eins: Wir werden beenden, was wir begonnen haben.“
13. KAPITEL
Er würde sie markieren.
In dem Moment, indem Lucien gesehen hatte, wie der attraktive William Anya berührte, hatte ihn ein überwältigendes Bedürfnis erfasst: Er musste, daran gab es keinen Zweifel, er musste Anya zeichnen, sodass jeder Mann, der sie auch nur ansah sofort wusste, dass sie einem anderen gehörte.
Dieser Drang war größer als alles, was er bisher verspürt hatte. Stärker als seine Sehnsucht, mit dieser Frau ins Bett zu gehen. Alles in ihm, sein Herz, sein Geist, sein Dämon schrien: Sie gehört mir.
Genauso hatte Anya über ihn gedacht. Wären sie in jenem Moment allein gewesen, als sie es gesagt hatte, hätte Lucien sie auf das nächstbeste Bett geworfen und gefleht, dass sie diesen Satz immer und immer wieder sagte.
Nie zuvor hatte er diese Gefühle gehabt. Noch nicht einmal Mariah gegenüber hatte er sich so sprunghaft verhalten. Er hatte sie geliebt, aber seine Gefühle für sie waren rein gutmütiger Natur gewesen. Friedlich. Zärtlich. Was er für Anya fühlte, war schon auch Zärtlichkeit – aber zugleich waren seine Gefühle auch so unkontrollierbar wie ein Sturm um Mitternacht.
Doch wenn auch Lucien sich in diesem Moment kaum beherrschen konnte, war sein Dämon sehr ruhig. Irgendwie war es Anya gelungen, das Biest zu zähmen. Sobald der Tod ihre Stimme hörte, ihren süßen Erdbeerduft roch … Sogar in diesem Augenblick schnurrte der Tod, als wolle er sich von ihr streicheln lassen.
„Zu … zu Ende bringen?“ Sie rang nach Luft. Ihre Handflächen hatte sie gegen seine Brust gelegt. Es war eine Bewegung, mit der sie ihn weder wegstieß, noch näher zu sich heran holte. Sie hatte die Augen aufgerissen und sah ihn wütend an. „Was soll das heißen?“
„Du weißt genau, was ich meine.“ Von oben hörten sie die beiden Frauen kichern. Dann vernahmen sie, wie William aus Spaß knurrte und ihnen vorwarf: „Ihr habt mich hart gemacht, jetzt müsst ihr euch auch um den Rest kümmern.“
Anyas
Weitere Kostenlose Bücher